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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ohren – und selbst wenn es der Fall gewesen wäre, hätte er es als spiritistischen Unsinn abgetan.
    Ich wusste nun auf Grund der Aussagen Miss Lawsons und der Schwestern Tripp, dass ein Mord begangen worden war. Aber von wem? Die Dienstboten schied ich aus; ihrer Mentalität entsprach ein solches Verbrechen nicht. Ich schied auch Miss Lawson aus, denn sie hätte schwerlich von dem leuchtenden Ektoplasma geplaudert, wenn sie den Mord auf dem Gewissen gehabt hätte. Auch Charles Arundell kam nicht in Betracht, da er das Testament gesehen hatte und wusste, dass er durch den Tod seiner Tante nichts gewann.
    Mithin blieben seine Schwester Theresa, Doktor Tanios, Mrs Tanios und Doktor Donaldson, der, wie ich erfuhr, an jenem Abend eingeladen gewesen war, als sich der Vorfall mit Bobs Ball ereignete.
    Mangels anderer Anhaltspunkte musste ich den Mord und die Persönlichkeit des Täters vom psychologischen Standpunkt ergründen. Beide Verbrechen glichen einander in den groben Umrissen. Beide waren schlicht. Dabei schlau und sachkundig ausgeführt. Es gehörten gewisse Kenntnisse dazu, aber nicht große. Die Eigenschaften des Phosphors sind leicht zu erfahren, und das Gift selbst, ist, wie gesagt, unschwer zu beschaffen, besonders im Ausland.
    Ich befasste mich zuerst mit den beiden Männern. Beide Ärzte, beide intelligent. Beide hätten auf Phosphor und seine besondere Eignung für diesen Mord verfallen können – aber die Sache mit dem Ball des Hundes passte nicht zu männlicher Denkweise. Diese Einzelheit deutete auf eine Frau.
    Ich dachte zuallererst an Theresa Arundell. Es wäre ihr zuzutrauen gewesen. Sie war kühn, hemmungslos, führte ein selbstsüchtiges Leben und brauchte verzweifelt Geld, für sich und den Mann, den sie liebte. Auch bewies ihr Verhalten deutlich, dass sie wusste, dass ihre Tante ermordet worden war. Es kam zu einem interessanten Zusammenstoß zwischen ihr und ihrem Bruder. Ich hatte den Eindruck, dass einer den andern des Mordes verdächtigte. Charles versuchte sie zu der Erklärung zu bewegen, dass sie das zweite Testament kenne. Wozu? Weil er wusste, dass man ihr den Mord nicht anhängen konnte, wenn sie das zweite Testament kannte. Sie wieder glaubte ihm nicht, als er sagte, Miss Arundell habe es ihm gezeigt, und hielt das für einen plumpen Versuch, den Verdacht von sich abzulenken.
    Noch etwas fiel mir auf. Charles zögerte, das Wort ‹Arsen› auszusprechen. Später befragte ich den alten Gärtner des langen und breiten über ein Unkrautvertilgungsmittel. Es war klar, was Charles im Kopf herumging.»
    Charles wechselte die Beinstellung. «Ja, es ging mir im Kopf herum. Aber – nun, ich glaube, ich hatte nicht den Schneid dazu.»
    Poirot nickte ihm zu. «Nein, es liegt Ihnen nicht. Stehlen, Fälschen – ja, das ist leicht, aber Töten – nein! Um töten zu können, muss man von einer Idee besessen sein.»
    Er nahm seinen Vortrag wieder auf.
    «Theresa Arundell besaß Geistesstärke genug, um einen solchen Plan in die Tat umzusetzen, aber sie hatte sich immer ausleben können, war nie unterdrückt worden – und solche Menschen töten nicht, es wäre denn in plötzlicher Aufwallung. Trotzdem war ich überzeugt, dass Theresa Arundell das Unkrautmittel aus der Blechbüchse genommen hatte.»
    «Ich werde Ihnen die Wahrheit sagen», fiel Theresa ein. «Ich habe tatsächlich daran gedacht und nahm wirklich ein bisschen von dem Unkrautmittel aus der Blechbüchse. Aber ich konnte es nicht tun. Ich habe das Leben zu lieb, ich konnte das niemandem antun, ihm das Leben zu nehmen… Vielleicht bin ich schlecht und egoistisch, aber es gibt Dinge, die ich nicht über mich bringe. Ich kann einen lebenden, atmenden Menschen nicht töten!»
    Wieder nickte Poirot. «Das ist wahr. Sie sind auch nicht so schlecht, wie Sie sich darstellen, Mademoiselle. Sie sind nur jung – und leichtsinnig.»
    Er fuhr fort:
    «Es blieb Mrs Tanios. Als ich sie sah, erkannte ich gleich, dass sie Angst hatte. Sie bemerkte, dass ich es erkannt hatte, und schlug schnell Kapital aus diesem Selbstverrat eines Augenblickes. Erst bot sie das überzeugende Bild einer Frau, die um ihren Mann fürchtet. Ein wenig später änderte sie ihre Taktik. Es war sehr schlau gemacht, aber ich ließ mich davon nicht täuschen. Eine Frau kann um ihren Mann fürchten oder sich vor ihrem Mann fürchten – aber beides zugleich schwerlich. Mrs Tanios entschied sich schließlich für die zweite Rolle. Sie spielte sie gut, sie kam mir sogar in die

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