Der Ball spielende Hund
haben?»
«Das können wir nicht wissen.»
«Nein. Nur vermuten. Ich persönlich vermute, dass sie glaubte, ihn abgeschickt zu haben. Sie wird wohl sehr verwundert gewesen sein, dass sie keine Antwort erhielt…»
Meine Gedanken waren in eine andere Richtung abgeschweift.
«Poirot, glauben Sie, dass dieses spiritistische Zeug dabei eine Rolle spielte? Ich meine, dass – trotz allem, was Miss Peabody sagte – bei einer dieser Séancen ein Befehl kam, sie möge ihr Testament ändern und das Geld der Lawson hinterlassen?»
Poirot schüttelte zweifelnd den Kopf. «Das passt nicht zu dem Gesamtbild, das ich mir von Miss Arundells Charakter gemacht habe.»
«Die Damen Tripp erklären, Miss Lawson sei fassungslos gewesen, als das Testament verlesen wurde.»
«Sagte sie ihnen.»
«Aber Sie glauben es nicht?»
«Mon ami, Sie kennen meine misstrauische Natur. Ich glaube nichts, was sich nicht bestätigen und nachweisen lässt. ‹Er sagt›, ‹sie sagt›, ‹sie sagen› – pah, was heißt das alles? Nichts. Es kann reine Wahrheit sein. Es kann abgefeimte Lüge sein. Ich gebe mich nur mit Tatsachen ab.»
«Und die sind?»
«Miss Arundell stürzte auf der Treppe. Niemand bestreitet das. Der Sturz war das Werk eines Unbekannten.»
«Sagt Hercule Poirot. Einen anderen Beweis dafür gibt es nicht.»
«Im Gegenteil! Wir haben den Nagel als Beweis; den Brief Miss Arundells an mich; den Beweis, dass der Hund die ganze Nacht außer Haus war; Miss Arundells Worte über das Bild auf der Dose und Bobs Ball. Das alles sind Tatsachen.»
«Und die nächste Tatsache, bitte?»
«Die nächste Tatsache ist die Antwort auf unsere übliche Frage: Wer profitierte von Miss Arundells Tod? Antwort: Miss Lawson.»
«Die tückische Gesellschafterin! Allerdings waren die anderen in dem Glauben, dass sie die Erben seien. Und zur Zeit des Unfalls hätten tatsächlich sie den Vorteil davon gehabt.»
«So ist es, Hastings. Und deshalb sind sie alle gleich verdächtig. Ferner kennen wir die Tatsache, dass Miss Lawson ihr Möglichstes tat, damit Miss Arundell nicht erfuhr, dass Bob über Nacht ausgeblieben war.»
«Finden Sie das verdächtig?»
«Durchaus nicht. Ich nehme es nur zur Kenntnis. Vielleicht geschah es lediglich aus Sorge um die alte Dame. Das ist die weitaus wahrscheinlichste Erklärung.»
Ich sah Poirot von der Seite an. «Er weicht einem fortwährend aus», dachte ich. «Miss Peabody», sagte ich laut, «ist der Ansicht, dass es bei diesem Testament irgendeinen Hokuspokus gegeben hat. Was kann sie damit meinen?»
«Das war vermutlich ihre Art, einen nebelhaften, unklaren Verdacht auszudrücken.»
«Beeinflussung scheint nicht infrage zu kommen», meinte ich nachdenklich. «Und allem Anschein nach war Emily Arundell viel zu vernünftig, um an solchen Unsinn wie Spiritismus zu glauben.»
«Warum nennen Sie den Spiritismus Unsinn, Hastings?»
Ich starrte ihn überrascht an.
«Glauben Sie etwa an Spiritismus?»
«Ich habe diesbezüglich keinerlei Vorurteile. Ich habe mich nie selbst damit beschäftigt, aber Wissenschaftler von Ruf geben zu, dass es Phänomene gibt, die durch die – sagen wir ‹Leichtgläubigkeit› einer Miss Tripp nicht zu erklären sind.»
«Sie glauben also dieses Gewäsch von dem Lichtschimmer um Miss Arundells Kopf?»
Poirot machte eine abwehrende Handbewegung. «Ich sprach allgemein, weil ich mit Ihrem voreingenommenen Skeptizismus nicht einverstanden bin. Ich würde allerdings den Schwestern Tripp – nach dem Urteil, das ich mir über sie gebildet habe – nichts glauben, ohne es sehr genau geprüft zu haben. Dumme Frauen, mon ami, bleiben dumme Frauen, ob sie nun über Politik, Angestellte, Spiritismus oder Schnittmuster reden.»
«Trotzdem hörten Sie ihnen höchst aufmerksam zu.»
«Im Zuhören bestand heute meine ganze Aufgabe. Zuhören, was jeder Einzelne über diese sieben Personen beziehungsweise über die fünf unmittelbar Beteiligten zu sagen hatte. Wir kennen diese Personen nun von verschiedenen Seiten. Nehmen Sie zum Beispiel Miss Lawson! Von den Damen Tripp vernehmen wir, dass sie großmütig, selbstlos, weltfremd war – kurz, eine Seele von einem Menschen. Miss Peabody bezeichnet sie als leichtgläubig, albern, weder mit Mut noch mit Verstand genug begabt, um irgendeine verbrecherische Tat zu begehen. Von Doktor Grainger erfuhren wir, dass sie immer schlecht behandelt wurde und keine leichte Stellung hatte; ein ‹scheues, verschrecktes Huhn›, sagte er. Und Ellen
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