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Der Bastian

Der Bastian

Titel: Der Bastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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hier
ist Unterwäsche drin.«
    »Hoffentlich keine lange!«
    »Nur bis zum Knie. Innen angerauht. Drei Paar.
Im Bayrischen Wald kann es winters grimmig kalt sein.«
    Außerdem hatte sie noch zwei weiße Oberhemden
gekauft, von denen sie hoffte, daß die Kragengröße stimmte. »Bügle ich immer
deine Sachen und weiß trotzdem deine Kragengröße nicht.«
    »Ach, Frau Guthmann«, sagte Bastian, »wie
vergeudest du dein Gespartes!«
    »Die Hemden brauchst du für Schulfeiern und wenn
du mal zur Kirche gehst.«
    An so was hatte Bastian überhaupt noch nicht
gedacht. Was kam da alles auf ihn zu!
    »Wir haben auch was für dich«, sagte Susi.
»Karli, gib ihm.« Karl reichte Bastian, der schon Omas Päckchen hielt, einen
größeren rechteckigen Kasten.
    »Eine Hausapotheke. Gegen Schmerzen jeder Art!«
    ...und eine schwere Tragetüte mit Weinflaschen.
    »Gegen Heimweh«, sagte Susi, und dann drehte sie
die Schnur des Luftballons um einen seiner Jackenknöpfe. »Der ist von Kathrinchen.
Ihr >guter Mond<.«
    Bastian lachte: »Ist das etwa alles? Wo bleiben
die lebenden Hühner und die Speckseiten?«
    »Die brauchst du nicht, du fährst ja aufs Land«,
sagte Großmutter und schaute von ihm fort und sehr irritiert auf ein großes
blondes Mädchen, das einen Kofferkuli in ihre Familienabschiedsszene schob. Auf
dem Kuli stand ein in eine alte Militärdecke gewickelter Fernsehapparat.
    »Hallo — das war vielleicht ‘n Theater — kein
Parkplatz und dann das schwere Ding. Tagchen. Ich bin Inka Hauswurz. Ich bringe
Kaspars Flimmerkiste, ohne die er ja nicht sein kann. Ist heute früh aus der
Reparatur gekommen, und da dachte ich, das beste ist, Sie nehmen sie gleich
mit.«
    »Au ja«, seufzte Bastian.
    »Warum haben Sie denn nicht gleich einen
Gepäckwagen genommen?« schrie der Mann, als Bastian das Päckchen mit der Wäsche
und das Päckchen mit dem Bügeleisen, die Hausapotheke, das halbe Dutzend
Weinflaschen, den Fernseher und zuletzt den Luftballon ins Abteil brachte.
    Das war nun wirklich voll.
    Er stieg noch einmal aus, um sich von der
Familie zu verabschieden, die sich gerade überlegte, was wohl aus ihm und
seinem mitreisenden Hausstand werden würde, wenn Kaspar eine Panne hatte und
ihn nicht am Bahnhof in Plattling abholen konnte. Kaspars Auto hatte gerne
Pannen.
    »Dann mußt du mit allem umsteigen«, sagte Karl.
»Das wird ulkig.«
    »Ja«, sagte Bastian, »das wird bestimmt ulkig.«
    Er schaute auf die Bahnhofsuhr. Es war dreizehn
Uhr fünf.
     
    Zur gleichen Zeit telefonierte der Chefarzt nach
Kathinka. Auf dem Weg zu ihm schaute sie zufällig auf die Uhr, die über der Tür
zum Kreißsaal hing.
    Da unterbrach sie ihren Weg und ging zum
Flurfenster. Sie wollte ihre ganz privaten Gedanken in Sicherheit bringen,
indem sie dem Spitalbetrieb den Rücken zukehrte.
    In zwei Minuten ging sein Zug.
    Bastian — lieber Bastian.
    Er hatte so viel Unordnung in ihr Leben
gebracht, und vor allem hatte er sie selbst dazu gebracht, wider ihren
Charakter zu leben. Manchmal war es soweit gewesen, daß sie ihren heißgeliebten
Beruf als Last empfunden hatte.
    Dieses ewige Hin und Her. Müde vom Dienst zu
Bastian, müde von Bastian zum Dienst. Es war schon sehr erschöpfend gewesen...
Bastian.
    Ob je wieder ein junger Mann so unermüdlich um
sie werben würde? Mit den Ohren wackeln, weil er sonst keine Kunststücke
konnte? Marillenschnaps in ihre Stiefel gießen...
    So zärtlich wie ein Junge und wie ein Mann
zugleich sein. Schöne, bunte Süppchen erfinden, wenn sie zu müde war, selbst zu
kochen, und »Katharina« singen, »Katharina, ach du gehst so stihille durch das
ernste, alte Krankenhaus. Katharina du mein letzter Wille...«.
    »Katharina, wo steckst du denn?« fragte der
Chefarzt hinter ihr.
    Sie kehrte sich, wie aus einem Traum erwachend,
zu ihm um.
    »Ist was?« fragte er.
    »Ich hab’ grad jemand nachgewinkt. Sein Zug ist
vor einer Minute abgefahren.«
    »Dein Freund?« fragte er.
    »Ja, mein Freund.« Sie hatte plötzlich Schnupfen
und brauchte ein Taschentuch, aber das war nicht, weil sie weinen mußte. Sie
mußte nicht weinen.
    »Habt ihr euch verkracht?« fragte er, und als
sie nicht antwortete: »Man soll keinen im Zorn reisen lassen, Katharina. Warum
hast du mir nichts gesagt? Du hättest zum Bahnhof fahren können.«
    »Ich wollte gar nicht«, sagte sie. »Da sind doch
die anderen. Und wir haben uns auch nicht verkracht, im Gegenteil. Wir haben
uns sehr, sehr zärtlich getrennt. Er tritt seine erste Stelle als

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