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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Weggabelungen. Die Doggen hatten sich schnell an ihn gewöhnt und beanspruchten ihren gewohnten Platz in der Vorhut. Dann kamen Hamid, Adela und ich mit den beladenen Pferden und Maultieren. Neben uns marschierte Cortesa stur und verbissen mit weit ausholenden Schritten. Zumindest trödelte sie nicht, wenn ihr auch bald der Schweiß von der Stirn lief. Zuletzt kam Alexis, der sich auf meine Anweisung hin oft zurückfallen ließ, um zu prüfen, ob uns jemand folgte.
    Am späten Vormittag wartete Brun im Schatten einer Eiche auf uns. »Wenn Ihr rasten wollt,
Senher
«, sagte er. »Ich kenne da ein Klösterchen, etwas abseits vom Weg, nicht weit von hier. Es nennt sich Fontfreda, nach einer Quelle, die dort entspringt. Die Mönche sind freundlich zu Reisenden.«
    »Eine kühle Quelle täte gut«, stimmte ich zu.
    Das Kloster befand sich zwischen sanften Hügeln in einer hübschen Talmulde, umgeben von gut bestellten Äckern und einem schattenspendenden Wäldchen. Wir wurden aufs herzlichste empfangen. Die Brüder stellten Bänke in den Klosterhof, versorgten die Tiere und stellten Wasser, Brot und Speck auf eine hastig errichtete Tafel. Hamid streckte wohlig die Glieder von sich. Seine Erscheinung kam mir auf einmal verändert vor, bis ich bemerkte, dass er nicht seine übliche Tracht trug. Auf meine Frage erhielt ich einen gequälten Blick als Antwort.
    »Ich habe mich von deiner Tochter beraten lassen«, meinte er und grinste verlegen. Als ich am Vortag bei Odo gewesen war, hatten sie einen Schneider gefunden und Hamid neu eingekleidet.
    »Wir mussten Gebrauchtes kaufen, Vater, weil du es so eilig hattest. Findest du nicht, dass ihm dunkle Farben stehen?«
    »Lass dich bewundern, o dunkler Prinz!«, rief ich spöttisch Hamid zu. »Vielleicht solltest du mich auch beraten,
mon cor.
Und wie steht’s mit dir, Brun?«
    Der nickte ernst. »Ich könnt es gebrauchen,
Domna
Adela.«
    »Da könntest du verdammt recht haben«, spottete ich und deutete auf seine geflickten Beinkleider.
    Adela warf uns einen misstrauischen Blick zu, unsicher, ob wir sie auf den Arm nehmen wollten. Sie hatte eine spitze Antwort auf der Zunge, als der Prior des Klösterchens sich zu uns gesellte.
    »Ein Ort des Friedens, Vater.«
    Mein Lob freute ihn.
Paire
Dominicus war ein rundlicher Mann mit Lachfalten um die Augen, aber auch Händen, denen man die harte Arbeit ansah. Das Kloster sei erst vor siebzehn Jahren von einer Handvoll Brüdern gegründet worden, erzählte er. Damals war er selbst noch nicht Prior gewesen. Nach den ersten mühseligen Jahren ginge es nun mit Gottes Hilfe aufwärts. Erst kürzlich habe Graf Aimeric von Narbona mehr Land und Geld gestiftet, so dass man daran denken könne, einen größeren Anbau zu errichten. Sein Wunsch sei es, die kleine Klosterkapelle eines Tages durch eine große Kirche zu ersetzen.
    Er musterte uns wohlwollend neugierig. Als ich erzählte, dass wir gerade erst aus dem Heiligen Land gekommen waren, da musste ich von Jerusalem berichten und der Kirche des Heiligen Grabes. Und als er erfuhr, dass wir zu den Kriegern gehörten, die Jerusalem befreit hatten, da war seine Begeisterung grenzenlos.
    »Jesus und Maria,
Senher!
«, rief er und bekreuzigte sich dreimal. Dann bestand er darauf, mich zu umarmen und auf die Wangen zu küssen. »Ihr habt der Christenheit einen unendlichen Dienst erwiesen,
Senher
Cavalier.
Der Herr wird es Euch tausendfach vergelten.«
    Zu Hamids Verlegenheit umarmte und küsste er auch ihn, machte selbst vor Brun und Alexis nicht halt und rief schließlich aufgeregt die ganze Bruderschaft zusammen.
    »Seht nur, Brüder, diese tapferen Männer haben das Grab des Erlösers aus den Händen der Ungläubigen befreit.«
    Staunend traten die Mönche näher. Manche fielen auf die Knie und lobten den Herrn, andere küssten unsere Hände. Doch schließlich bemerkte der Prior unsere Verlegenheit und verscheuchte seine frommen Schafe.
    »Genug, genug!«, befahl er. »Wir wollen den Herrschaften nicht zur Last fallen. Bringt lieber etwas Besseres zu essen!« Zu mir gewandt meinte er: »Wir sind kein reiches Kloster, aber ein paar gute Dinge haben wir schon in der Vorratskammer.«
    Sie brachten Wein, Käse, Würste und Schinken. Alles schmeckte köstlich, wie ich es schon lange vermisst hatte. Während wir aßen, bemerkte ich Narben auf seinen Handrücken und fragte danach.
    »Als junger Mann wähnte ich mich sehr vom Licht des Herrn erfüllt«, erwiderte er beschämt. »So sehr, dass ich seine

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