Der Barbar aus den Highlands
darauf, dass weder er noch Männer, die an seiner Seite kämpften, Unschuldige verletzen, die versehentlich zwischen die Fronten geraten waren.
Dass sie Glascreag gleich nach ihrer Ankunft wieder verlassen wollte, beunruhigte ihn nicht weiter. Er vertraute darauf, dass sie bis dahin die Wahrheit erkannt hatte, und wenn nicht, dann wollte er sie in der Burg einschließen, bis sie es tat. Abgesehen davon brauchte er sich darüber überhaupt keine Sorgen mehr zu machen, wenn sie ihn heiratete. Sobald sie sich die Treue geschworen hatten, würde Cecily ihn nicht mehr verlassen.
Nicht einmal dann, wenn sie herausfand, welches Geheimnis er ihr vorenthalten hatte?, fragte er sich und verfluchte insgeheim seine Feigheit. Stundenlang hatten sie über ihre Vergangenheit gesprochen, und trotzdem zögerte er immer noch, ihr zu eröffnen, was Angus ihm angeboten hatte. Eigentlich sollte es keine Rolle spielen, sagte er sich immer wieder. Viele Männer heirateten aus materiellen Erwägungen, Gefühle waren meist nebensächlich. Und in diesem Fall hatte ja auch sie einen Vorteil. Angus konnte die Lairdschaft über Glascreag und seine Leute nicht einer kleinen, hübschen jungen Frau anvertrauen, schon allein deshalb nicht, weil alle Clans der Umgebung dies als Einladung betrachtet hätten, Glascreag zu stürmen. Glascreag brauchte einen starken Mann als Oberhaupt. Durch eine Hochzeit wurden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn Angus wollte natürlich auch dem Kind seiner Schwester etwas hinterlassen, denn Cecily war eine der wenigen nahen Verwandten, die er noch hatte. Es war das Vernünftigste für alle Beteiligten, und es sollte Cecily nicht weiter stören oder sie auf den Gedanken bringen, Artans Gefühle für sie seien geheuchelt.
Doch das waren natürlich die Gedankengänge eines Mannes. Artan konnte nicht darauf vertrauen, dass Cecily genauso dachte, und leider fehlten ihm die süßen Worte, um sie zu überzeugen, dass er Gefühle für sie hegte, die weit tiefer reichten als jeder Gedanke an Glascreag.
Doch mit diesen Sorgen wollte er sich jetzt nicht weiter herumschlagen. Wenn sich vor ihrer Ankunft in Glascreag kein rechter Moment ergab, ihr von Angus’ Angebot zu erzählen, musste er sich eben danach damit auseinandersetzen. Allerdings nahm er sich vor, dafür zu sorgen, dass sie es nicht von einem Dritten erfuhr.
Da er nicht allzu lange an dem See verweilen wollte, erhob er sich und zog Cecily ebenfalls hoch. »Wir müssen bald weiter, und ich möchte ein bisschen Staub loswerden. Willst du dich ebenfalls waschen? Ich kann gut schwimmen, du brauchst also keine Angst vor dem Ertrinken zu haben, falls du im Wasser stolperst.«
»Sehr tröstlich«, murmelte sie und blickte zweifelnd zu dem See. Doch dann nickte sie. »Aye, ich denke, es kann nicht schaden, wenn ich mich ein bisschen wasche, selbst wenn das Wasser noch so kalt ist. Aber eine gewisse Zeitverschwendung ist es schon, weil wir ja gleich wieder im Sattel sitzen und bis Sonnenuntergang weiterreiten werden.«
Lachend zog er sich die Stiefel aus. Auch wenn es ihm schwerfiel, schob er seinen Wunsch beiseite, ein paar lustvolle Momente zu erhaschen; denn in ihm regte sich ein wachsendes Unbehagen. Etwas warnte ihn vor bevorstehendem Unheil, und diese Warnung konnte er nicht missachten. Er wollte sich nur ganz kurz frisch machen und dann gleich weiterreiten. Als er sein Hemd abstreifte und bemerkte, dass Cecily sich bis zum Unterkleid ausgezogen hatte, stand er zwar kurz davor, diesen Vorsatz fallen zu lassen, doch er widerstand der Versuchung.
Cecily kreischte auf, als sie ins kalte Wasser trat. Sie musste über Artan lachen, der sich dramatisch schüttelte, doch wacker seinen Weg fortsetzte. Trotz seiner Versicherung, dass ihr nichts passieren würde und er gut schwimmen und sie notfalls retten konnte, begab sie sich nur sehr zaghaft ins tiefere Wasser. Als es ihr bis zu den Knien reichte, blieb sie stehen. Sie beugte sich vor und wusch langsam den Staub und den Pferdegeruch von ihrem Körper. Ihr Unterkleid war bald klitschnass, aber das war ihr egal. Es hatte eine Reinigung ebenfalls bitter nötig, und in der Sonne würde es bald wieder trocknen.
»Wenn du den Kopf nach hinten legst, kann ich dir die Haare ausspülen«, meinte Artan.
»Aye, das wäre schön.«
Artan versuchte, sich nicht an ihrem Anblick zu laben, als er ihr die Haare in dem klaren Seewasser wusch, doch es fiel ihm schwer. Durch das Wasser war ihr leichtes Unterkleid so
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