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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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der Christenheit, wie du gesehen hast. Wie fühlt sich das an?«, neckte ich ihn.
    »Wenn du jedem Mönch von hier bis Rocafort dein Silber aufdrängst, bist du bald arm, mein Freund«, gab er ungerührt zurück.
    »Die Mönche beten für uns. Und das schadet keinem Sünder.« Es war spöttisch gemeint, obwohl es wahr ist. So mancher stiftet sein halbes Vermögen in der Stunde des Todes, damit sie für ihn beten. »Was ist schon ein wenig Silber gegen das ewige Seelenheil?«
    »Du hast recht. Ein wenig Fürsprache bei eurem Gott ist vielleicht nicht zu verachten.« Ich sah ihn verwundert an, aber er zuckte nur mit den Schultern und gab seinem Hengst die Sporen.
    ***
    Kurz vor einem Zollposten wartete Brun auf uns.
    »Sant Martin, Herr«, sagte er und wies auf einen Wehrturm, der sich auf einem nahen Hügel erhob. Auf der Straße verwehrte uns eine eiserne Kette den Weg. Daneben, an einer Stange, hing das Banner des Grafen von Narbona. Zwei Speerträger kamen gelangweilt aus einer Hütte geschlendert und musterten unsere Gruppe mit abschätzenden Blicken.
    Was wir im Gepäck hätten, wollten sie wissen. Das ginge sie nichts an, knurrte ich. Einer der Kerle machte sich an einem der Maultiere zu schaffen, bis ich mein Schwert zog. Heute hätte ich noch keinen Dieb erstochen, sagte ich ihm, aber es könne ja noch werden. Daraufhin zog er sich zurück. Der andere zählte Mann und Tier und nannte mir einen viel zu hohen Preis für den einfachen Wegezoll, der ihnen zustand. Schließlich waren wir keine Händler. Aber ich wollte nicht endlos verhandeln und zahlte. Die Kerle senkten die Kette zu Boden und winkten uns durch.
    Nach ein paar Stunden verließen wir die Ebene, und die Straße schlängelte sich in hügeliges Land. Adela und Cortesa schwatzten miteinander, ohne zu ermüden. Wiederholte Aufforderungen, nun doch endlich ihr Reittier zu besteigen, schlug die Magd beharrlich aus. Energisch wie zuvor schritt sie einher. Also machte ich mir keine weiteren Gedanken um sie. Wir durchquerten sanfte, flache Täler, in denen Wein wuchs. Olivenhaine auf den langen Hängen, Schafherden auf karstigen Flächen und hier und da grauweiße Kalksteinfelsen, die aus dem dunkelgrünen Dickicht der Hügelkronen ragten.
    Gelegentlich begegneten wir einfachen Wandersleuten oder Bauern. Eine große Schafherde graste am Hang oberhalb der Straße. Ich winkte den Schäfer heran und fragte, ob er nicht einen Schafkäse habe.
    »Nur was mir meine Alte eingepackt hat, Herr«, antwortete er. »Aber ich will gern mit Euch teilen. Sie macht einen guten Käse mit vielen Kräutern.«
    Er ließ mich probieren, und in der Tat hatte er nicht übertrieben. Seine Hunde liefen aufgeregt auf und ab, im Zwiespalt, ob sie die Herde bewachen oder sich mit Thor und Odin raufen sollten, bis der Schäfer fluchend einen Stein nach ihnen warf. Dann schnitt er mir ein großzügiges Stück von seinem Käse ab. Dafür schenkte ich ihm eine von Prior Dominicus’ Würsten. Er roch daran und grinste anerkennend.
    »Ich glaube, ich werde meinen Entschluss nicht bereuen«, bemerkte Hamid, während er genüsslich an seinem Käse kaute. »Dein Land ist besser, als ich es mir vorgestellt habe.«
    »Freu dich nicht zu früh, denn hier ist der reichere Teil der Corbieras. Weiter in den Bergen wird es steiniger und der Ackerbau mühseliger.«
    Er lachte nur. »Solange meine Pferde Gras finden, ist mir das gleich.«
    Ich hatte noch keine Gelegenheit gefunden, ihm über meine Unterredung mit Odo zu berichten. Auch umgaben uns zu viele Ohren. Nur eine Sache musste ich zur Sprache bringen.
    »Stell dir vor, mein Oheim hat mich all die Jahre in Outremer bespitzeln lassen. Er hat es gestern zugegeben.
Paire
d’Aguiliers war ihm Auge und Ohr und hat Berichte geschickt.«
    »Der Mann ist Priester und dein Onkel ein dem Hause Tolosa verbundener Kirchenfürst. Schuldet er dem Bischof nicht mehr Treue als dem Fürsten? Sicher war deine Person nur ein kleiner Teil seiner Berichte. Ich kann darin nichts Schlechtes sehen.«
    »So betrachtet, hast du vielleicht recht«, erwiderte ich nachdenklich. »Aber, nun kommt es noch dicker. Der Alte hatte Männer im Sold, auf mich achtzugeben. Und rate, wen er beauftragt hatte!«
    »Raimon Pilet«, sagte Hamid ungerührt.
    »Was? Du wusstest davon?«
    Er lächelte über meinen entgeisterten Gesichtsausdruck. »Natürlich. Guilhem hat sich mal verplappert, als er betrunken war.«
    »Guilhem?« Mir schwindelte. »Guilhem gehörte auch zu dieser

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