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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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fähig waren, im Laufschritt anzugreifen. Kettenpanzer und Schilde der Berittenen sind noch schwerer. Der Einsatz von Lanze, Schwert und Axt verlangt Kraft und Ausdauer. Als Erstes mussten die Neuen daher durch Arnauds brutale Schule zur Stählung ihrer Körper gehen.
    Vom Morgengrauen an wurden sie geschunden und gehetzt bis zur völligen Erschöpfung. Es kam vor, dass Einzelne umfielen und nicht mehr aufstanden. Aber Arnaud war unerbittlich. Wer um Gnade flehte oder seinen Forderungen nicht nachkam, wurde in Schande fortgejagt. Sich seine Achtung zu verdienen, bewirkte am Ende mehr als das Gebrüll der Ausbilder. Die, die verblieben, ertüchtigten sich täglich im Umgang mit den Waffen, bis sie wahre Meister wurden, lernten Disziplin und Standhaftigkeit, Mut und Zusammenhalt in der Gruppe. Denn mit einer so geschulten Truppe lässt sich jede Übermacht in Schach halten, wie wir oft genug bewiesen hatten.
    »Alles antreten!«, brüllte jetzt Arnaud. Die Fußkämpfer nahmen Aufstellung, dahinter die Reiter. Auch Bogenschützen kamen. Arnaud baute sich breitbeinig vor ihnen auf. »Ihr kennt den
castelan.
Er hat euch ein paar Worte zu sagen.«
    Es hatte sich eingebürgert, dass ich denen, die Arnauds Grundausbildung überstanden hatten, eine kleine Ansprache hielt. Eine Art Willkommensgruß. Das war der Grund, warum ich heute Morgen hier herausgeritten war. Ich blickte in die Runde. Dreckig und verschwitzt sahen sie mich erwartungsvoll an.
    »Männer!«, rief ich. »Arnauds erste Prüfungen habt ihr hinter euch und Glückwunsch, dass ihr noch am Leben seid.« Das brachte ein Grinsen auf die Gesichter. »Ohne große Worte will ich euch als Kämpfer in der
militia
willkommen heißen. Von nun an tragt ihr, als Zeichen eures Dienstes für Jesus, das Kreuz auf dem Gewand. Jeder von euch wird hier gebraucht. Das Heilige Land muss verteidigt und gehalten werden.«
    Ein paar Eifrige schlugen zustimmend mit den Holzspeeren auf ihre Schilde. Ich blickte in ihre erwartungsvollen Gesichter und fragte mich, wer von ihnen beim ersten Scharmützel fallen würde. Oft waren es die Jüngsten.
    »Damit wir uns nicht missverstehen, ab jetzt gilt dreierlei. Ihr habt geschworen, dem Grafen die Treue zu halten und seinen Hauptleuten zu gehorchen. Es wird erwartet, dass ihr mutig und tapfer kämpft. Und merkt euch als Drittes: Befehlsverweigerer und Fahnenflüchtige werden auf der Stelle aufgeknüpft.«
    Paire
d’Aguiliers verlangte von mir bei solchen Gelegenheiten, die Männer in heiliger Andacht auf ihre Christenpflichten einzustimmen. Aber ich sah das anders. Sie waren hier, um zu kämpfen. Für das Beten war ich nicht zuständig. Auch nicht fürs Verhätscheln.
    »Dass keiner denkt, es sei ein Leichtes, Türken und Araber zu besiegen, oder dass hier das Gold auf der Straße liege. Manchmal gibt es Gelegenheit, ehrliche Beute zu machen. Aber zumeist ist es ein hartes Leben. Arnaud hat euch gewiss schon einen Vorgeschmack gegeben, oder?« Trotz meiner grimmigen Worte sah ich einige wieder grinsen. Ein gutes Zeichen. »Doch das ist nichts im Vergleich zu einer richtigen Schlacht. Vielleicht habt ihr von unserem Abenteuer in den Bergen gehört, als wir durch Verrat in einen Hinterhalt gerieten. Der Feind war bei weitem in der Übermacht. Und was glaubt ihr, hat uns gerettet und den Sieg beschert?«
    Nun hatte ich ihre volle Aufmerksamkeit.
    »Mut und Kampfgeist sind wichtig. Aber wir schlugen sie, weil wir zusammenstanden wie ein Mann. Kein Zögern in der Ausführung der Befehle, Zusammenhalt und Disziplin, die man nur durch ständiges Üben erlangt, so wie ihr es heute tut. Der Gegner in Outremer ist meist in der Überzahl. Alles, was ihr tut, müsst ihr deshalb drei Mal besser als jeder Moslem können. Ist das klar? Die harte Ausbildung ist zu eurem eigenen Schutz. Und um euch Siege zu bescheren.«
    Sie wechselten Blicke. Ich ließ die Worte einsinken und hoffte, sie hatten verstanden. Dann rief ich mit lauter Stimme: »Ein hartes, doch ehrenvolles Leben erwartet euch. Ihr gehört nun zu den Kriegern Gottes. Ewiger Ruhm und der Segen des Herrn sind euch gewiss!«
    Einige lächelten mir zu, andere starrten mich nur schweigend an. »Noch etwas, das ihr nicht vergessen sollt. Im Augenblick der Schlacht, da kämpft ihr nicht für Christus. Nicht für Tolosa, nicht für eure Liebsten und nicht einmal für euch selbst. Nein, wenn es ernst wird, dann kämpft ihr nur für die Kameraden, die neben euch im Glied stehen, merkt euch das! Einer wacht

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