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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Lassen sich die Blüten trocknen?«
    Ich lachte. »Keine Sorge. Es wächst hier überall wie Unkraut, und du wirst noch genug davon finden.«
    Aber sie sprang vom Pferd, lief in die Wiese und warf sich kreischend ins noch feuchte Gras. Dann sammelte sie einen Arm voller Lavendel und Feldblumen und kam strahlend zurück. So gefiel mir unser Heimkommen. Adela mit glücklichem Gesicht in einem Meer von Frühlingsblumen. Ihr Lächeln wärmte mein Herz.
    Am frühen Abend fanden wir einen einsamen, ärmlichen Bauernhof nicht weit von der Straße. Das Gras war zu feucht, um im Freien zu nächtigen, und so überredeten wir den misstrauischen Bauern und seine beiden griesgrämigen Söhne, uns die Scheune für die Nacht zu überlassen, allerdings nicht ohne die Hilfe eines Silberstücks aus meiner Börse.
    Die Bauersfrau, ein mageres, verhärmtes Weib, war freundlich und brachte uns eine Öllampe und etwas Feuerholz. Wir aßen von unseren Vorräten und legten uns früh schlafen. Die Nacht war kalt und feucht, doch im frischen Heu und unter unseren Pferdedecken lagen wir gut und trocken. Ich konnte jedoch lange nicht einschlafen, denn der einsame Reiter im Regen beschäftigte mich mehr, als ich hatte zugeben wollen.

Die Tafel der Mauren
    Sancta Petronilla, Patronin der Pilger und Reisenden
    Tertia Feria, 31. Tag des Monats Mai
    D ie Bauersfrau war früh auf den Beinen, um ihre Ziegen zu melken. Anschließend fragte sie, ob es uns nach Essen verlange, sie würde gern etwas zubereiten. Das reichliche Morgenmahl, das sie brachte, bestand aus gekochtem Haferbrei, Rührei mit Kräutern und gebratenen Speckscheiben. Dazu eine Kanne frischer Ziegenmilch. Ärmlich mochte der Hof aussehen, doch an Nahrung schien es nicht zu mangeln. Ich entlohnte die Frau großzügig, und mit gut gefüllten Mägen sattelten wir die Pferde und machten uns auf den Weg.
    Das Wetter war warm und angenehm, mit klarer Sicht auf ferne Bergkuppen, zwischen denen man sogar die weißen Spitzen des Pireneus erkennen konnte, ganz als hätte das gestrige Gewitter den Himmel reingewaschen. In der Gegend, durch die wir ritten, waren die Täler wieder dichter besiedelt. Wir kamen durch manche
vila
und sahen Burgen und Wehrtürme auf den Hügeln. Leider hatten wir deshalb auch öfter Zoll zu entrichten.
    Am Nachmittag wurde der Weg schwieriger und empfindlich steiler, denn wir hatten die Hauptstraße verlassen und einen Pfad nach Süden genommen, der über einen hohen Bergrücken führte. Eine Abkürzung, die uns gut einen Tag ersparen würde. Der schmale Saumpfad zog sich in langen Schleifen immer höher hinauf. Hier war es still und einsam, und nur das durchdringende Zirpen der Zikaden war zu hören. Ein immergrünes Dickicht von Buchsbaum und Steineichen bedeckte den Berg, mächtige Felsklippen säumten den Weg, hinter denen man ein halbes Heer hätte verstecken können. Hamid blickte häufig prüfend in alle Richtungen. Brun und die Hunde vorn würden uns vor einem Hinterhalt warnen, so hofften wir. Adela und Cortesa waren zur Abwechslung einmal still, denn auch sie spürten die Beklemmung, die von diesem einsamen Bergwald ausging. So ging es Stunde um Stunde aufwärts, nur unterbrochen von einem kurzen Halt an einem winzigen Bergbach.
    Endlich erreichten wir die breite Kuppe des Bergzugs. Hier war der Wald der
garrigue
gewichen, und so öffnete sich der Blick in alle Richtungen über Täler und ferne Berge. Der Pfad schlängelte sich durch trockene, steinige Wiesen mit Heidekraut, Flechten und kleinen Büschen bedeckt. Eine Schafherde musste vor kurzem durchgezogen sein, denn wir fanden trockene Kotspuren. Ein leichter Wind fächelte uns Kühlung zu, und die Stimmung hob sich trotz Müdigkeit und wunden Hinterteilen.
    Wir würden die Nacht im Freien verbringen müssen. Doch der Abend war mild und unsere Wasserschläuche gefüllt. Verpflegung gab es genug. Ich kannte die Gegend von Ausritten in meiner Jugend und versuchte, mich an einen geeigneten Ort für das Nachtlager zu entsinnen. Am besten eine Anhöhe mit freier Sicht auf jeden, der sich näherte.
    Da fiel mir eine felsige Erhöhung ein, ein wenig unterhalb der Bergspitze, die man nur über einen schmalen Grat erreichen kann und deren Südseite steil in das dahinterliegende große Tal abfällt. Etwas versteckt zwischen Büschen befinden sich dort gewaltige, aufeinandergetürmte Felsbrocken. Kein natürliches Gebilde, und man sagt, es sei das Fürstengrab eines heidnischen und längst vergangenen Volkes.
    Ein

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