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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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Dunkelheit Ausschau nach den erleuchteten Fenstern irgendwo vor ihm zu halten. Seine Seele spürte es. Er war fast zu Hause.
    Dort, wo er dazugehörte.
    Sein Körper entspannte sich, die Fassade, die er in London aufrechterhalten musste, war nicht mehr notwendig. Hier, an diesem ganz besonderen Fleckchen Erde, interessierte es niemanden, in welchem Verhältnis seine Mutter zu seinem Vater stand, als sie ihre drei Söhne empfangen hatte. Hier war er selbst jetzt im reifen Alter von dreißig Jahren noch immer Master Beau, und Puck war Master Puck. Merkwürdigerweise hatten die Dienstboten sich schon vor mehreren Jahren angewöhnt, Jack Mr Blackthorn zu nennen. Jack, das mittlere Kind, das von seinen Brüdern Black Jack genannt wurde.
    Beau hätte gern gewusst, ob Jack von Abigails Tod unterrichtet war. Der Mann verschwand immer mal wieder für Monate. Was er trieb, wusste nur er selbst. Aber wenn er gebraucht wurde, tauchte er stets unversehens wieder auf, und manchmal auch, wenn alle wünschten, er würde möglichst schnell wieder verschwinden.
    Puck würde es am härtesten treffen, denn er war immer Abigails Liebling gewesen. Er hatte mit ihr getanzt, alberne Liedchen gedichtet, die sie zum Lachen brachten, ihr vorgelesen, wenn sie krank und ans Bett gefesselt war. Keiner von den dreien betrachtete Abigail als Frau seines Vaters. Mama war seine wahre Partnerin, das sah doch ein Blinder.
    Doch Mama war meistens unterwegs und jagte immer noch dem herrlichen Traum ihrer Kinderzeit nach. Bis nach London und Covent Garden hatte sie es nie geschafft, doch sie war trotzdem nur glücklich auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Sie freute sich maßlos, wenn sie nach Blackthorn kam, umarmte und küsste alle unter Tränen, unterhielt sie mit Geschichten über ihre Erfolge und den rauschenden Beifall, der sie nach jedem Vorhang empfing.
    Doch, wie er Chelsea erklärt hatte, sie wohnte nie im Herrenhaus, sondern bevorzugte ihr eigenes kleines Häuschen, wo sie Gärtnerin und Köchin spielte und beteuerte, es gäbe nichts Schöneres als das schlichte Leben eines „gewöhnlichen Menschen“, um die Seele zu erfrischen und den erschöpften Körper aufzubauen.
    Puck hatte einmal angemerkt, dass es immer wie Weihnachten war, wenn Mama in ihrem Häuschen wohnte. Ihr Papa lächelte unentwegt, alle lachten häufig, und ihre drei „Babys“ hatten keinen anderen Wunsch, als sie mit Zuneigung zu überschütten, die sie unübersehbar erwiderte.
    Ihre Kinder liebten sie, der Marquess betete sie an.
    Doch sie war nicht ohne Fehl und Tadel.
    Ein paar Wochen mochten ins Land gehen, in einem Jahr sogar ein ganzer herrlicher Sommer, und dann erkannten sie alle die Zeichen, ihre Rastlosigkeit, und sie rüstete wieder zum Aufbruch, verließ ihre Bewunderer nach Umarmungen und Tränen und Küssen … verließ sie doch jedes Mal wieder.
    Und als die Kinder heranwuchsen, ließen sie sich immer weniger von ihr bezaubern. Es war schwierig, einen Menschen zu lieben, auf den als festen Bestandteil ihres Lebens sie nicht vertrauen konnten. Das Wissen, dass sie immer hinter der Liebe ihrer Mutter zur Bühne zurückstehen mussten, bewog alle drei, ihr Herz zu hüten, wenn sie anwesend war.
    Beau verstand, dass sein Vater sie liebte. Aber verflucht wollte er sein, wenn seine eigene Frau sich seiner so sicher sein würde. Glücklich, ihn zu sehen, glücklich, ihn zu verlassen. Ihre Kinder zu verlassen.
    Doch das war ja der Sinn der Sache, oder? Sein Vater und seine Mutter waren nicht verheiratet. Die engelhaft selbstvergessene Abigail war die Frau seines Vaters, wenn auch nur auf dem Papier. Beau wusste nicht, welche Rangfolge die Dinge, die seine Mutter glücklich machten, für sie einnahmen, doch er wusste, dass Freiheit größere Bedeutung für sie hatte als alles und jeder andere.
    So etwas kommt für mich nicht infrage, sagte er zu sich selbst. Chelsea, die, kurz nach ihrem Halt für ein mittelmäßiges Abendessen in einem provinziellen Gasthaus eingeschlafen war, ruhte schwer an seiner Schulter. Meine Frau soll meine Frau sein, in jeder Hinsicht. Halbe Sachen gibt es nicht, auch keine Bastarde, die den Preis für den Egoismus ihrer Mutter zahlen müssen.
    Beau schalt sich selbst, weil ihm nicht bewusst gewesen war, wie sehr er es seiner Mutter verübelte, dass sie ihre Freiheit ihren Söhnen vorgezogen hatte. Erst jetzt, da er selbst vor der Heirat stand, erkannte er es. Zum Glück hatte er keine Schwestern. Was für ihn, Puck und Jack gerade noch

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