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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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heiße Brühe auf. Der goldgelbe Schein der Flammen und ihre unbekümmerten Stimmen vertrieben die grauen Schatten und düsteren Gedanken. Alexis drückte mir einen Napf mit dampfender Brühe in die kalten Hände. Ich verbrannte mir beim Schlürfen die Zunge, aber die Flüssigkeit wärmte den Magen und weckte die Lebensgeister. Ich kaute auf einem Stück Fladenbrot und biss in eine Zwiebel. Besseres gab es nicht. Zeit, dass wir heimkamen.
    Graf Bertran kroch aus dem Zelt, und sein Knecht begann, ihm das schwere lederne Wams anzulegen. Danach ließ er sich den Bart schaben. Sein Gesicht war grau und trug einen missmutigen Ausdruck. Er würdigte niemanden eines Blickes. Wahrscheinlich schmerzte ihm das Hirn nach den Mengen an Wein, die er in sich hineingegossen hatte. Gottlob hatte ich selbst nur wenig getrunken. Alexis half mir, mich zu wappnen. In Wahrheit war er mehr als mein persönlicher Diener, sondern was wir einen
escudier
nennen, einen Schildträger, verantwortlich für den Zustand meiner Waffen und Pferde. Im Gegensatz zu anderen seines Standes weigerte er sich jedoch, selbst Waffen zu tragen, und ritt auch nicht in die Schlacht mit mir. Da er in allen Dingen flink und zuverlässig war, störte mich das nicht.
    Erst die kettenbewehrten Beinlinge und Stiefel, dann das knielange gefütterte Lederwams, das zum Reiten vorn und hinten einen Schlitz aufweist. Darüber mein Kettenhemd. Es war eine gute Schmiedearbeit und zum besseren Schutz mit einer doppelten Anzahl von Ringen versehen. Vom gestrigen Kampf klebte noch Schmutz und geronnenes Blut daran. Aber mit der Zeit würde sich dies durch die Bewegung der Ringe wieder abschleifen. Zum Schutz gegen die Sonne später am Tag zog mir Alexis noch ein
surcot,
ein dünnes Leinenhemd über den Panzer, sonst würde das Metall zu heiß werden. Auch das war völlig verdreckt. Ich setzte meinen Helm auf, und Alexis legte mir den Schwertgürtel um. Dann holte er meinen Hengst Ghalib, den er bereits gesattelt hatte, hängte meinen Schild an den Sattelknauf und hielt eine neue Lanze für mich bereit. Der Rappe war lebhaft und tänzelte. Auch die Hunde schwänzelten aufgeregt um uns herum.
    »Es geht nach Hause, ihr Nichtsnutze!«, rief ich ihnen zu, und sie begannen, erregt zu bellen, was mir einen bösen Blick von Bertran einbrachte.
    Zelte und Ausrüstungen wurden zusammengepackt und auf die Lasttiere verteilt. Der Judas Kyriacos saß mit hängenden Schultern und niedergeschlagenem Blick im Sattel eines Maultiers, Hände an den Sattelknauf gebunden. Niemand hatte Mitleid mit ihm, und seine Wächter behandelten ihn rauh. Ich besprach die Marschordnung mit meinen Unterführern. Um einen weiteren Hinterhalt zu vermeiden, erbot sich Roger d’Asterac, die Vorhut anzuführen und seine Männer zu beiden Seiten des Weges ausschwärmen zu lassen. Graf Bertran war nun ebenfalls bereit zum Aufbruch. Auf mein Zeichen saßen alle auf, und der Zug setzte sich in Bewegung.
    Inzwischen war es Tag geworden, obwohl die Sonne noch hinter den Bergen lag. Nach den ersten Meilen ließen wir den Wald hinter uns. Die felsige Natur nahm langsam wieder das Gepräge der Mittelmeerküsten an, mit Sträuchern, Zypressen und kleinwüchsigen Eichen. Trotz der engen Täler und gewundenen, steinigen Straßen kamen wir gut voran. Manchmal führte uns der Weg durch eine Schlucht, und dann hallten die Geräusche von Mann und Tier von den Wänden zurück. An anderen Stellen eröffneten sich weite Ausblicke über das gesamte Vorland des Libanon. Die Männer ritten schweigend. Weiter hinten verlangte man, dass der dicke Bernat singen solle. Bald darauf erhob sich seine schöne Stimme, und bei dem alten Liebeslied aus der Heimat wurden so manchem bärtigen Kerl die Augen feucht.
    D’Amor mi pren penssan lo fuocs
e’l desiriers doutz e coraus,
e’l mals es saboros q’ieu sint,
e’il flama soaus on plus m’art.
    An Liebe denkend erfasst mich Feuer
und süßes, tiefes Verlangen,
o köstliche Pein, die ich verspüre,
je mehr ich brenne, je lieber mir die Flamme.
    Bei dieser Weise überfielen mich Bilder aus vergessen geglaubten Zeiten. Da war die Corbieras im Sommer, Wiesen mit Blumen, stille Wildpfade auf den Hängen über Rocafort, wo wir uns heimlich getroffen hatten. Der Wald war unser Beschützer und Helfershelfer gewesen. Weiße Felsen, in deren Schatten wir uns liebkosten, Beeren, die wir pflückten, Leckereien, die ich für Amelha aus der Küche entwendet hatte und die wir auf einer sonnigen

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