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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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will.»
    «Freut mich», antwortete er trocken. «Sie sehn ganz gesund aus.»
    «Der Zweck meines Besuchs ist der», fuhr Poirot fort. «Ich schreibe ein Buch, eine Biografie General Arundells, der seine letzten Lebensjahre in Basing verbracht haben soll.»
    Der Arzt machte ein etwas überraschtes Gesicht. «Ja, General Arundell lebte hier bis zu seinem Tod. In Littlegreen House – gleich nach der Bank –, vielleicht haben Sie es gesehn?», Poirot nickte. «Aber das war ziemlich lange vor meiner Zeit. Ich kam 1919 nach Basing.»
    «Aber Sie kannten seine Tochter, die verstorbene Miss Arundell?»
    «Ja, ich kannte Emily Arundell sehr gut.»
    «Es war natürlich eine große Enttäuschung für mich, dass sie vor kurzem gestorben ist.»
    «Am ersten Mai.»
    «Ja, das habe ich erfahren. Ich rechnete nämlich damit, von ihr persönlich Aufschlüsse und Erinnerungen für die Biografie ihres Vaters zu erhalten.»
    «Gewiss, gewiss. Aber was kann ich dabei tun?»
    «Hatte General Arundell andere Kinder, die noch leben?»
    «Nein. Alle fünf tot. Vier Töchter und ein Sohn.»
    «Und Enkel?»
    «Charles Arundell und seine Schwester Theresa. Mit denen können Sie sich in Verbindung setzen, aber ich bezweifle, dass Ihnen damit gedient sein wird. Der heutige Nachwuchs schert sich nicht viel um seine Großväter. Dann wäre da noch eine Mrs Tanios, aber auch sie wird Ihnen kaum etwas Verwendbares sagen können.»
    «Vielleicht sind Familienpapiere in ihrem Besitz?»
    «Vielleicht. Bezweifle es aber. Nach Miss Emilys Tod wurde viel verbrannt.»
    Poirot seufzte enttäuscht. Der Arzt sah ihn neugierig an.
    «Was finden Sie denn so interessant an dem alten Arundell? Habe nie gehört, dass er ein hohes Tier gewesen ist.»
    «Ich bitte Sie!» Poirots Augen leuchteten begeistert. «Die Geschichte wird oft ihren bedeutendsten Männern nicht gerecht. Kürzlich sind Akten zum Vorschein gekommen, die ein ganz neues Licht auf den Großen Aufstand in Indien werfen. Geheimgeschichte. Und dabei spielt John Arundell eine große Rolle. Das Ganze ist faszinierend – faszinierend!»
    «Hm!» machte Dr. Grainger. «Der alte General sprach, wie ich hörte, so viel über den Großen Aufstand, dass es den Leuten schon zum Hals heraushing.»
    «Von wem wissen Sie das?»
    «Von einer gewissen Miss Peabody. Vielleicht suchen Sie sie auf? Niemand ist schon so lange in Basing ansässig wie sie – kannte die Arundells gut. Klatsch ist ihr liebster Zeitvertreib. Ein Besuch würde sich lohnen, sie ist ein Original.»
    «Das ist eine ausgezeichnete Idee. Können Sie mir vielleicht auch sagen, wo der junge Mr Arundell, der Enkel des Generals, wohnt?»
    «Charles? Ja, seine Adresse kann ich Ihnen geben. Aber er ist ein respektloser Draufgänger. Die Familiengeschichte ist ihm schnuppe.»
    «Er ist noch sehr jung?»
    «In den Augen eines alten Knackers wie ich allerdings», antwortete der Arzt zwinkernd. «Anfang dreißig. Das schwarze Schaf der Familie. Hat viel Charme, aber das ist auch alles. Wurde in die ganze Welt geschickt und hat nirgends gut getan.»
    «Seine Tante hatte ihn trotzdem gern?», fragte Poirot. «Das kommt nämlich häufig vor.»
    «Hm, ich weiß nicht. Emily Arundell war nicht auf den Kopf gefallen. Soviel mir bekannt ist, gelang es ihm nie, Geld von ihr zu kriegen. Sie war sehr dickköpfig. Ich konnte sie gut leiden. Schätzte sie sehr.»
    «Starb sie plötzlich?»
    «Ja und nein. Sie kränkelte seit Jahren, aber sie überstand mehrere schwere Krankheiten.»
    «Es heißt, dass sie sich mit ihrer Familie entzweite?»
    «Entzweite – eigentlich nicht», antwortete der alte Arzt langsam. «Nein, soviel ich weiß, kam es zu keinem offenen Bruch.»
    «Verzeihen Sie, wenn ich indiskret bin!»
    «Durchaus nicht. Das weiß doch der ganze Ort.»
    «Sie hinterließ ihr Vermögen nicht den Angehörigen, wie ich erfuhr.»
    «Nein, sie vermachte alles ihrer Gesellschafterin, einem scheuen, verschreckten Huhn. Merkwürdig! Mir unbegreiflich. Sah ihr gar nicht ähnlich.»
    «Nun ja», meinte Poirot nachdenklich. «Man kann sich leicht vorstellen, wie es kam. Eine alte Dame, schwach und leidend, abhängig von der Person, die sie pflegt und betreut. Eine kluge Frau mit einiger Willenskraft kann sich da leicht Einfluss verschaffen.»
    Diese Behauptung wirkte wie ein rotes Tuch auf einen Stier. «Einfluss!», knurrte Dr. Grainger. «Keine Spur! Emily Arundell behandelte Minnie Lawson schlimmer als einen Hund. Aber Frauen, die sich als Gesellschafterinnen

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