Der Bastian
Skepsis
an. Mit dem würde es im Laufe ihres Zusammenlebens Schwierigkeiten geben. Aber
darüber mochte er jetzt noch nicht nachdenken. »Vielleicht sollten wir mal ein
Buch kaufen, wo so was drinsteht«, schlug er vor.
Abschied
Eines Vormittags, als Katharina im
Kometenschweif des Chefarztes über die Gänge fegte, sah sie plötzlich Bastian
in einer Nische stehen. Sie erschrak sehr und schaute fort wie ein Kind, das
glaubt, nicht gesehen zu werden, wenn es selbst nichts sieht.
Als letzte betrat sie ein Krankenzimmer, kam
aber gleich wieder heraus und schoß auf ihn zu.
»Bist du verrückt? Du kannst hier nicht
herkommen!«
»Warum nicht, ich bin ja früher auch?«
»Bitte, mach mir keinen Ärger. Außerdem, was soll’s
— es ist aus, Bastian, völlig zwecklos.«
»Ja, ich weiß«, sagte er sanft.
»Wenn du das weißt — was willst du dann hier?«
»Dich noch mal sehn — ist das so schlimm?« Und
als er sie anschaute, brach ihr beinah das Herz.
»Bitte, geh. Es hat keinen Sinn.«
»Was heißt Sinn? Immerhin waren wir mal ganz
schön glücklich.«
Sie schaute nervös zur Tür des Krankenzimmers,
aus dem sie sich gestohlen hatte. »Ich muß wieder hinein.«
»Seh’ ich dich mittags?«
Katharina zögerte.
»Wenn ich dich nicht seh’, komm’ ich wieder. Die
kennen mich ja bei der Anmeldung, die lassen mich noch immer durch.« Schon um
ihn loszuwerden, versprach Katharina: »Also gut, um eins auf dem Parkplatz«,
und lief davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
Sie hatten seit ihrem Abschied zweimal miteinander
telefoniert, davon einmal die halbe Nacht. Hatten sich so viel zu erzählen, so
viel gelacht und darüber beinahe vergessen gehabt, daß es zu Ende war. Es kam
ihnen dieser gewaltsame Schlußstrich so sinnlos vor.
Nun war Bastian auch noch leibhaftig wieder da.
Mitten in der Entziehungskur!
Katharina lief gegen ein Uhr zum Parkplatz
hinunter und fand ihn auf dem Grünstreifen sitzend und Halme kauend.
»Bitte, Bastian, was soll denn das! Laß mich
zufrieden!«
»Aber das tu’ ich doch, Kathinka. Ich wollt’
mich nur von dir verabschieden.«
»Noch mal? Haben wir noch nicht genug?«
»Ich zieh’ morgen ab.«
»Morgen schon?« Das kam ihr dann doch sehr
plötzlich vor. »Gehst du also nach Regen. Und wirst auf dem Hof von deinem
Freund wohnen?«
»Komm, setz dich ‘n Augenblick.« Er bot ihr den
Rasen neben sich wie einen Stuhl an, sie wollte nicht. »Nun setz dich schon.
Wenigstens auf eine Zigarette. Stirbt schon keiner inzwischen.«
Sie ließ sich nur widerstrebend im Gras nieder.
Bastian zündete eine Zigarette für sie an und
schob sie ihr zwischen die Lippen.
»So bald wird Fräulein Doktor nicht wieder auf
einem Parkplatz sitzen.«
»Nein, so bald wohl nicht«, sagte Katharina.
»War ‘n schöner Sommer.«
»Hmhm.«
Und damit nur ja keine Sentimentalität aufkommen
konnte, fragte sie nach dem Hof.
Bastian brach nicht eben in Jubelschreie aus.
»Ach, weißt du, schön ruhig. Aber wir kriegen ja Fernsehen.«
»Und sonst?«
»Es fehlt noch so ziemlich alles. Wir haben
jetzt erst mal jeder einen Kleinkredit aufgenommen, um das Haus winterfest
machen zu können. Aber wenn’s mal fertig ist, wird’s bestimmt schön. Ganz alte
Balken, weißt du.«
»Ah ja. Und die Ferkelzucht?«
»Vorerst nicht. Wir dachten erst mal an einen
Hund. Vielleicht zieht auch noch ‘n Freund von Kaps zu uns. Der ist Maler.« Er
seufzte. »Wird schon ganz lustig werden.«
»Bestimmt«, nickte Katharina zuversichtlich.
»Hast du zufällig ‘n Foto?«
»Vom Hof? Ich glaub’ nicht, daß der in seinen
130 Jahren schon geknipst worden ist. Aber du kannst ja rauskommen und eins
machen.«
»Mal sehn. Vielleicht.«
Er schaute sie von der Seite an. Ihr Profil mit
einem beklommenen Lächeln.
»Komm wirklich mal, Kathinka. Wir haben noch
viel zuwenig voneinander Abschied genommen.«
Da mußte sie lachen. Es klang irgendwie
getröstet. »Ich muß zurück.« Sie stand auf und drückte die Zigarette aus.
Er stand auch auf.
»Also dann...«
»Also dann...«
»Wann geht dein Zug?«
»Um dreizehn Uhr sieben.«
»Mach’s gut, Bastian. Viel Glück. Ach, und dann
soll ich dich noch von meinem Vater grüßen. Ich war am Wochenende daheim.«
»Er ist wahrscheinlich beruhigt, daß wir nicht
mehr...«
»O nein, im Gegenteil. Ihm tut’s leid.«
»Grüß ihn wieder«, sagte Bastian. »Und Bruder
Hermann auch.«
»Ja, danke. — Ich muß jetzt gehn.«
»Ja, Kathinka.« Er küßte
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