Der Ball spielende Hund
hat England verlassen.»
«Ich verstehe», antwortete Poirot und schwieg für eine Minute.
«Sonst wollten Sie nichts wissen?»
«Oh, ich hätte noch andere Fragen. Zum Beispiel: Sind Sie mit den testamentarischen Verfügungen Ihrer Tante einverstanden? Zweitens: Wie lange sind Sie mit Doktor Donaldson verlobt?»
«Was für Sprünge Sie machen!»
«Eh bien?»
«Eh bien – meine Antwort auf diese Fragen ist: C a ne vous regarde pas, Monsieur Poirot. Das geht Sie nichts an.»
Poirot betrachtete sie eine Weile aufmerksam, ohne eine Spur von Enttäuschung in der Miene, dann stand er auf. «Aha, so ist das! Nun, vielleicht nicht unerwartet. Mein Kompliment, Mademoiselle, zu Ihrer französischen Aussprache. Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen. Kommen Sie, Hastings!»
Wir wandten uns zum Gehen, aber Theresa, die sich nicht rührte, rief uns nach, und die Worte fielen wie ein Peitschenhieb: «Bleiben Sie!»
Poirot setzte sich gehorsam und sah sie fragend an.
«Lassen wir das Versteckspiel!», sagte sie. «Sie könnten mir vielleicht nützlich sein, Monsieur Poirot.»
«Mit Vergnügen, Mademoiselle. Inwiefern?»
Sie zog an ihrer Zigarette und sagte ganz ruhig: «Raten Sie mir, wie man das Testament umstoßen kann.»
«Ein Rechtsanwalt – »
«Ja, vielleicht ein Rechtsanwalt, aber dazu müsste ich den richtigen finden. Ich kenne nur durch und durch korrekte Anwälte. Sie erklären, dass das Testament rechtskräftig ist und dass es hinausgeworfenes Geld wäre, wenn man es anfechten würde.»
«Und Sie glauben das nicht?»
«Ich glaube, dass es immer einen Ausweg gibt, wenn man skrupellos ist und es sich etwas kosten lässt. Nun, ich bin bereit, es mich etwas kosten zu lassen.»
«Und Sie nehmen ganz selbstverständlich an, dass ich mich gegen Bezahlung als skrupellos erweise?»
«Bei den meisten Menschen ist es so. Ich wüsste nicht, warum gerade Sie eine Ausnahme sein sollten. Natürlich beteuert jeder zuerst immer seine Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit.»
«Weil das mit dazugehört, eh? Aber angenommen, ich wäre bereit, skrupellos zu sein – was kann ich, Ihrer Meinung nach, tun?»
«Das weiß ich nicht. Sie sind ein kluger Mensch, das ist bekannt. Sie könnten irgendetwas aushecken.»
«Zum Beispiel?»
Theresa zuckte die Achseln. «Das ist Ihre Sache. Stehlen Sie das Testament und unterschieben Sie ein falsches… Entführen Sie die Lawson und jagen Sie ihr Angst ein, indem Sie ihr vorhalten, sie habe Tante Emily zu diesem Testament genötigt. Lassen Sie ein später auf dem Totenbett geschriebenes auftauchen!»
«Vor Ihrer üppigen Fantasie, Mademoiselle, bleibt mir der Atem weg.»
«Was ist Ihre Antwort? Ich habe offen gesprochen. Wenn Sie nur entrüstet nein sagen können, dann gehen Sie!»
«Ich habe nicht – noch nicht – entrüstet nein gesagt – », begann Poirot.
Theresa lachte und sah mich an. «Ihr Freund scheint vor Empörung zu kochen. Wollen wir ihn ein wenig spazieren schicken?»
Poirot wandte sich gereizt an mich. «Bezähmen Sie Ihre bewundernswerte Rechtschaffenheit, Hastings! Sie müssen meinen Freund entschuldigen, Mademoiselle, er ist, wie Sie sehen, ein anständiger Mensch. Jedenfalls muss ich schon jetzt betonen» – er sah sie fest an –, «dass sich alles, was wir wegen des Testaments unternehmen, streng im Rahmen des Gesetzes halten wird.»
Sie hob die Brauen.
«Das Gesetz», fuhr Poirot nachdenklich fort, «gewährt jedoch eine Menge Spielraum.»
«Ich verstehe», antwortete sie mit flüchtigem Lächeln. «Gut, das können wir als ab gemacht ansehen. Wollen wir jetzt Ihren Anteil an der Beute vereinbaren – wenn es zu einer Beute kommt?»
«Auch das können wir als abgemacht ansehen.» Er beugte sich zu ihr. «Mademoiselle, in neunundneunzig Fällen von hundert stehe ich aufseiten des Gesetzes. Der hundertste Fall – nun, der hundertste ist anders. Vor allem ist er weit einträglicher… Aber es muss ganz still und diskret gemacht werden, wissen Sie – ganz, ganz unauffällig. Mein guter Ruf darf nicht leiden.»
Theresa nickte.
«Und ich muss alle Einzelheiten des Falles kennen! Ich muss die volle Wahrheit wissen. Wenn man die Wahrheit kennt, weiß man leichter, welche Lügen man gebrauchen muss.»
«Sehr vernünftig.»
«Also dann! Wann wurde das zweite Testament verfasst?»
«Am 21. April.»
«Und das erste?»
«Vor etwa fünf Jahren.»
«Die Bestimmungen waren damals –?»
«Ein Legat für Ellen und eine frühere Köchin, alles andere zu
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