Der Barbar aus den Highlands
durchsichtig geworden, dass all ihre Reize durchschimmerten. Sobald er mit ihren Haaren fertig war, ließ er sie stehen und tauchte weg.
Das Wasser war so eisig, dass er die Zähne zusammenbeißen musste, aber es hatte auch die erhoffte Wirkung: Seine schmerzhafte Erregung ließ sofort nach.
Eine Weile sah ihm Cecily beim Schwimmen zu. Die Angst, die sie befallen hatte, als er sich immer weiter von ihr entfernte, legte sich, als sie merkte, dass seine Behauptung, er sei ein guter Schwimmer, keine Prahlerei gewesen war. Fasziniert beobachtete sie, wie anmutig sein starker Körper sich bewegte. Doch die Kälte trieb sie wieder ans Ufer, und sie wunderte sich nicht, dass er sich bald darauf zu ihr gesellte.
»Ich muss kurz hinter die Büsche«, sagte sie und trocknete sich mit der Decke ab, die er ihr reichte.
»Nur zu, aber geh nicht zu weit weg«, bat er, während er wieder in sein Hemd und die Stiefel schlüpfte.
Cecily streifte ihr Gewand über das feuchte Unterkleid und setzte sie sich hin, um die Schuhe anzuziehen. Es war ein unangenehmes Gefühl, trockene Kleider über feuchten zu tragen, doch es versprach zumindest eine gewisse Kühlung. Als sie aufstand, zuckte sie ein wenig zusammen, dann eilte sie zu den Büschen.
Sie war gerade fertig, als ein Geräusch sie erstarren ließ. Ohne weiter darüber nachzudenken, schickte sie sich an, zurückzueilen. Doch sobald sie die Büsche hinter sich gelassen hatte, merkte sie, dass das ein schlimmer Fehler war. Artan war umringt von Bewaffneten, und es sah nicht so aus, als ob diese ihn fragen wollten, ob er sich ergäbe. Fergus hatte sie gefunden.
Hastig zog sie sich in die Deckung zurück und überlegte krampfhaft, wie sie Artan helfen könnte. Ihr kam nur die Idee, zu den Männern zu rennen und sie damit lange genug von ihm abzulenken, dass er fliehen konnte. Es war ein verrückter Einfall, und sie bezweifelte, ob Artan wirklich fliehen würde, aber etwas Besseres kam ihr nicht in den Sinn. Als sich Artan mit einem ohrenbetäubenden Schrei auf die Männer stürzte, beschloss sie, dass sie es tun musste, und sei es nur, um den Narren vor seiner Torheit zu retten. Doch als sie sich in Bewegung setzten wollte, packte jemand sie von hinten. Bevor sie recht wusste, wie ihr geschah, verspürte sie einen dumpfen Schlag auf dem Kopf, dann wurde es dunkel um sie.
11
J emand stöhnte. Gleich darauf erkannte Cecily, dass dieser Jemand sie selbst war. Ihr Kopf fühlte sich an, als würde ein kleiner Teufel auf ihrer Schulter sitzen und mit einem Stein dagegen hämmern. War sie aus dem Sattel gefallen? Das wäre ihr höchst peinlich gewesen.
Dann kehrten die Erinnerungen zurück. Bilder, die sie am liebsten für immer verbannt hätte, stürmten auf sie ein. Bei der Erinnerung an ihren letzten Blick auf Artan stieg schmerzhafte Trauer in ihr auf. Er war bestimmt tot. Niemand konnte sich gegen so viele Gegner behaupten. Es waren mindestens ein Dutzend Schwerter gegen ihn gerichtet gewesen. Dennoch weigerte sie sich, die Hoffnung aufzugeben, dass er doch überlebt hatte. Ein winziger Hoffnungsschimmer blieb, auch wenn sie sich für ihre Torheit schalt.
Vorsichtig schlug sie die Augen auf und zuckte zusammen, als sich ihre Kopfschmerzen selbst in dem dämmrigen Licht verstärkten. Sie stellte fest, dass sie sich in einem Zelt befand, einem recht prunkvollen Zelt. Als sie versuchte, sich aufzurichten, merkte sie, dass ihre Hände gefesselt waren. Doch das war nicht das Schlimmste. Das andere Ende des Stricks war an einem Pflock befestigt, der in der Mitte des Zelts in den Boden gerammt worden war. Unwillkürlich dachte sie daran, wie abartig ein Mann sein musste, um eine Frau auf diese Weise an eine Leine zu legen. So seltsam es war – bei diesem Gedanken schlug ihre wachsende Panik in Wut um, und diese Wut vertrieb auch ihre Angst um Artan. Sie beschloss, an der Wut festzuhalten.
Ihr schmerzte nicht nur der Kopf, sondern der ganze Körper. Offenbar war ihre Reise zu diesem Ort beschwerlich gewesen. Ihre Kleider waren zerrissen und schmutzig. Sie war wie ein Tier angepflockt, und sie hatte quälenden Durst. In ihr regten sich Mordgelüste.
In dem Moment trat Sir Fergus ins Zelt, und ihre ganze Wut richtete sich gegen ihn. Es wunderte sie nicht, dass der Kerl in einem wahrhaft königlichen Zelt nächtigte. Dass er so sauber aussah wie an der Tafel in der großen Halle in Dunburn, verstärkte ihren Unmut. Selbst sein schütteres Haupthaar wirkte frisch gekämmt. Als er sich
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