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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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komme schon zurecht. Und falls du es wissen willst, ich bin immer noch in Arnaud verliebt.« Sie lächelte spitzbübisch.
    »Was? In diesen hässlichen Wikinger?«, scherzte ich, doch so recht war mein Herz nicht bei der Sache.
    Sie lächelte flüchtig. »Ihr Kerle macht es euch einfach. Ihr zieht in den Krieg, und wir Weiber machen den Rest.«
    »Welchen Rest?«
    »Du weißt schon. Kinder, Familie, Haus und Acker. Wir kochen das Essen und nähen euch die Kleider. Und verbinden eure Wunden, wenn ihr heimkommt.«
    Ich runzelte die Stirn. »Hast du keine Magd?«
    Sie lachte. »Da siehst du es. Ob Herrin oder Magd, wir Frauen müssen uns um alles kümmern.« Sie beugte sich vor und fragte eindringlich: »Ich meine, wie geht es jetzt weiter mit dir, Jaufré. Was hast du vor?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Was soll ich schon vorhaben?«
    »Was ist mit deinem Landgut?«
    »Das wird auf mich warten müssen. Hier ist Adela wenigstens sicher. Dort kann ich sie nicht lassen.«
    Sie musterte mich ernsthaft und platzte dann heraus: »Du solltest dir wieder eine Frau nehmen.«
    »Deable!«,
antwortete ich gereizt. »Das ist das Letzte, an das ich gerade denke.«
    Sofort legte sie beschwichtigend die Hand auf meinen Arm. »Verzeih mir. Wie gefühllos von mir. Ich hatte natürlich nur an das Kind gedacht.«
    Ich legte den Löffel auf den Teller und schob ihn von mir. »Ich werde das tun, was ich immer tue. Ich bin ein Mann des Grafen, und er wird mich hier brauchen. Er hat Pläne, und ich will ihm dabei helfen. Und was Adela angeht, so wird sich schon etwas finden.«
    Euthalia tätschelte meine Hand. »Auf mich kannst du jedenfalls zählen, keine Sorge.« Sie stand auf und holte dann einen Korb mit getrockneten Feigen und Datteln. Für frisches Obst war es noch zu früh im Jahr. »Und du hast recht. Ein Mann braucht eine Aufgabe, wenn er nicht vor die Hunde gehen soll.« Sie drohte mir mit dem Zeigefinger. »Ihr Kerle sauft euch sonst zu Tode.« Und dann lachte sie.
    Ich mochte ihre unverblümte und handfeste Art. Sie war keine Frau, die jammerte. Sie packte ihr Leben guten Mutes an und hatte für alles einfache Lebensregeln. Ein Mann braucht eine Frau, damit er ein ordentliches Leben führt und vernünftig verköstigt wird. Man muss ihn beschäftigt halten, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt, Unsinn anstellt oder in den Schenken rumlungert. Und Kinder brauchen ihre Mütter, damit etwas aus ihnen wird. Ich musste plötzlich lachen. Vielleicht hatte sie recht und das Leben kann wirklich so einfach sein.
    Hatte sie meine Gedanken erraten? Jedenfalls lachte sie herzlich zurück.
    Ich erhob mich. »Besser, dass ich jetzt nach Adela suche.« Ich nahm ihre Hand, »du bist ein Goldstück, Euthalia!«, und küsste sie schnell auf die Wange. Ihr Gesicht wurde glutrot, doch sie schenkte mir ihr strahlendstes Lächeln und drückte fest meine Hand.
    »Geh, Jaufré. Such sie auf den Wehrgängen. Oder in der Kapelle. Kümmere dich um deine Tochter. Sie liebt dich. Und in ihr lebt deine Noura weiter.«
    ***
    In der Festung wimmelte es von dunklen Gängen und engen Stiegen. Ich suchte meinen Weg zum nächsten Wachturm, um auf die Zinnen zu gelangen. Unterwegs grüßte ich Männer. Viele berührten mich stumm im Vorbeigehen, um ihr Beileid auszudrücken.
    Von den Wehrgängen auf der Mauerkrone konnte man das ganze Land in alle Richtungen überblicken. Es war schon später Nachmittag, und in der Ferne beleuchtete die Sonne die Minarette und Dächer von Al-Mina sowie die Zinnen des Palastes, wo Bertran sich eingerichtet hatte. Viele dieser Städte in Outremer waren so alt wie die Menschheit. Tripolis, ehemals phönizische Handelsstadt, hatte schon viele Herrscher in ihrer langen Geschichte ertragen müssen. Ebenso wie Jerusalem und Damaskus. Nicht zu vergessen Antiochia, die stolze Hauptstadt der makedonischen Seleukiden, wie Noura mir beigebracht hatte.
    Immer, wenn ich in diesen Tagen an Noura dachte, gingen meine Gedanken zu unseren Anfängen zurück.
Die Liebe fürchtet keine Gefahr,
hatte Euthalia gesagt. Wie wahr. Unbekümmert waren wir durch alle Schrecken des weiteren Feldzugs gewandelt, als haben uns Tod und Verderben nichts anhaben können.
    Gleich nach dem großen Sieg über Kerbogha hätte das Heer jubeln und neuen Mut fassen sollen. Aber nach den Leiden und Schrecken der vorangegangenen Monate war die
militia
wie ein todesmüder Zweikämpfer gewesen, siegreich, aber nach den eingesteckten Schlägen besinnungslos und fast am

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