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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gleichen Teilen an die Kinder ihres Bruders Thomas und die Tochter ihrer Schwester Arabella.»
    «Sollte das Vermögen zu Gunsten der Erben verwaltet werden?»
    «Nein, es hätte ihnen ausgehändigt werden sollen.»
    «Geben Sie jetzt Acht! Kannten Sie alle Bestimmungen dieses Testaments?»
    «Ja, Charles und ich kannten sie, auch Bella. Tante Emily machte kein Geheimnis daraus. Im Gegenteil, wenn eins von uns sie anpumpen wollte, sagte sie: ‹Ihr kriegt ohnehin mein ganzes Geld, wenn ich tot und begraben bin. Damit müsst ihr euch begnügen.›»
    «Hätte sie ein Darlehen auch bei einer Krankheit oder in einem anderen Notfall verweigert?»
    «Nein, ich glaube nicht», antwortete Theresa langsam.
    «Aber sie war der Ansicht, dass Sie alle sowieso Geld genug zum Leben hätten.»
    «Ja, der Ansicht war sie», versetzte sie voll Bitterkeit.
    «Es war jedoch nicht der Fall?»
    Theresa antwortete nicht gleich. «Mein Vater hinterließ jedem von uns beiden dreißigtausend Pfund. Die Zinsen dieses Kapitals bei sicherer Anlage betragen etwa zwölfhundert Pfund im Jahr. Einen schönen Happen davon schnappt die Einkommenssteuer. Immerhin bleibt ein ganz nettes Jahreseinkommen, mit dem sich gerade leben ließe. Aber ich» – ihre Stimme klang verändert, ihr schlanker Körper straffte sich, sie warf den Kopf zurück; die wunderbare Lebendigkeit, die in ihr schlummerte, kam nun zum Vorschein – «aber ich verlange mehr vom Leben! Das beste Essen, die elegantesten Kleider – Stil, Schönheit – nicht einfach irgendwas zum Anziehen. Ich will leben und genießen – am Strand in der heißen Sonne liegen – Bakkarat spielen – Partys geben, exotische, tolle Partys – ich will alles, was es auf der Welt gibt –, aber nicht Gott weiß wann – sondern jetzt, jetzt!»
    Ihre Stimme wirkte erregend, warm, berauschend. Poirot beobachtete die schöne Frau eindringlich.
    «Und das alles haben Sie vermutlich schon gehabt?»
    «Ja, Monsieur Poirot, das alles habe ich gehabt.»
    «Wie viel ist von den dreißigtausend Pfund übrig?»
    Sie lachte plötzlich. «Zweihunderteinundzwanzig Pfund, vierzehn Shilling und sieben Pence. Genau. Sie sehen also, kleiner Herr, das Sie nur ein Erfolgshonorar kriegen können. Kein Erfolg – kein Honorar.»
    «In diesem Fall», sagte Poirot trocken, «wird sicherlich ein Erfolg zu verzeichnen sein.»
    «Poirot, Sie sind ein großartiger kleiner Mann. Es freut mich, dass wir einander kennen gelernt haben.»
    Sachlich fuhr Poirot fort: «Ich muss Ihnen noch einige wichtige Fragen stellen. Nehmen Sie Drogen?»
    «Nein, nie.»
    «Trinken Sie?»
    «Nicht wenig – aber nicht, weil ich süchtig bin, sondern weil mein ganzer Bekanntenkreis trinkt. Ich könnte es jederzeit aufgeben.»
    «Sehr erfreulich.»
    «Keine Angst!», lachte sie. «Ich werde im Rausch nichts ausplaudern.»
    Poirot fragte weiter: «Liebschaften?»
    «Eine ganze Menge – früher jedenfalls.»
    «Und jetzt?»
    «Nur Rex.»
    «Doktor Donaldson, meinen Sie?»
    «Ja.»
    «Das Leben, das Sie beschrieben, scheint ihm fremd zu sein.»
    «Ja, sehr.»
    «Trotzdem lieben Sie ihn. Warum nur?»
    «Warum? Warum verliebte sich Julia in Romeo?»
    «Nun, zunächst, bei aller Ehrerbietung vor Shakespeare, weil er der erste Mann war, den sie kennen lernte.»
    Langsam antwortete Theresa: «Für mich war Rex nicht der erste, bei weitem nicht.» Sie dämpfte die Stimme. «Aber ich glaube –, ich fühle es – ich werde nie mehr einen anderen Mann ansehen.»
    «Er ist arm, Mademoiselle.»
    Sie nickte.
    «Auch er braucht Geld?»
    «Furchtbar dringend. Aber nicht aus denselben Gründen wie ich. Er ist nicht für Luxus, Schönheit und Nervenkitzel. Er würde einen Anzug tragen, bis er in Stücke fällt, Tag für Tag Wurstbrot essen und in einer alten Blechwanne baden. Wenn er Geld hätte, würde er es für ein Laboratorium und Reagenzgläser und ähnliche Dinge ausgeben. Er hat Ehrgeiz. Sein Beruf geht ihm über alles. Es liegt ihm mehr daran als an mir.»
    «Er wusste, dass Sie nach Miss Arundells Tod Geld zu erwarten hatten?»
    «Ich sagte es ihm. Aber erst nach der Verlobung. Er heiratet nicht des Geldes wegen, wenn Sie darauf hinauswollen.»
    «Sie sind noch immer verlobt?»
    «Natürlich.»
    Poirot schwieg. Sein Schweigen schien sie zu beunruhigen.
    «Natürlich sind wir noch verlobt», wiederholte sie scharf. Dann fragte sie: «Haben Sie ihn gesehen?»
    «Gestern in Basing.»
    «Worüber sprachen Sie mit ihm?»
    «Nichts. Ich verlangte nur die Adresse

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