Der Bastard von Tolosa / Roman
erhobenen Tatzen und angstverdrehten Augen ein paar unsichere Schritte, wobei die Frau mit schnellem Trommelschlag auf und ab tanzte. Ihr Gefährte stieß mit einer kleinen Schaufel in ein Kohlebecken und warf dem Bären eine Handvoll Glut um die Beine. Das Tier hob jaulend die Tatzen, um sich nicht zu verbrennen, und es sah wirklich aus, als ob er mit der Frau tanze. Da klatschten die Leute.
Hamid und ich blickten uns angewidert an. Noch zweimal warf der Kerl dem Bären die Glut unter die Füße, bis er es bewenden ließ und das Tier sich erbärmlich maulend niederließ und die Hintertatzen leckte. Adela hatte Tränen in den Augen, und ich wollte sie aus der Menge ziehen, als hinter mir eine betrunkene Stimme grölte.
»Ist das nicht ein Maurengesicht, Jungs?«
Ich drehte mich um und sah zwei angetrunkene Kriegsknechte, wie sie Hamid festhielten. Einer hatte von hinten seine Arme gepackt, der andere zog ihm den Dolch vom Gürtel und setzte ihm die Spitze an den Hals. Neben mir schrie Adela erschrocken auf. In der Menge wollte ich nicht das Schwert ziehen. Als ich aber zu meinem Dolch griff, spürte ich kühlen Stahl im Nacken.
»Tu’s nicht, wenn du leben willst«, hörte ich eine heisere Stimme hinter mir. Menschen schrien auf, und einige stürzten, als die Menge vor uns zurückwich. Niemand wollte in einen Schwertkampf geraten, und so hatte sich schnell ein freier Kreis um uns gebildet. Vorsichtig blickte ich mich um. Ein Rotschopf hielt seine Schwertspitze an meinen Hals gedrückt. Er sah verwegen genug aus, dass ich es für besser hielt, ihn nicht unnötig zu reizen.
Adela hatte sich geistesgegenwärtig hinter mich gestellt und klammerte sich nun an meinem Gürtel fest, ohne zu ahnen, dass sie mich dadurch behinderte.
»Halt dich ruhig,
companh
«, warnte der Kerl grinsend, während sein Weinatem herüberwehte. Wie seine Gefährten trug er wattierten und mit dickem Rindsleder bedeckten Körperschutz. Das waren ausgebildete Fußkämpfer und allesamt kräftige Kerle. Selbst betrunken waren sie gefährlich.
»Ich bin nicht dein
companh.
«
»Wir mögen keine Mauren«, sagte er mit einem bösen, kleinen Lächeln. »In Spanien haben wir ihnen die Bäuche aufgeschlitzt, verstehst du,
companh?
«
»Hier herrscht kein Allah, du Hurensohn«, schrie einer der Burschen Hamid ins Ohr. »Beschneiden wir ihn doch ein bisschen mehr, als er schon ist«, rief der Dritte.
»Ja, wir rasieren dir den Schwanz ab. Dann kommst du ins Paradies, Mustafa!«
Das bewirkte Gelächter, und so ließ ihre Aufmerksamkeit für einen Augenblick nach. Doch bevor ich etwas unternehmen konnte, bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine rasche Bewegung. Rotschopf fluchte und strauchelte im gleichen Augenblick, denn jemand hatte ihm gegen das Bein getreten, und seine Klinge lag nicht mehr an meiner Kehle. Ich schob Adela von mir und riss das Schwert aus der Scheide, gerade rechtzeitig, um Rotschopfs Stoß zu parieren. Nun war er es, der hastig zurücktrat.
Ich blickte zur Seite und fand einen kräftigen Kerl in rostigem Kettenhemd neben mir. Der hielt ein riesiges, schartiges Schwert in der Pranke und zischte mir zu: »Kümmert Euch um Euren Freund und überlasst mir diesen hier!«
Aber Hamid brauchte keine Hilfe. Dem mit dem Dolch hatte er in die Hoden getreten und dem anderen, der ihn festhielt, seinen Hinterkopf ins Gesicht gerammt. Er spannte die Muskeln an und schleuderte den Kerl mit einer mächtigen Körperdrehung in die Menge. Der Erste war heulend und mit den Händen zwischen den Beinen verkrallt zu Boden gesunken. Hamid hieb ihm die Faust an die Schläfe, dass er umfiel wie ein Mehlsack. Dann hob mein Freund seinen Dolch auf und steckte ihn seelenruhig in den Gürtel. Es gab vereinzelt Beifall aus der Menge.
Der Rothaarige ließ das Schwert sinken und hob beschwichtigend die Hand. »War nur ein Scherz,
companh!
Wir hätten Euch nichts getan.«
»Du hast Glück, denn dieser Spaß hätte dich um ein Haar das Leben gekostet«, erwiderte ich.
»Companh!«
Inzwischen hatten sich die Waffenknechte des Bischofs durch die Menge gekämpft und die drei Kerle entwaffnet und gebunden. Adela drängte sich wieder an meine Seite. Es hätte bös ausgehen können. Ein Schwertkampf in einer Menschenmenge! Nicht auszudenken die Verletzungen an Unbeteiligten. Zischen und wütende Rufe ließen sich vernehmen.
»Hängt die Gauner auf!«, schrien sie in der Menge.
Ich grinste den Rothaarigen an. »Ihr scheint hier nicht beliebt zu
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