Der Bastard
eindeutig.»
Claudia mischte sich ein. «Das ist doch diese DNA, die nur von der Mutter vererbt wird. Ich habe vor kurzem gelesen, dass dadurch endlich nachgewiesen we r de n k onnte, dass die angebliche Anastasia rein gar nichts mit den Romanows zu tun hatte. Man musste dafür nur die DNA direkter Nachfahren der Zarenfamilie, immer der mütterlichen Linie folgend, mit der di e ser Hochstaplerin vergleichen.»
Pia nickte. Doch Claudia hatte noch mehr zu berichten.
«In den Krimis, die ich lese, kommt es auch häufig vor, dass diese Methode angewandt wird, weil ja normalerweise zum Beispiel mit Haaren ohne Wurzel ke i ne normale DNA-Analyse gemacht werden kann, aber diese mitochondriale schon.»
Bevor das Thema vertieft werden konnte, wechse l te Claudia zum Mozartfest.
«Dieses Jahr haben wir endlich Karten bekommen. Aber Schorsch ist ja jetzt auch nicht mehr irgen d wer.» Sie tätschelte Schorschs Bein und war sichtlich stolz.
«Meine Güte, Claudia, es war reiner Zufall», wehrte er ab.
Doch Claudia ließ sich nicht beirren.
«Du kannst sagen, was du willst, aber neben der Gehaltserhöhung hat deine neue Position noch einige a n genehme Nebeneffekte. Ich verstehe gar nicht, wie du darauf freiwillig verzichten konntest.» Die letzten Worte richtete sie an Kilian. Doch es war Pia, die ihm zuvorkam.
«Das ist doch alles Firlefanz. Verrat mir lieber, ob es noch Nachtisch gibt. Ich könnte jetzt eine große Portion vertragen, Hauptsache süß.»
Natürlich gab es Nachtisch, und Claudia ve r schwand in die Küche, um alles vorzubereiten.
«Seht es ihr bitte nach», sagte Heinlein, als Cla u dia verschwunden war. «Sie ist glücklicher über meine Beförderung, als ich es bin.»
Pias Gedanken drifteten ab. Sie stand auf, um sich etwas die Beine zu vertreten. Anna hatte einen Sohn gehabt, und er war tot. Sie wandte sich der Sitzgru p pe auf der Terrasse zu. Sie durfte Kilian und Heinlein die Information nicht vorenthalten. Sie ging zurück. Die gereizten Stimmen der Männer drangen lauter in ihr Bewusstsein. Sie räusperte sich.
«Könnt ihr kurz …? »
«Nein», kam es gleichzeitig aus Kilians und Heinleins Mund.
Pia biss sich auf die Lippen. «Ich wollte euch nur …»
«Wir diskutieren das jetzt aus, und wir brauchen keinen Friedensstifter.»
Kilian wandte sich wieder an Heinlein. Pia setzte sich ruhig hin, und dann war auch schon Claudia da, die neben dem Tablett mit Nachtisch noch eine Ma p pe dabeihatte.
«Ich muss euch etwas zeigen. Es ist eine einmalige Gelegenheit, und ich glaube, es wäre für uns alle die ideale Lösung.»
«O nein», stöhnte Heinlein. Doch es war zu spät.
Claudia berichtete die nächste halbe Stunde von ihrem, wie sie betonte, gemeinsamen Beschluss, ein gr ö ßeres Haus zu kaufen. Sie erzählte lang und breit von Besichtigungsterminen, unverschämten Maklern und unbezahlbaren Bruchbuden.
«Bis ich das hier gefunden habe. Steinbachtal. Nur etwas über zweihunderttausend. Es gehört ein ries i ges Grundstück dazu. Ich war platt. Stellt euch das vor: dreitausend Quadratmeter im Steinbachtal. Die beste Wohnlage Würzburgs zu diesem Spottpreis.»
«Was sie natürlich vergisst zu sagen», warf Hei n lein ein, «ist die Summe, die die Renovierung kosten würde.»
Claudia lenkte ein.
«Du hast ja recht, Schorsch. Für uns allein wäre es etwas zu viel. Aber jetzt schaut euch erst mal das Exposé an. Mit eurer Hilfe können wir das schaffen.»
Pia reagierte als Erste. «Sollen wir euch Geld leihen? Von welcher Summe sprechen wir denn?»
Claudia winkte ab. «Ach was. Ihr sollt das Grundstück mit uns kaufen. Jetzt, wo das Kind bald da ist, wollt ihr doch bestimmt zusammenziehen. Glaubt mir, wenn man es irgendwie vermeiden kann, sollte man ein Kind nicht in einer Wohnung großziehen.»
Kilian prustete vor Lachen. «Wir sollen eine WG mit euch gründen?»
Pia schob ihm dezent den Ellbogen in die Seite. «Diese Entscheidung hat bei uns noch etwas Zeit. Ich würde auch lieber in eine kinderreichere Gegend ziehen.»
«Aber …» , setzte Claudia an, doch Schorsch unterbrach sie.
«Thema beendet. Wer möchte noch Wein?»
14
P ia hatte Kilian und den Heinleins etwas von Unwohlsein erzählt, ihre mitfühlenden Ratschläge entgegengenommen und sich verabschiedet. Trotz Kilians Protest hatte sie ein Taxi genommen.
Zu Hause angekommen, machte sie sich eine gr o ße Kanne Tee, unterdrückte ihre Lust auf eine Zig a rette und legte sich mit geschlossenen Augen aufs Sofa. Sie
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