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Der Bastian

Der Bastian

Titel: Der Bastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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Hast du den Hof schon
gesehen?«
    »Vorige Woche, als ich in Regen war und mich
beim Schulrat vorgestellt hab’.«
    »Na und, wie ist er?«
    »Ganz schön vergammelt.«
    »Mit Plumpsklo?« fragte sie besorgt.
    »Mit Wasserspülung.«
    »Und dein Freund?«
    »Auch mit Wasserspülung.«
    »Depp! Ich mein’ natürlich, ob er auch
vergammelt ist!«
    »Nicht mehr als ich.«
    Großmutter betrachtete ihn liebevoll. »Und so
was läßt man nun heutzutage auf die schulpflichtigen Kinder los. Wenn ich an
meine Lehrer damals denke. Kennst du denn schon die Schule, in der du
unterrichten wirst?«
    »Ja.«
    »Na und?«
    »Wasserspülung hat sie auch«, grinste Bastian
und duckte sich, weil Großmutter nach ihm warf.
    Am selben Abend kam Inka, Kaspar Hauswurz’
Schwester, um sich die Wohnung anzuschauen.
    Sie war groß und kräftig gebaut, ein klarer,
handfester Typ, den nichts umzupusten vermochte. War selber Wind, so frischer
Nordost. Ein Mädchen Ende zwanzig, von dem man sagt: Es steht mit beiden Beinen
im Leben.
    Bastian kam sie schon beinah vierbeinig vor.
    Für seinen Geschmack war sie eine Spur zu patent
und zu burschikos. Ihr Selbstbewußtsein trat mit den Hacken zuerst auf. Ihre
Stimme war tief, aber nicht von Natur aus tief, sondern künstlich dunkel
gehalten. So wie Inka Hauswurz klang man heute als Frau, wenn man etwas
auszusagen hatte.
    Bastian zeigte ihr zuerst das Wohnzimmer.
    Sie schaute sich alles genau an.
    »Die Möbel bleiben drin?«
    »Bis auf paar Sachen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Der eine Fuß vom Bett, der gehört zu meinem
Lexikon. Und die Matratze nehm’ ich mit. Sie hat so eine schöne Kuhle. An die
bin ich gewöhnt.«
    Inka schaute aus dem Fenster in den Hof und
lobte die Kastanie.
    Bastian schaute auf ihren kräftigen Busen, den
sie ohne BH direkt unter der Bluse trug. Er wollte gar nicht hinschauen, aber
er mußte. Es war so, als ob Inka ihn zwang, ihr in die Augen zu sehen.
    »Sie übernehmen also den ganzen Krempel?« fragte
er.
    »Ja. Ist doch prima.«
    »Und sind mit dem Abstand einverstanden?«
    »Ich hab’ das Geld gleich mitgebracht«, sagte
sie. »Mein Bruder sagte mir, Sie wären genauso blank wie er.«
    Bastian erklärte ihr die kleinen Eigenheiten
seiner Einrichtung. »Die Türen vom Schrank klemmen. Sie müssen sie beim
Zumachen etwas randrücken und hochheben. Schaun Sie — so. Und bei dem Tisch
handelt es sich um einen hinkenden Tisch.« Er erwartete zumindest ein Lächeln
auf diese Bemerkung, irgendein Mittelding von einer Reaktion, nicht schon
wieder was so Forsches wie:
    »Macht nichts. Das krieg’ ich schon hin. Wo ist
die Küche?« Bastian ließ sie hineinschauen.
    »Na prima.« Das war anscheinend ihr
Lieblingsausdruck.
    »Sie sind die erste Frau, die meine Küche prima
findet.«
    »Wieso auch nicht. Ist ja alles drin, was ich
brauche.«
    »Aber wie. Der Boiler funktioniert schon lang
nicht mehr. Dafür knattert der Wasserhahn wie ein MG.«
    »Vielleicht kann ich das selbst reparieren«,
überlegte sie, am Hahn drehend.
    »Sie? Verstehn Sie was von Wasserhähnen?«
    »Na hören Sie mal! In welchem Jahrhundert lebe
ich denn?« Bastian hob rätselnd die Hände. »Weiß nicht. Vielleicht im selben
wie ich?«
    Zum erstenmal wirkte sie amüsiert.
    Inka wandte sich dem Eisschrank zu: »Darf ich?«,
und öffnete seine Tür. Beide schauten hinein.
    Es lagen nur eine Tomate drin und eine Flasche
Wodka.
    »Der ist mindestens ein Jahr nicht abgetaut
worden«, stellte sie fest.
    »Mindestens«, bestätigte Bastian.
    Inka machte die Tür wieder zu und betrachtete
die Wände. »Den ganzen Firlefanz da nehmen Sie hoffentlich mit.«
    Sie meinte seine Posters und Genrebildchen und
Verkehrsschilder und Reiseandenken mit Gruß aus Altötting und Mariazell.
    Kunstbanausin, dachte er.
    »Ehe wir zum geschäftlichen Teil kommen, würde
ich Vorschlägen, Sie bieten mir was aus Ihrem gutbestückten Eisschrank an.«
    »Die Tomate vielleicht?«
    »Ich dachte an den Wodka.«
    Sie tranken ihn aus zwei angeschlagenen
Senfgläsern, die zu verpacken sich Großmutter strikt geweigert hatte.
    Inka erzählte, daß sie in ihren Semesterferien
immer in Handwerksbetrieben ausgeholfen habe. »Ich versteh’ heute was vom
Schreinern, Maurern, Installieren, vom Malen sowieso. Ich hab’ sogar in einer
Autoreparaturwerkstatt gearbeitet. Was glauben Sie, wie ich dadurch spare.«
    »Und wie der Kaspar bei solcher Schwester
spart!« sagte er neidisch.
    Was für ein erstaunliches Mädchen! Im Vergleich
zu ihr war

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