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Der Bauch von Paris - 3

Der Bauch von Paris - 3

Titel: Der Bauch von Paris - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Bürgersteig rückten zusammen und redeten lebhaft. Die beiden Frauen waren im Laden, und die Fettnetzstücke in der Auslage verhinderten, daß man sie gut sah. Sie schienen liebevoll miteinander zu plaudern, machten einander kleine Verbeugungen und sagten sich zweifellos Höflichkeiten.
    »Sieh mal einer an!« begann Fräulein Saget wieder. »Die schöne Normande kauft etwas … Was kauft sie denn da? Eine Leberwurst, glaube ich … Ah! Jetzt! Haben Sie nicht gesehen, Sie? Die schöne Lisa hat ihr eben die Fotografie zurückgegeben, als sie ihr die Leberwurst in die Hand legte.«
    Dann gab es noch einmal Verneigungen. Die schöne Lisa ging noch über die im voraus vereinbarten Liebenswürdigkeiten hinaus und wollte die schöne Normande bis auf den Bürgersteig begleiten. Dort lachten sie alle beide und zeigten sich dem Viertel als gute Freundinnen. Das war eine wahre Freude für die Markthallen; die Händlerinnen kehrten zu ihren Ständen zurück und erklärten, alles sei sehr gut vonstatten gegangen.
    Fräulein Saget jedoch hielt Frau Lecœur und die Sarriette noch zurück. Der Knoten des Dramas war kaum geschürzt. Sie schauten unverwandt mit einer hemmungslosen Neugierde, die durch die Steine zu sehen trachtete, auf das Haus gegenüber. Um sich zu gedulden, sprachen sie noch über die schöne Normande.
    »Nun hat sie keinen Mann«, meinte Frau Lecœur.
    »Sie hat Herrn Lebigre«, bemerkte die Sarriette und fing an zu lachen.
    »Oh! Herr Lebigre, der wird nicht mehr wollen.«
    Fräulein Saget zuckte die Achseln und murmelte:
    »Da kennen Sie ihn schlecht. Der macht sich nicht schlecht über alles lustig. Das ist ein Mann, der sein Geschäft versteht und die Normande ist reich. In zwei Monaten sind sie zusammen, das werden Sie sehen. Mutter Mehudin arbeitet schon lange auf diese Heirat hin.«
    »Wenn auch«, fuhr die Butterhändlerin fort, »der Kommissar hat sie deshalb nicht weniger mit diesem Florent im Bett liegend angetroffen.«
    »Aber nein, das habe ich nicht gesagt … Der lange Dürre war eben weggegangen. Ich war da, als man ins Bett geguckt hat. Der Kommissar hat mit der Hand abgetastet. An zwei Stellen war es ganz warm …« Die Alte holte Atem und fuhr entrüstet fort: »Sehen Sie, was mich am meisten aufgebracht hat, war, alle die Scheußlichkeiten zu hören, die dieser Strolch dem kleinen Murx beigebracht hat. Nein, das können Sie nicht glauben … Ein dicker Packen war davon da.«
    »Was für Scheußlichkeiten?« fragte die Sarriette interessiert.
    »Was weiß man denn! Schlüpfrigkeiten, Schweinereien! Der Kommissar hat gesagt, daß das genügt, um ihn aufzuhängen … Ein Ungeheuer ist dieser Mensch. Sich an einem Kinde zu vergreifen, ist denn das die Möglichkeit! Der kleine Murx ist zwar nicht viel wert, aber das ist kein Grund, diesen Knirps mit den Roten zusammenzustecken, nicht wahr?«
    »Ganz gewiß nicht«, antworteten die beiden anderen.
    »Endlich ist man dabei, mit dieser Fickfackerei gründlich aufzuräumen. Ich habe es Ihnen gesagt, Sie erinnern sich: ›Es gibt eine Fickfackerei bei den Quenus, die nicht gut riecht.‹ Sie sehen, daß ich eine feine Nase hatte. – Gott sei Dank wird das Viertel ein wenig aufatmen können. Das erheischte einen tüchtigen Besenstrich, denn man hatte schließlich Angst, am hellerlichten Tage ermordet zu werden, mein Ehrenwort. Das war kein Leben mehr. Das waren Tratschereien, Zwistigkeiten und Morden. Und das wegen eines einzigen Menschen, wegen dieses Florent … Jetzt sind die schöne Lisa und die schöne Normande wieder versöhnt. Das war sehr gut von ihnen, das waren sie der Ruhe aller schuldig. Nun wird auch das übrige gut gehen, Sie werden sehen … Sieh mal an, der arme Herr Quenu, der lacht dort hinten …«
    In der Tat stand Quenu wieder auf dem Bürgersteig, quoll über in seiner weißen Schürze und scherzte mit dem kleinen Dienstmädchen von Frau Taboureau. Er war sehr lustig an jenem Morgen. Er drückte dem kleinen Dienstmädchen die Hände, zerbrach ihr in seiner guten Fleischerlaune fast die Handgelenke, daß sie laut aufschrie. Lisa hatte alle Mühe, ihn in die Küche zurückzuschicken. Ungeduldig ging sie in ihrem Laden auf und ab, fürchtete, daß Florent käme, rief ihren Mann herein, um ein Zusammentreffen zu verhindern.
    »Sie macht sich Kummer«, meinte Fräulein Saget. »Dieser arme Herr Quenu weiß von nichts. Lacht da wie ein unschuldiges Kindlein! – Sie wissen doch, daß Frau Taboureau gesagt hat, sie würde sich nicht mit

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