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Der Bann Der Magie

Der Bann Der Magie

Titel: Der Bann Der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Sonnenuntergang sogar noch zugenommen zu haben. Der angeschwollene Mond, dem nur noch ein Tag zum Vollmond fehlte, stand hoch am Himmel und warf seinen bleichen Schein durch die zerbrochenen Fensterscheiben und ließ die Scherben am Boden wie Edelsteine funkeln. Ihr Klirren hallte von der hohen Decke wider, als Siveni sie beiseite stieß.
    Harran blickte auf und schob eine Scherbe zur Seite, die in seine Richtung geschlittert war. »Siveni - bist du sicher, daß es funktionieren wird?«
    Sie blickte ihn von oben herab an. »Alle Zauber, die schiefgingen, wurden von kleinen Magiern gewirkt, nicht von ihren Erfindern. Ich half Vater Ils diesen Zauber formulieren; ich gab Brot und Wein ihre Bedeutung. Alle sterbenden Götter, die regelmäßig in den Himmel zurückkehren, schwören darauf. Wirklich, Harran, wir werden nie einen ordentlichen Magier aus dir machen, wenn du nicht lernst, auf deine Materialien zu vertrauen.«
    »Hast du den Zauber je ausgeführt? Du selbst?« fragte Mriga, während sie einen Lappen aus ihrem Beutel zog und anfing, einige der alten Zeichen vom Boden zu schrubben.
    »Persönlich nicht. Ich gab ihn Shils zum Ausprobieren, er funktionierte einwandfrei. Tatsächlich wünscht man sich im Himmel längst, ich hätte ihn ihm nicht gegeben. Er ist ein entsetzlicher Lästling, und nun gibt es keine Möglichkeit mehr, ihn loszuwerden. Wirft man ihn aus dem Himmel, ist er gleich darauf wieder zurück.«
    Ein paar Minuten lang arbeiteten sie schweigend. Harran legte das Brot aus. Mriga beendete ihr Schrubben, dann zog sie die Stöpsel aus den Flaschen und stellte die Becher auf, in die je ein Drittel gegossen und mit Blut gemischt werden würde. Siveni schrieb mit gelber Kreide auf eine der Stellen, die Mriga saubergewischt hatte; einmal hielt sie kurz inne und betrachtete kritisch eine der feinen Phrasen. »Ich habe diesen Buchstaben, nachdem ich ihn erfunden hatte, nie gemocht«, gestand sie. »Aber Ils hatte ihn bereits an die Menschen geschickt, und es war zu spät, das verdammte Ding zurückzurufen.«
    Mriga kauerte sich auf die Fersen und lachte über ihre Fastschwester. »Gibt es irgend etwas, das du nicht erfunden hast?«
    »Den Rachenputzer, den sie im Einhorn ausschenken. Daran ist ganz allein Anen schuld.«
    Nach ein paar Minuten waren sie fertig. »Gut genug«, sagte Siveni. »Habt ihr euch die Worte auch gut eingeprägt?«
    Das war sogar unvermeidlich, da sie ja auf gewisse Weise selbst Siveni waren und im Augenblick ihre Gedanken so deutlich vernahmen wie die eigenen.
    »Dann wollen wir. Je schneller ich wieder in meinem Haus bin, desto glücklicher werde ich sein.«
    »Unser Haus«, verbesserte Mriga sie warnend.
    Siveni lachte. »Harran, wir hatten die wundervollsten Auseinandersetzungen - das Haus wechselte alle paar Minuten Form und Ausstattung. Da hatten unsere Nachbarn was zu schauen!« Ihre Augen blitzten; das bemerkte Harran sogar in diesem düsteren Licht, in dem kaum etwas zu erkennen war, und einen Moment lang sah er in ihr wieder den leicht verrückten Wildfang, in den er sich verliebt hatte. Mriga lächelte und erinnerte sich an diese Streitigkeiten, von denen sie zwei aus dreien gewonnen hatte, während die göttlichen Nachbarn sich über den furchtbaren Krach aufregten. »Wenn das funktioniert.«, sagte sie.
    »Wenn?« Siveni langte nach dem Brot.
    Sie nahmen ihre Plätze ein. Das Diagramm war ein Dreieck innerhalb eines Sechsecks und dieses wiederum in einem Kreis, während kleinere Figuren die Zwischenräume füllten. Sie stellten sich in die Winkel des Dreiecks, jeder mit einem Becher und einem kleinen Laib Brot vor sich - der Becher war in Wein gewaschen und verkehrtherum aufgestellt, das Brot in einem, mit denselben Feuersteinen gezündeten Feuer gebacken, mit dem das Getreide gemahlen worden war. In der Mitte stand ein leerer Becher, im Gegensatz zu den anderen aus Glas. Wenn alles gutging, würde er zerspringen, und sie würden es nicht mehr hören, denn im gleichen Augenblick müßte der Himmel sich für sie öffnen.
    »Ich, die ich das Recht dazu habe, rufe«, sagte Siveni nicht sehr laut. »Ihr Mächte über und unter uns, hört mich; Mächte jeder Art und Form und Kraft, Nacht und Tag, Mächte des Morgens und des Abends, ihr Kräfte, die ihr die große Welt dreht; alle Gedanken und alles Wissen der Elemente; vernehmt meine Worte, befolgt das Gesetz, die Regeln und erhaltet das Gleichgewicht.«
    Harran ergriff Sorge. Er kannte diesen Zauber nur vom Hörensagen, denn

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