Der Bastard von Tolosa / Roman
Verschwörung? Am Ende auch noch du!«
Ich glaube, ich war knallrot vor Entrüstung geworden, und Adela hatte sich bei meinem lauten Ausbruch besorgt umgedreht. Ich winkte ihr beruhigend zu und zwang mich, die Stimme zu senken. »Und ich wähnte euch meine Freunde. Dabei hat euch der Alte bezahlt. Nicht zu fassen!«
»Reg dich ab, Jaufré!« Hamid schien dies alles zu belustigen. »Ich bin nicht bezahlt worden. Ich weiß nur, dass Pilet deinem Onkel versprochen hat, auf dich zu achten. Odo hat sich Sorgen gemacht. Ist das nicht verständlich?«
»Und was hat Guilhem damit zu tun?«
»Pilet konnte ja schlecht persönlich den Leibwächter spielen. Also hat er Männer angeworben. Einer davon war Guilhem.«
»Also doch für Silber.«
»Jaufré, lass das. Für das bisschen Silber lässt sich niemand in Stücke hauen. Guilhem liebt dich wie seinen eigenen Sohn, wenn er einen hätte. Aus dem Auftrag ist Freundschaft geworden.«
»Du gehörtest also auch dazu?«
»Gewissermaßen, obwohl ich nur durch Zufall davon erfahren hatte. Doch seitdem waren Guilhem oder ich immer an deiner Seite. Es gab auch andere. Die meisten inzwischen tot.«
»Warum ist Guilhem dann nicht hier?«, fragte ich bitter. »Odo hätte ihm gewiss noch eine Belohnung für erfolgreiche Dienste gezahlt.«
»Er blieb zurück, um dir Ricard vom Leib zu halten. Der Kerl hat geschworen, dir zu folgen, um dich umzubringen.«
»Na schön, dass man mal was erfährt. Und warum solche Umstände ausgerechnet um mich?«
»Pilet hat gesagt, die deine sei eine besondere Familie, und dein Leben habe eine besondere Bedeutung.«
»Wie soll ich das nun wieder verstehen?«
»Was weiß ich? Es gab dunkle Andeutungen, dass man dir nach dem Leben trachten könnte. Mehr hat er nicht gesagt.«
Ich versuchte vergeblich, mir einen Reim daraus zu machen. Welche Bedeutung sollte mein Leben denn schon haben, außer, dass Odo keinen anderen Erben besaß.
»Und warum hat mir niemand etwas gesagt?«
Hamid zuckte mit den Achseln. »Du lagst im Streit mit deiner Familie. Es hieß, du würdest nie mehr ein Wort mit ihnen wechseln. Hättest du von Pilets Auftrag erfahren, so hättest du dich aus Trotz vielleicht besonders in Gefahr begeben, so jedenfalls war die Befürchtung. Später ist es einfach zur Gewohnheit geworden.«
»Gibt es noch mehr Geheimnisse, die ich wissen sollte?«
»Nichts, Jaufré. Ich schwöre es bei unserer Freundschaft!« Dabei legte er die Hand aufs Herz.
»Dann muss ich mich wohl bei euch allen bedanken«, brummte ich unmutig. Sie hatten ihr Leben für mich aufs Spiel gesetzt, ohne dass ich es ihnen hätte vergelten können. Das behagte mir nicht.
»Du hast oft genug selbst dein Leben für andere eingesetzt. Es ist alles schon aufgewogen, mein Freund. Mach dir keine Sorgen darüber.«
Wie so oft hatte er meine Gedanken erraten. Aber wer, zum Teufel, sollte mir denn nach dem Leben trachten? Irgendetwas stimmte nicht an dieser Geschichte.
»Vater!« Adela unterbrach aufgeregt mein Grübeln.
»Was ist,
mon cor?
«
Auch Alexis hatte sich mit besorgter Miene genähert. »Ich glaube, Cortesa hat große Schmerzen«, raunte er. »Sie will es nicht zugeben, Herr, aber bei jedem Schritt beißt sie sich auf die Lippen.«
Ich drehte mich um. Die Magd war in der Tat zurückgefallen. Ich hatte es wegen des hitzigen Gesprächs nicht bemerkt. Sie wankte, und ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Starrköpfiges Weibsstück! Warum setzte sie nicht ihren Hintern auf das Reittier? So etwas Dummes war mir noch nicht untergekommen.
»Ich reite voraus und bitte Brun, uns eine Herberge zu suchen«, sagte Hamid. »Für heute sind wir schon lang genug unterwegs.«
»Tu das.«
Als Cortesa heranstolperte, sagte ich ruppig: »Nun ist es gut, Magd. Steig auf das verdammte Maultier, oder ich werfe dich eigenhändig wie einen Sack Korn auf den Gaul, verstanden?«
Sie war stehen geblieben und atmete heftig. Nasse Haare klebten ihr an der Stirn. Dennoch sah sie mir fest in die Augen. Ein Teufelsbraten, diese Magd.
»Ich will Euch nicht zur Last fallen, Herr.«
»Ich verspreche dir, Mädel«, seufzte ich in milderem Ton, »wir werden ganz langsam im Schritt reiten und in Kürze irgendwo einkehren. Aber ich bitte dich, setz dich endlich auf das vermaledeite Viech.«
Sie schlug die Augen nieder und nickte. Auf mein Zeichen half Alexis seiner Liebsten aufzusteigen. Er gab ihr gute Ratschläge und streichelte ihr verstohlen das Knie, das sie verkrampft in die Seite des Tiers
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