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Der Bauch von Paris - 3

Der Bauch von Paris - 3

Titel: Der Bauch von Paris - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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immer noch nein. Quenu versuchte, seiner Frau zu Gefallen gute Ratschläge zu finden. Aber sie schien nicht mehr zuzuhören. Seit einem Augenblick sah sie aufmerksam nach den Markthallen hinüber. Plötzlich stand sie auf und rief:
    »Ah! Die Normande schicken sie jetzt. Um so schlimmer! Die Normande wird für die andern büßen.«
    Eine große Brünette stieß die Ladentür auf. Es war die schöne Fischhändlerin Louise Méhudin, genannt die Normande. Sie war eine herausfordernde Schönheit, hatte eine sehr weiße und zarte Haut, war fast ebenso stark wie Lisa, hatte aber unverschämtere Augen und einen lebendigeren Busen. Forsch kam sie herein mit der klimpernden goldenen Kette auf ihrer Schürze, ihrem unbedeckten, modisch gekämmtem Haar, ihrem Halstuch, einem Spitzenhalstuch, das sie zu einer der koketten Königinnen der Markthallen machte. Sie brachte einen unbestimmten Seefischgeruch mit, und an einer ihrer Hände klebte in der Nähe des kleinen Fingers eine Heringsschuppe wie ein Schönheitspflästerchen aus Perlmutt. Die beiden Frauen, die in der Rue Pirouette im gleichen Hause gewohnt hatten, waren vertraute Freundinnen, eng verbunden durch einen Anflug von Rivalität, die bewirkte, daß sich ständig die eine mit der anderen beschäftigte. Im Viertel sagte man die schöne Normande ebenso, wie man die schöne Lisa sagte. Dadurch wurden sie einander entgegengestellt, miteinander verglichen, und das zwang jede, ihren Ruf als Schönheit aufrechtzuerhalten. Wenn sich die Fleischersfrau an ihrem Ladentisch ein wenig vorbeugte, erblickte sie in der Halle gegenüber die Fischhändlerin inmitten von Lachs und Steinbutt. Sie überwachten sich gegenseitig. Die schöne Lisa schnürte ihr Mieder noch enger. Die schöne Normande steckte Ringe an ihre Finger und legte Halstücher um ihre Schultern. Wenn sie einander begegneten, waren sie sehr sanft, sehr liebenswürdig, während der Blick unter den halbgeschlossenen Lidern heimlich nach Mängeln spähte. Eine jede gab sich den Anschein, nur bei der anderen einzukaufen und ihr sehr zugetan zu sein.
    »Sagen Sie mal, morgen abend machen Sie doch wieder frische Blutwurst?« fragte die Normande mit ihrer lächelnden Miene.
    Lisa blieb kalt. Die Wut, die sehr selten bei ihr war, war hartnäckig und unversöhnlich. Mit spitzen Lippen antwortete sie trocken:
    »Ja!«
    »Sehen Sie, ich schwärme nun einmal für heiße Blutwurst, wenn sie gerade aus dem Kessel kommt … Ich komme mir dann bei Ihnen welche holen.« Sie merkte, wie unwillkommen sie ihrer Rivalin war. Sie sah auf Florent, der sie zu interessieren schien; da sie nicht gehen wollte, ohne etwas zu sagen, ohne das letzte Wort gehabt zu haben, beging sie die Unklugheit, hinzuzufügen: »Ich hatte vorgestern Blutwurst bei Ihnen gekauft … Die war nicht sehr frisch.«
    »Nicht sehr frisch!« wiederholte die Fleischersfrau kreidebleich mit bebenden Lippen. Sie würde sich vielleicht noch beherrscht haben, damit die Normande nicht denke, sie ärgere sich über deren Spitzenhalstuch. Aber man begnügte sich nicht, bei ihr herumzuspionieren, man kam sie auch noch beleidigen. Das überschritt jedes Maß. Sie beugte sich vor, die Fäuste auf dem Ladentisch, und rief mit ein wenig heiserer Stimme: »Sagen Sie mal, in der vorigen Woche, als Sie mir die zwei Seezungen verkauft haben, wissen Sie, bin ich da gekommen, um Ihnen vor den Leuten zu sagen, daß die verdorben waren?«
    »Verdorben! – Meine Seezungen verdorben?« schrie die Fischhändlerin, purpurrot im Gesicht.
    Einen Augenblick rangen sie nach Atem, waren stumm und schrecklich über den Fleischwaren. Ihre ganze schöne Freundschaft war dahin; ein Wort hatte genügt, um unter dem Lächeln die spitzen Zähne zu zeigen.
    »Sie sind ein ungehobeltes Weib«, meinte die schöne Normande. »Das wäre ja noch schöner, wenn ich jemals wieder meinen Fuß über Ihre Schwelle setzte …«
    »Gehen Sie nur, gehen Sie nur«, rief die schöne Lisa. »Wir wissen schon, mit wem wir es zu tun haben.«
    Die Fischhändlerin verließ den Laden mit einem Schimpfwort, das Lisa ganz erzittern ließ. Der Auftritt hatte sich so schnell abgespielt, daß die drei verdutzten Männer keine Zeit hatten, irgendwie einzuschreiten. Lisa beruhigte sich bald. Sie nahm die Unterhaltung wieder auf, ohne eine Anspielung auf das zu machen, was soeben vorgefallen war, als Augustine, das Ladenmädchen, vom Austragen zurückkehrte. Da nahm sie Gavard beiseite und sagte ihm, er solle Herrn Verlaque noch keine

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