Der Bastard
Sie sich deswegen als ein anderer ausg e ben?»
Maximilian wusste, dass Kilian auf dem Hof gew e se n w ar, ansonsten hätte er ihn hier draußen nicht g e funden. Er lenkte ein. «Haben Sie Marien die Wah r heit gesagt?»
Kilian verneinte. «Das müssen Sie schon selbst machen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, dass sie sich nicht mehr mit dem Techniker aus der Sibelius-Klinik zufriedengibt.»
«Ich wollte die Sache schon längst geklärt haben, aber es kam immer etwas dazwischen.»
«Sie haben den Schwanz eingezogen.»
«Ja. Aber schlimmer sind die Lügen. Ich wünschte, ich könnte nochmals von vorn beginnen.»
«Wieso haben Sie überhaupt damit angefangen?»
«Es war alles so unkompliziert mit ihr. Sie mochte mich, den Menschen Max und nicht den Sibelius-Sohn. Ich wollte das nicht gefährden.»
«Wo haben Sie sich kennengelernt?»
«Ich kam eines Tages hier vorbei, warf die Angel aus, und plötzlich sah ich sie im Wasser schwi m men.»
«Und dann haben Sie sie an Land gezogen.»
«So ungefähr. Wir haben lange geredet, und dann hat sie mich zum Essen eingeladen, in ihr Bauer n haus, nicht weit von hier.»
«Fisch, nehme ich an.»
Maximilian nickte. «Bei ihr gibt es keine Zwänge, keine Erwartungen, keine Vorhaltungen.»
«Wieso stellen Sie sie Ihrer Familie nicht vor?»
«Als die nächste Frau Dr. Maximilian Sibelius ? Meine Mutter würde einen Herzinfarkt bekommen.»
«Weil sie nicht ihren Erwartungen entspricht?»
«Sie kennen meine Familie nicht und die Regeln, die dort gelten. Marien ist nicht gesellschaftsfähig.»
Kilian warf einen kleinen Stein ins Wasser und blickte den auslaufenden Ringen nach. «Wieso befreien Sie sich nicht daraus? Sie können mit Ihrer Ausbi l dung und Erfahrung an jedem Ort der Welt ein neues Leben beginnen.»
«Wenn es nur so einfach wäre. Marien lebt ihr Leben hier, und ich habe Verpflichtungen der Familie gegenüber. Ich bin der einzige Nachkomme der Sibelius-Linie.»
«Ist es das wert, dafür sein Glück zu opfern?»
Maximilian ließ es auf sich wirken. «Ich bin hin und her gerissen. Lieber heute als morgen möchte ich alles hinschmeißen und mit Marien auf und davon gehen. Doch dann schlägt mein schlechtes Gewissen durch, und ich sage mir, ich kann meine Eltern nicht mit der Klinik allein zurücklassen. Das würden sie mir nie verzeihen. Sie bauen auf mich.»
Kilian gestand ihm seine Unschlüssigkeit zu, wenngleich er anders handeln würde. Er war nicht in seiner Lage. «Ich nehme an, mit Anna hatten Sie dieses Pro b lem nicht.»
Maximilian verneinte. «Sie war der große Star. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass mein Vater sie mehr mochte als mich. Sie war zielstrebig, ehrgeizig und passte wie keine andere ins Portfolio.»
«Liebten Sie sie?»
Maximilian war irritiert. «Natürlich. Wieso nicht?»
«Sie hat Sie betrogen.»
«Davon wusste ich nichts.»
«Auch nicht, dass Jonathan ihr Liebhaber und der Vater des Kindes war?»
«Nein.»
Kilian erhob sich, wischte sich den Schmutz von den Händen. «Sie haben mich belogen, als ich Sie fragte, wo Sie in der Mordnacht waren.»
«Es tut mir leid. Ich wollte Marien schützen.»
«Sie hat mir gesagt, dass Sie den ganzen Abend bei ihr waren. Außer für zwei Stunden. Wo waren Sie?»
«Ich musste in die Klinik. Ein Patient wollte mich vor seiner OP noch sprechen.»
«Zeugen?»
«Die Oberschwester. Sie können es gern überprüfen.»
«Das werde ich. Und noch etwas: Wann genau waren Sie in Afrika, als Ihre Frau starb beziehungsweise gestorben war?»
«Ist das wichtig?»
«Ja.»
«Das ist über dreizehn Jahre her.»
«Ich weiß. Wann sind Sie nach Afrika geflogen?»
«Ich glaube, einen Tag nach Annas Verschwinden, also einen Tag bevor Jonathan mich angerufen und mir vom Verschwinden Annas berichtet hatte.»
«Gibt es dafür einen Beweis?»
«Fragen Sie Jonathan.»
«Außer Jonathan.»
Maximilian dachte nach. «Alle Flüge nach Afrika gingen damals über das Firmenkonto. Es wird bestimmt ein Beleg dafür da sein. Die Steuerunterlagen liegen bei uns im Archiv, in der Klinik. Ich kann die Buchhaltung anrufen und sie bitten, den entsprechenden Beleg herauszusuchen.»
30
P ia verließ das Maritim und ging in Richtung Innenstadt. Sie brauchte etwas frische Luft. Das Gespräch mit Ubunta hatte ein tröstliches Gefühl hinterlassen. Doch richtig weitergebracht hatte es sie nicht. Wenn Anna nicht freiwillig von der Straße abgefahren war, dann war jemand bei ihr gewesen. Und dieser Jemand kam
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