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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Weg vor dir, und du wirst Unterstützung brauchen. Odo ist ein schlauer Fuchs. Er wird dir raten. Vor allen Dingen solltest du nichts übereilt in Angriff nehmen. Die Feinde sind mächtig, Elvira, die Barone, aber vor allen Dingen Felipa. Es ist besser, zunächst Stillschweigen zu bewahren. Für meinen Teil werde ich nichts verlauten lassen. Ich gewöhne mich langsam an das Leben hier und habe Pläne mit der Grafschaft Tripolis. Tolosa liegt jetzt hinter mir, besonders da ich weiß, dass jemand wie du dieser hochmütigen Felipa und ihrem aufgeblasenen Gemahl die Stirn bieten wird.
    Von hier aus kann ich leider nur eingeschränkt wirken, dennoch biete ich dir meine Hand und Hilfe an, jederzeit, wann immer du sie gebrauchen kannst. Lass es mich nur wissen. Denn wenn es eine Gerechtigkeit Gottes gibt, dann sollte uns beide gerade das verbinden, was unsere Väter getrennt hat.
    In Liebe und Freundschaft
    Bertran
    Graf von Tripolis
    Der Prior hatte geendet, faltete den Brief zusammen und reichte ihn mir.
    »Putan!«,
entfuhr es Guilhem, wonach er betreten zu Prior Jacobus hinüberschielte. Nach diesem Fluch saß er stocksteif da und äußerte kein weiteres Wort, sah mich nur mit großen Augen an, als hätte es ihn eingeschüchtert, dass der hochwohlgeborene Bertran, immerhin Graf von Tolosa und Tripolis, mir einen solchen Brief geschrieben hatte.
    Ich sah Bertran vor mir, an jenem Abend am Lagerfeuer in den Bergen des Libanon, als er schon angetrunken, aus mir damals unverständlichen Gründen, meine Nähe gesucht hatte.
    »Jetzt weiß er es also«, sagte ich nachdenklich.
    Er hatte nicht als Graf von Tolosa signiert, obwohl es noch sein Titel war. Ein Zeichen, dass er seine Zukunft nur noch in Outremer sah? Pons, Bertrans Söhnchen, kam mir in den Sinn und seine Schwester, die kleine Anhes. Gott sei es gelobt, ich musste mich an niemandem aus dieser Familie rächen, dachte ich in tiefer Erleichterung. Allein schon beim Gedanken an die gutherzige
Comtessa
Elena hätte ich es nicht vermocht. Und dass ich einen Bruder besaß, wenn auch weit fort von hier, füllte mein Herz mit Wärme und seltsamerweise auch mit Zuversicht.
    »Guilhem, du Schlitzohr«, rief ich aufgekratzt. »Stell dir vor! Jetzt habe ich nicht nur drei Söhne, sondern auch noch einen Bruder!« Ich lachte und schlug ihm kräftig auf den Rücken.
    »Verdammt, du Riesenviech«, schrie er, seine Scheu vergessend. »Willst du mir die Schulter zertrümmern?«
    Jacobus lächelte nachsichtig über unsere Albereien. »Ein Verbündeter wie Bertran kann nicht schaden. Im Gegenteil, dies könnte am Ende die Waagschale zu Eurem Vorteil kippen.«
    »Wir werden sehen«, entgegnete ich wieder ernüchtert. Es hatte gutgetan, an Bertran zu denken und für einen Augenblick unsere unglückliche Lage zu vergessen. »Jetzt gibt es nur ein einziges Ziel. Diesem Robert das Handwerk zu legen. Wir müssen uns die nächsten Schritte überlegen.«
    Spricht man vom Teufel, dann ist er schon da. Kaum hatte ich den letzten Satz gesagt, als einer unserer Boten über die Heide gesprengt kam, mich erkannte und schnurstracks auf uns zugaloppierte. Atemlos und noch halb im Sattel schrie er: »Der Borcelencs kommt,
Castelan!
Sie sind im Anmarsch!«
    Ross und Reiter waren völlig am Ende. Ich rief nach Knechten, um den Gaul zu versorgen und dem erschöpften Burschen Wasser zu bringen. Hamid hatte die Arbeit mit den Mannschaften beendet und sich zu uns gesellt.
    »Sprich, Mann! Was weißt du?«, fragte ich den Boten.
    Er nannte mir ein Dorf weiter nördlich, wo Roberts Haufen am frühen Nachmittag, etwa vier Stunden zuvor, gesichtet worden war. Der Junge musste wie der Teufel geritten sein.
    »Wie viele Krieger?«
    »Nur zehn Reiter, aber mindestens siebzig oder achtzig Mann Fußvolk«, kam die atemlose Antwort, nachdem er eine ganze Kalebasse Wasser geleert hatte. Das bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen. Zusammen mit Ricards Leuten würden sie über zwanzig Reiter und mehr als hundertunddreißig Fußtruppen verfügen. Eine niederdrückende Übermacht.
    »Erfahrene Söldner?«
    »Das weiß ich nicht, Herr. Bogenschützen waren wohl auch darunter.«
    »Gut gemacht,
mon gartz!
«, lobte ich den Mann und gab ihm ein Goldstück.
    »Das wird eng«, brummte Guilhem, als wir unsere Mannschaftsstärke betrachteten. Wenn man unsere Verluste abzog und die Leute, die als Späher, Boten oder Lagerwachen eingesetzt waren, dann blieben uns acht Reiter, zwei Dutzend Speerkämpfer, zehn Bogenschützen

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