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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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Woche zum Besten gab. Der Höhepunkt war, wie es schien, ein Zusammenprall am Flussufer zwischen einem Händler und zwei Matrosen, die ein Fass mit verdorbenem Fisch hinter sich hergeschleppt hatten.
    Sie redeten, scherzten und tranken. Als das Bier floss und Márkus immer lebhafter und weniger aufmerksam wurde, wechselte Lukács Blicke mit Krisztina, und ihr Flirt wurde gewagter. Einmal berührte ihr Bein unter dem Tisch sein eigenes, und er wäre vor Überraschung beinahe aufgesprungen. Er verfluchte sich selbst für sein Erröten.
    Schließlich mühte sich Márkus mit rotem Gesicht auf die Beine. «Ich muss mal pinkeln», verkündete er und schob sich torkelnd in die lärmende Menge.
    Mit rasendem Herzen begegnete Lukács dem Blick von Krisztina. «Ich würde dich gerne etwas fragen, wenn du erlaubst», sagte er.
    Ihre Mundwinkel zuckten. Sie beugte sich vor, stemmte die Ellbogen auf die Tischplatte und legte das Kinn auf die verschränkten Finger. «Ich erlaube es», sagte sie.
    Er räusperte sich und starrte auf den Tisch. «Ich … ich würde gerne etwas mit dir besprechen. Mit dir allein, meine ich.»
    «Ich verstehe.»
    Lukács hob den Blick. Ihr Gesichtsausdruck war nichtssagend, eine Augenbraue herausfordernd gehoben. Er beschloss, sein Glück auf die Probe zu stellen. «Deine Antwort?»
    Ihr Lächeln kehrte zurück. «Ich warte. Ich bin gespannt, was es sein mag.»
    «Gut. Ich gestehe, ich weiß nicht, wie ich eine Gelegenheit schaffen soll, mit dir allein zu reden ohne …»
    «Márkus.»
    «Du siehst mein Dilemma.»
    Sie kaute auf ihrer Unterlippe. «Kennst du die neue Statue vom König unten am Ufer?»
    Er nickte. Krisztina öffnete den Mund, um weiterzusprechen, als Márkus zum Tisch zurückkam. Sie presste die Lippen aufeinander.
    Frustriert bestellte Lukács weitere Runden. Sie scherzten und schäkerten eine weitere Stunde. Als sich Krisztina vom Tisch erhob, war er betrunken.
    Sie legte eine Hand auf die Brust und sah Márkus an. «Ich denke, ich lasse euch zwei Ganoven jetzt allein. Ich muss früh aufstehen, und letzte Woche hatte ich den ganzen Tag lang Kopfschmerzen, nachdem ihr mich vom rechten Weg abgebracht hattet.»
    Lachend winkte Márkus ihr zum Abschied hinterher. Lukács blieb weitere zehn Minuten, dann nahm auch er seinen Mantel.
    Márkus runzelte die Stirn. «Du gehst auch? Jetzt schon?»
    «Ich hab noch ein paar Dinge zu erledigen, fürchte ich. Leider. Es war mir eine Freude.» Er rollte seinem neuen Freund ein paar Münzen zu. «Das sollte dir darüber hinweghelfen.»
    Márkus schnappte das Geld. «Sir, Ihr seid ein wahrer Ehrenmann. Werde ich dich wiedersehen?»
    «Oh, ganz bestimmt sogar.»
     
    Er schlüpfte in seinen Frack, als er die Taverne verließ, und eilte hinunter zum Fluss. Die Nacht hatte sich auf die Stadt herabgesenkt, und der Mond versteckte sich hinter einer Wolkenbank. Es war viel dunkler unten am Wasser, als er gedacht hatte.
    Er fand Krisztina an der Statue von Franz Joseph lehnend. Sie stieß sich von dem Denkmal ab, als er herankam, und ging neben ihm her.
    «Gehen wir ein wenig», sagte sie.
    Lukács nickte. Er musterte sie verstohlen, als sie am Ufer entlangschlenderten, und einmal erwiderte sie seinen Blick. Ihr Gesichtsausdruck war nichtssagend, doch die Erwartung war fühlbar und knisterte förmlich in der Luft. Er ermahnte sich, den Moment zu genießen, und versuchte jedes Detail von ihr zu absorbieren: das Rascheln ihres Kleids an ihren Beinen, den Schwung ihrer Hüften, den frivolen Schatten ihres Dekolletés.
    «Für jemanden, der reden wollte, bist du bemerkenswert still», sagte sie.
    Lukács ging zum Ufergeländer und lehnte sich dagegen. Krisztina blieb neben ihm stehen – so dicht, dass er meinte, die Hitze zu spüren, die von ihr ausstrahlte.
    Zum ersten Mal bemerkte er auch ihren Geruch. Nicht den zarten Parfümduft der aufwendig frisierten
Hosszú-életek
-Damen. Dieser Geruch war irden, eine Mischung aus Moschus und Schweiß und Frau, der ihm in die Nase stieg und seine Atemwege überflutete und ihn erhitzte. Er fühlte sich nervös und freudig und unbesiegbar, alles zur gleichen Zeit.
    «Du weißt ganz genau, was du tust, nicht wahr?», sagte er.
    Sie drehte sich zu ihm und sah zu ihm hoch, das Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. «Ist das so?»
    Lukács streckte die Hand nach ihr aus und zog sie an sich. Er presste seinen Mund auf ihren, und sie reagierte augenblicklich, öffnete die Lippen und schob ihre Zunge tief in

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