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Der Bann Der Magie

Der Bann Der Magie

Titel: Der Bann Der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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herab. Im vergangenen Winter hatten sie - die bedeutenden Leute im Palast - ihm befohlen, Pestwarnungen in den Straßen anzubringen, obwohl keine Pest geherrscht hatte. [4] Doch dann war sie im trockenen Frühjahr wirklich aus der Kanalisation hervorgekrochen, und nur Glück oder göttliches Eingreifen hatte Freistatt gerettet. T21 Und nun, da die faulige feuchte Luft jeder Kreatur die Kraft raubte, sah es aus, als wäre die Zeit für die Pest endgültig gekommen, und die hohen Herren waren besorgt. Die Angst hatte manche der Reichen aus ihren Palästen und Herrenhäusern vertrieben, und sie hatten Zuflucht außerhalb der Stadt in ilsigischen Landhäusern gesucht, von denen die meisten kaum noch mehr als Ruinen waren. Dort warteten sie ungeduldig auf Wetterumschwung. Der Bau an den lange vernachlässigten Befestigungen war ins Stocken geraten, als Steine und Ziegel und Arbeiter offen benutzt wurden, um für die Bequemlichkeit und Sicherheit jener zu sorgen, die reich oder mächtig genug waren, es sich leisten zu können.
    Aber wenn die Pest wirklich ausbrach, würden auch ihre Mauern und Atrien und schattigen Veranden sie nicht vor ihr schützen. Also hatten sie ihm, dem Standortkommandanten, befohlen, seine Soldaten auszuschicken und in steter Bereitschaft zu halten. Natürlich waren seine Männer unzufrieden, denn sie saßen lieber in der Kaserne beim Würfelspiel, er dagegen war froh, aus ihren dicken Mauern zu kommen, die Sommerhitze ebenso speicherten wie die nasse Kälte des Winters.
    Freistatt selbst war ruhig. Niemand rührte unnötig einen Finger. Die Straße der Roten Laternen, durch die er seine Runde gemacht hatte, wirkte verlassen. Wenige Männer würden dafür bezahlen, in einer solchen Nacht wie dieser schweißklebende Haut berühren zu dürfen.
    Auf gewisse Weise war es ironisch, daß nach über einem Jahr magischer Wettermacherei jedermann über das Versagen von Magie jammerte. Die meisten Freudenhäuser - zumindest die besseren wie das Aphrodiahaus - kauften sich gewöhnlich kühlen Nachtwind von den Gesellen in der Magiergilde, aber in diesem Sommer (der im Grund genommen nicht schlimmer als andere war) blieben die magiegeschützten Türen geschlossen, und die Hasardmagier, sofern sie sich überhaupt auf den Straßen sehen ließen, schwitzten ihre Gewänder ebenso durch wie jeder gewöhnliche Arbeiter auch.
    Den Gerüchten nach sollte das Schlimmste bereits vorbei sein und die Magie wiederkommen, allerdings nur zu den Stärkeren oder den Verfluchten. Gerüchte behaupteten viel, doch Walegrin, der Molin Fackelhalter direkt unterstand, erfuhr manchmal, ob und welche Wahrheit in ihnen steckte. Sturmbringers Säule, die Freistatt von seinen Toten und Tödlichen befreit hatte, hatte den Äther abgesogen, der die Magie ermöglichte. Es würde bestimmt länger als ein Jahr dauern, ehe Freistatts Magiergilde mehr als Scharlatanzauber und Tricks verkaufen konnte.
    Das dunkle Wasser des Hafens glitzerte im Sternenschein wie Brillanten; eine schwache Brise strich über den Pier. Katzen mit geschlitzten Ohren und grünen Augen lagen müde auf den feuchten Planken herum. Eine Maus oder junge Ratte kletterte am Tau eines Bootes hinauf und huschte an einer Katze vorbei, die sich so wenig darum scherte, daß nicht einmal ihr Schwanz zuckte. Wenn ein Mensch sich so still hielt wie die Katzen -langsam atmete, die Gedanken so ruhig wie das Wasser - , konnte er die Hitze vergessen und in eine zeitlose Benommenheit gleiten, die fast angenehm war.
    Walegrin suchte diesen Gleichmut, aber der verwehrte sich ihm. Er war rankanischer Soldat, Garnisonskommandant, gegenwärtig unterwegs auf selbstauferlegter Stadtpatrouille. Ein Stolz wie seiner rührte von der Fähigkeit her, seine Pflicht gewissenhaft zu erfüllen. So setzte er seine Gedanken fort, die sich ihm vor Sonnenuntergang entzogen hatten. Er mußte eine Verabredung einhalten, das war der wahre Grund, weshalb er an Stelle eines seiner Männer Streife durch Freistatts Gassen ging.
    Der Sommer hatte eine ebenso große wie unerwartete Veränderung im gesellschaftlichen Gefüge der Stadt gebracht. Den verfolgten Überlebenden der VFBF war Schutz durch die Obrigkeit angeboten worden - den sie auch angenommen hatten - , nachdem ihr Führer verraten und innerhalb der Palastmauern fast getötet worden war. [5] Kämpfer aus der Gosse wie Zip, deren Leben zu Sommeranfang in Stunden und Minuten gemessen worden war, waren nun in der Stiefsohnkaserne hinter Abwind einquartiert

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