Der Bann des Highlanders
einem armen, schicksalsgebeutelten Wanderer Obdach zu gewähren.“
„Ich gewähr dir gleich was ...“ Beuteln würde sie ihn, jawoll!!!
Er hob abwehrend die Hände und machte sich die Mühe, zumindest ansatzweise reuig zu wirken. „Ich wollte dich nicht erschrecken und langsam an mich gewöhnen. Deshalb ist der Schneefall ein wenig heftiger ausgefallen, als geplant. Aber du warst so rabiat in deiner Abweisung, da mutmaßte ich, ich bräuchte unter Umständen etwas länger ...“ Hellorin ver-stummte anstandshalber.
Er konnte ihr schlecht verraten, dass die ganze Sache dezent aus dem Ruder gelaufen war, als er sich in ihrem realen Umfeld befunden hatte.
„Äh ... und warum hast du`s dann bitte so verflucht überstürzt? Das würde mich wirklich brennend interessieren – du hattest einen Zahn drauf, über mich herzufallen, da hätten drei Schneeflocken locker ausgereicht.“
Rhyanns bissiger Tonfall schlug in die faszinierende Sanftmut um, die er in den vergangenen Monaten so wehmütig in sich aufgesogen hatte, als sie Ty zu sich nahm und ihr die Flasche gab.
Während sie ihr Kinn zärtlich schnurrend am Schopf des kleinen Mädchens rieb, blitzten Rhyanns Feenaugen ihren Mann auffordernd an. Feigling, riefen sie. Gestehe, du Wurm!
Also gut ... Hellorin straffte seine Schultern und drückte den Nacken mit krachender Vehemenz durch. Holte tief Atem und räumte ein, dass ihm schlicht und ergreifend der Gaul durch-gegangen war.
„All die Monate über warst du so zärtlich, sinnlich und liebe-voll. So völlig auf dies kleine Mädchen konzentriert. Tröstend, beschützend und einfach wunderbar sanft. Nie, weder unter Sidhe, noch unter den Erin, habe ich eine hingebungsvollere Mutter erblickt, als die Frau, zu der du im Umgang mit ihr“, er blickte zärtlich auf das Kind auf ihrem Schoß, „wirst! Ich fühlte mich magisch angezogen, von dieser unvorstellbar mächtigen, unerschöpflichen Liebe, die du deiner Tochter schenktest. Wollte einen Hauch davon für mich, meine erkal-tete Seele in der unvergänglichen Glut eures harmonischen Zusammenlebens ein klein wenig aufwärmen.“
Hellorin schwieg bedeutungsvoll. „Doch ich habe mich in der Feuersbrunst deines Blutes verloren, mich an dir verbrannt und irgendwie betrogen gefühlt. Du warst plötzlich so viel mehr, als dieses mütterlich sanftmütige Wesen, in das ich mich ein Stück weit verliebt hatte; das ich einen Teil eures Lebenswegs begleiten wollte. Und du reagiertest so exzessiv auf mich, ich konnte nicht einmal mehr klar denken, geschweige denn, mich zurückhalten ...“
Rhyann erhob sich wortlos und brachte die augenreibende Ty ins Bettchen.
Unverdrossen schweigend, kam sie zurück, ging um den Tisch herum und blieb reglos vor ihm stehen. Er warf seine nacht-schwarze Mähne in den Nacken und hob abwartend eine Augenbraue.
Mit einem ironischen Augenrollen zuckte Rhyann die Schul -tern und glitt auf seinen Schoß.
„Verzeih mir!“, hub Hellorin an, doch sie legte ihm einen Finger über die Lippen.
„Liebe mich, halt mich fest, tu irgendwas, damit so was nie wieder geschieht.“ Rhyann war kaum zu verstehen, so dünn und zittrig wisperte sie in seinen Mund.
Hellorin verstand, was ihr so zu schaffen machte. „Süße, du hast ... Du hast nicht mit einem Fremden geschlafen!“
Sie schluchzte schuldbewusst auf und er spürte, wie sehr sie sich selbst anwiderte. „Das zählt nicht, denn ich wusste nicht, dass du es bist. Mein Verstand hat ...“
„... schon lange vorher ausgesetzt! Du hast nur bereitwillig mit mir geschlafen, weil dein Instinkt die Oberhand gewann.“
Sie weigerte sich, ihn anzusehen, also vergrub er seine kräftige Hand in ihrem Haar und zwang sie, seinem Blick zu begegnen. Was sie darin las, ließ sie aus völlig anderen Gründen erbeben. „Lhyrin, du hast mit mir gesprochen, nicht mit dem philan -thropen Wikinger. Versteh doch: Ein Großteil deiner Seele hat mich erkannt, lange bevor du diese Tatsache verstandesgemäß realisiert hast. Dein Körper hat die Rechte deines Seelen-gefährten akzeptiert und dasselbe von mir eingefordert. Des-halb bin ich auch ohne einen Gedanken daran zu verschwenden über dich hergefallen.“ Entrüstet verzog er die vollen Lippen. „Traust du mir soviel Dummheit zu, mir durch ein derart unbedachtes Vorgehen meine Chancen bei einer Erin absicht-lich zu verscherzen?“
„Ha – du bräuchtest ihr doch nur die Erinnerung daran zu löschen und wärst prompt aus dem Schneider. Lass dir was
Weitere Kostenlose Bücher