Der Bademeister: Roman (German Edition)
Im Wasser gibt es keine Spuren, keinen Abdruck und kein Zeichen, nur nackte Körper, als ließe man alles im Wasser, könnte die Spuren herunterwaschen von der Haut, und alles bliebe hier zurück.
Von außen kann man nicht erkennen, dass ich hier eingedrungen bin. Ich gelte als vermisst. Die Wohnung ist versiegelt.
Ich hatte keinen Plan, war fortgeschickt, entlassen. Man glaubt, wenn man kein Unrecht tut, wird sich schon alles finden, aber das ist nicht wahr. Und schließlich habe ich nur den Schlüssel benutzt, den man mir gegeben hat. Wie sonst hätte ich hier hereinkommen sollen? Der Haupteingang ist verschlossen, mit einer Kette zusätzlich gesichert, die Türen zum Heizungskeller im Hof sind aus Eisen, gut gehalten, jährlich überstrichen, darauf hat der Hausmeister streng geachtet: dass keiner einbricht. Es gibt vielleicht Leute, die denken, dass ein Bademeister und ein Hausmeister dasselbe sind. Denn was hat ein Bademeister zu tun, da doch kaum jemals ein Mensch im Schwimmbad ertrinkt, und wenn der Bademeister nichts zu tun hat, dann kann er ohne weiteres die Aufgaben des Hausmeisters mit übernehmen, welche ihrerseits nicht deutlich sind, da es doch einen Mechaniker gibt und Klempnerarbeiten vom Klempner durchgeführt werden, und wenn es einen Bademeister und einen Hausmeister gibt, so wird der eine nicht mehr zu tun haben, als den Rettungsring abzustauben, während der andere hie und da eine Glühbirne austauscht. Die Leute denken, der Bademeister und der Hausmeister sind beide faul, so dass man auf einen von den beiden leicht verzichten kann. Aber das ist nicht wahr. Weil nichts geschehen ist, vergisst man, dass gerade dies niemandem als dem Bademeister zu danken ist. Ich habe getan, was man von mir erwarten konnte, und es ist ungerecht, wenn man dem Hausmeister eine neue Stelle gibt, dem Bademeister aber nicht.
Wäre ich nicht zurückgekehrt, so hätte ein Unglück geschehen können, hören Sie? Der Gestank war ein böses Zeichen. Selbst ich wäre fast davongelaufen. Es ist ein enger Gang, man weiß nicht, was dahinter wartet. Ich tastete mich langsam voran, ohne etwas zu sehen, und der Gestank wurde schlimmer. Dann öffnete ich die Tür zum Heizungskeller. Es gibt vier Räume unten: der große, in dem die drei Heizkessel stehen und von dem aus eine Tür zum Hof führt, ein Vorratsraum für Kohle, im dritten befinden sich ein großer Tisch und Werkzeuge, und dann die kleine Kammer mit Spind und Pritsche.
Im Kesselraum steht ebenfalls ein Tisch, an den sich Klaus gesetzt hat, um zu essen, und gekocht hat er im Werkzeugraum, wo die großen Rohre zu Sicherheitsventilen führen, aus denen heißer Dampf dringt, wenn man sie öffnet. Dann führen sie weiter hinauf ins obere Stockwerk.
Als ich Klaus den Globus brachte, standen beide Aquarien in der Werkzeugkammer. Er hatte zwei Aquarien, eines mit kleinen Fischen, Scalaris, hat er sie genannt, das andere mit großen Fischen, für die er Wasser aus dem Schwimmbad schöpfte. Keine Karpfen, hat er gegrinst und hinzugefügt, dass es doch schade sei; dann nahm er mir den Globus ab und stellte ihn neben die Fische.
Mehrere Wochen waren seit der Schließung vergangen. Ich kenne mich nicht aus mit Fischen, und warum Klaus sie hier gelassen hat, weiß ich nicht, denn wenn sie nicht gefüttert werden, müssen sie verhungern. Er konnte keinesfalls vermuten, dass ich hierher zurückkehren würde, das ganze Volksbad ist geschlossen, es ist verboten, sich hier aufzuhalten, und oben in der Eingangshalle steht ein Schild, Achtung, Einsturzgefahr.
Es war ihr sicherer Tod.
Ich habe das Aquarium nicht gleich bemerkt, die Milchglasscheiben sind so verschmutzt, dass kaum noch Licht hereindringt. Ich wusste nicht, was da verfault, es war der Geruch von Verwesung, die Kessel standen kalt, und dann entdeckte ich auf dem Tisch das größere Aquarium, in dem langsam vier Fische schwammen, der fünfte trieb oben auf dem trüben Wasser, und später sah ich, dass er halb aufgefressen war. Im Werkzeugraum stank es noch mehr, das zweite Aquarium war ein schwarzer Kasten, man konnte nichts darin erkennen, daneben auf dem Fußboden im Dreck ein silbriger Fisch, staubig und vertrocknet.
Ich habe ihn aufgehoben, vorsichtig auf den Handteller gelegt, er schien zerbrechlich, so trocken war er, ich trug ihn auf der flachen Hand und ging mit ihm die Treppen zur Schwimmhalle hinauf, als müsste er dort wieder zu sich kommen.
Er hatte kein Gewicht, und es ist seltsam, etwas in der Hand zu
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