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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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es bezeugen, nicht wahr, Jungs?«
    Die Kerle grölten ihre Zustimmung.
    »Unbewaffnet?«
    »Wir werden ein Schwert in deine toten Finger stecken.«
    Das fanden seine Kumpane überaus witzig.
    »Was bringt dir mein Tod, außer Scherereien?«
    »Gold bringt es, viel Gold!«, erwiderte er zu meinem Erstaunen. »Aber genug jetzt von diesem Geschwätz.«
    Ohne auf seinen Angriff zu warten, täuschte ich links an, in Richtung des Narbengesichts, sprang dann aber nach rechts, um der Umzingelung zu entkommen. Blondschopf reagierte langsam, denn sie waren alle betrunken. Ich rannte an der Wand entlang, suchte nach einem Schwert oder einer Axt und riss dann einen Speerschaft herunter, der am nächsten hing. Narbengesicht war nachgerückt, und ich konnte gerade noch den Schild heben, um seinen Hieb abzufangen. Blitzschnell stach ich zu und erwischte ihn am Oberschenkel. Er jaulte auf, sprang zurück und hielt sich das Bein, aus dem reichlich Blut quoll. Eine kleine Genugtuung für mich.
    Blondschopf ergriff die Gelegenheit und stürmte an meiner ungeschützten rechten Seite vor. Mir blieb nichts anderes übrig, als seinen Hieb allein mit dem Speer zu parieren. Der war ein leichter arabischer Wurfspeer und brach unter dem Schwert wie faules Holz. Wieder hatte ich Glück, denn seine Waffe verfehlte mich knapp. Lange würde ich es nicht mehr durchstehen können. Was hatte er da von Gold gefaselt? Irgendwo hinter mir befand sich Ricard. Und war da nicht noch der vierte Kerl? Wo hatte ich gerade eine Axt an der Wand gesehen? Ich bewegte mich näher zur Wand hin, schon um nicht rücklings von einem meiner Angreifer überrascht zu werden.
    In diesem Augenblick lief der blonde Hüne gegen mich an. Ich trat noch einen Schritt zurück, spürte die Wand im Rücken und konnte nicht weiter. Ich hob den Schild und stählte mich gegen seinen Hieb, aber ganz überraschend warf sich der Kerl mit seinem ganzen Gewicht gegen meinen Schild und drückte mich so hart gegen die Wand, dass mein Kopf anschlug und mir fast die Sinne schwanden. Meine Rippen schienen zu bersten, und die Luft blieb mir weg. Der Kerl brüllte wie ein Ochse und hielt mich weiter gegen die Wand gedrückt, so dass ich mich nicht bewegen konnte. Sein rotes Gesicht war vor Anstrengung geschwollen, und das Mal auf der Wange starrte mich blutrot und bösartig an. Langsam wurde mir schwarz vor Augen.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Pockengesicht ausholte, um mir zwischen Wand und Schildrand das Schwert in die Seite zu stoßen. Gefangen in diesem hilflosen Zustand, sah ich mein Ende nahen. Alles verlangsamte sich. Ich verfolgte seinen Arm, den er zurücknahm, die Schwertspitze, die auf meine Seite zielte, ich schloss die Augen, aber seltsamerweise empfand ich keine Angst. Ich würde sterben wie Noura. Wenn es ein Paradies gab, würden wir uns wiedersehen. Ich wartete, dass der Stahl mich durchbohrte. Würde ich es spüren?
    »Schluss jetzt!«, hörte ich plötzlich jemanden brüllen. »Waffen auf den Boden, sonst ist Ricard ein toter Mann!«
    Verwundert erkannte ich Hamids Stimme. Ich konnte wenig sehen, nur das Schwert an meiner Seite, das sich langsam zurückzog. Der Druck auf dem Schild ließ nach, bis ich wieder atmen konnte.
    »Wird’s bald?«, brüllte Hamid erneut.
    Auch Ricard schrie, zuerst halb erstickt, dann kreischend: »Lasst von ihm ab, um Gottes willen!«
    Sie gaben mich widerwillig frei. Ich holte tief Luft und konnte endlich meinen Retter sehen. Er hatte Ricard von hinten an den Haaren gepackt und hielt ihn am Boden nieder, während sein Schwert ihm an der Kehle lag. Alles Blut war aus Ricards Antlitz gewichen, und in seinen entsetzten Augen zeigte sich das Weiße.
    »Brauchst du Hilfe, Jaufré?« Im Halbdunkel des Saales blitzten Hamids Zähne verwegen.
    »Wie kommst du darauf?«, grinste ich schwach und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Es war knapp gewesen. Der Blondschopf trat noch weiter zurück. Es widerstrebte ihm mächtig, aber schließlich zog er sich in Richtung des Eichentisches zurück, ließ aber nicht das Schwert fallen. Auch Narbengesicht humpelte weg. Er zog seine Waffe am Boden entlang, und blutige Fußspuren folgten ihm. Ricard jedoch ließ die Waffe fahren, die metallisch hart auf den Marmorboden aufschlug. Endlich bekam ich eine Axt von der Wand zu fassen und schaute mich um. Pockengesicht und Blondschopf hatten sich hinter dem Tisch verschanzt, immer noch bewaffnet. Der Vierte stand davor und hob seine leeren Hände. Er war klug genug

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