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Der Bastard von Tolosa / Roman

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Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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und anderen vor ihm. So ist es doch Brauch in Eurem Geschlecht, den erstgeborenen Sohn zu nennen.«
    »Ha!«, rief ich. »Jetzt soll ich auch noch anders heißen? Das wird ja immer bunter!«
    »Auf Rocafort hat man Euch Jaufré gerufen, um jede Spur zu verwischen. Im Testament sind beide Namen vermerkt.«
    »Dann will ich Jaufré bleiben.«
    Jacobus lächelte. »Jedenfalls seid Ihr und Eure Nachkommen im Testament eindeutig als Erben festgelegt und nicht Felipa, wie sie gern alle Welt glauben machen will. Das war einer der Gründe, warum er Felipa, als sie zwölf wurde, mit König Sancho Ramirez verheiratet hat. Um sie aus der Erbfolge zu nehmen. So war der Vertrag mit dem Aragonesen. Alles sollte Euch gehören. Bis auf einige Gebiete, die er als Mitgift Aragon versprochen hatte, ebenso wie Kriegshilfe gegen die Mauren.«
    »Und was war der andere Grund?«
    »Er brauchte das Bündnis mit dem Hause Aragon. Gegen Raimon.«
    »Wozu? Plante er einen Kriegszug?«
    »Zwei Jahre vor Felipas Hochzeit, Ihr müsst damals etwa fünfzehn gewesen sein, war offener Streit zwischen den Brüdern ausgebrochen. Raimon schien etwas erfahren zu haben. Ob er von einem Kind wusste, das kann ich nicht sagen. Doch er wusste von Anhes’ Verhältnis mit Guilhem, seinem Bruder. Was vorher nicht mehr als ein wetteiferndes Spiel um Macht und Einfluss war, schlug damals in offenen Hass um. Gott sei Dank musste Anhes dies nicht mehr erleben.«
    Que malaventura!
Aber es erklärte, warum Bertran etwas von einem Stiefbruder angedeutet hatte. Zumindest eine Vermutung hatte es also gegeben.
    »Raimon, um seinen guten Ruf zu schützen«, fuhr Jacobus fort, »ließ öffentlich nichts verlauten. Aber wo er früher Guilhems Vorrang noch geachtet hatte, kannte er nun keine Mäßigung. Mehr Land, Reichtum und Macht besaß er ohnehin inzwischen. Er beanspruchte also die Herrschaft als Oberhaupt der Familie und zwang seinen Bruder, ihm den Titel abzutreten.«
    »Und Guilhem hat klein beigegeben?«
    »Für einen Krieg war er unzureichend gerüstet. Die meisten seiner Lehnsleute und Vasallen hätten ihn unterstützt, aber Raimon unterhielt seit Jahren ein stehendes Heer und war zu mächtig geworden. Und in seiner Wut wollte er Guilhem nichts mehr lassen, außer Unterschlupf in einem Kloster. Er begann, die Hand auf Guilhems persönliche Besitzungen zu legen. Odo hat versucht zu retten, was er konnte. Die Liste, von der ich sprach, sind große Ländereien, Burgen, Mühlen, Bergwerke und andere Werte, die zum Schein dem Erzbistum von Narbona und einer Reihe von Klöstern übermacht wurden, um sie Raimons Zugriff zu entziehen. Geheime Urkunden bezeugen jedoch, dass es sich nur um Leihgaben handelt, die jederzeit von Guilhem oder seinen Erben eingefordert werden können.«
    »Eine unglaubliche Geschichte!«
    »Und ein erhebliches Vermögen. Ihr seid nun ein sehr reicher Mann, Jaufré.«
    »Nur, wenn ich mich öffentlich zu diesem Erbe bekenne.«
    »Natürlich.«
    »Robert Borcelencs wäre dann meine kleinste Schwierigkeit.«
    »Das ist leider wahr, denn Euer rechtmäßiger Anspruch auf die Herrschaft von Tolosa würde den ganzen Süden in Aufruhr versetzen, von Aquitania bis Catalonha.«
    »Guilhem muss einen Plan gehabt haben.«
    »Er versuchte, heimlich eine Allianz gegen Raimon auf die Beine zu stellen. Zum einen, wie schon gesagt, mit Sancho Ramirez, dem König von Aragon, und wichtigsten Verbündeten. Odo verhandelte auch mit Barcelona, die schon seit langem einen Fuß in unsere Gegend setzen wollen. Auch Besalú war bereit, auf Guilhems Seite zu kämpfen, und die Cerdanha. Der alte Borcelencs stellte Männer unter Waffen. Auf Rocafort hielten sie ihre Kriegskasse versteckt.«
    »Wieso weiß ich nichts davon. Ein Kommen und Gehen wäre mir doch nicht verborgen geblieben.«
    »In diesen Jahren wart Ihr Knappe auf Monisat.«
    »Verstehe.«
    »Der Hort ist immer noch da.«
    »Was?« Ich riss die Augen auf. Ein Goldhort auf Rocafort? Ich glaubte zu träumen. Was, zum Teufel, würde als Nächstes kommen? Da fiel mir ein, Ricard musste gerade dabei sein, die Burg von oben bis unten zu durchwühlen. Auch Robert musste von dem Hort wissen, wenn es ihn gab. Sein Vater hatte ihm diese Tatsache sicher nicht vorenthalten. Ein weiterer Grund, warum er so versessen war, sich der Burg zu bemächtigen. Und ich ahnungsloser Trottel habe es ihnen auch noch leichtgemacht, dachte ich angewidert.
    »Es wird ihnen alles in die Hände fallen«, sagte ich finster.
    Jacobus

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