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Der Bauch von Paris - 3

Der Bauch von Paris - 3

Titel: Der Bauch von Paris - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Karmin, während goldige Makrelen, den Rücken mit grünlicher Politur geriefelt, das schillernde Perlmutt ihrer Flanken glänzen ließen und rosige Knurrhähne mit weißen Bäuchen und leuchtenden Schwänzen mit den Köpfen zur Mitte der Fischkörbe geordnet lagen und eine seltsame, von Perlenweiß und grellem Zinnober gestreifte Blütenpracht entfalteten. Außerdem waren da noch Seehähne mit köstlichem Fleisch von feurigem Goldkarpfenrot, Kisten voll Weißlingen mit opalenem Widerschein, Körbe mit Stinten, kleine saubere Körbe, hübsch wie Erdbeerkörbe, denen ein starker Veilchenduft entströmte. Die rosa Krabben und die grauen Krabben in den Deckelkörben jedoch setzten mitten in die verwischte Lieblichkeit ihrer Haufen die kaum wahrnehmbaren Jettknöpfe ihrer Tausenden von Augen; noch lebende stachlige Langusten und schwarzgetigerte Hummern krochen auf ihren gebrochenen Füßen knirschend einher.
    Florent hörte kaum auf Herrn Verlaques Erläuterungen. Ein breiter Streifen Sonne fiel von der hohen Verglasung der überdachten Straße und entzündete jene kostbaren Farben, die die Wogen verwaschen und gedämpft hatten und die in den Fleischtönen von Muscheln regenbogenartig flimmerten und ineinanderflossen: das Opal der Weißlinge, das Perlmutt der Makrelen, das Gold der Seehähne, das metalldurchwirkte Gewand der Heringe, die großen Silbergeschirrstücke der Lachse. Es war, als habe irgendeine Meerjungfrau ihre Schmuckkästchen auf die Erde ausgeschüttet, unerhörte und bizarre Geschmeide, ein Geriesel, eine Aufeinanderhäufung von unförmigen Halsketten, Armbändern, riesenhaften Broschen, von barbarischen Kleinodien, deren Verwendungszweck einem entgeht. Auf dem Rücken der Rochen und Hundshaie waren große dunkle, blaßviolette und grünliche Steine in schwärzliches Metall gefaßt, und die dünnen Stäbe der Sandaale, die Schwänze und Flossen der Stinte hatten die Zartheit von feiner Goldschmiedearbeit.
    Aber was Florent ins Gesicht wehte, war eine frische Brise, ein Seewind, den er wiedererkannte, bitter und salzig. Er erinnerte sich der Küsten von Guayana, der schönen Tage der Überfahrt. Es schien ihm, als sei hier eine Bucht, in der das Wasser zurückgeht und die Algen in der Sonne dampfen, die bloßgelegten Klippen trocken werden und der Kies den kräftigen Atem von Ebbe und Flut aushaucht. Rings um ihn hatte der noch sehr frische Fisch einen guten Geruch, jenen etwas herben und aufreizenden Geruch, der den Appetit verdirbt.
    Herr Verlaque hustete. Die Feuchtigkeit durchdrang ihn, und er wickelte sich enger in seinen Schal.
    »Jetzt«, sagte er, »wollen wir zu den Süßwasserfischen rübergehen.«
    Die Auktionsbank dort auf der Seite der Obsthalle und die letzte nach der Rue Rambuteau zu ist von zwei kreisförmigen Fischbecken umgeben, die durch gußeiserne Gitter in verschiedene Behälter eingeteilt sind. Kupferne Hähne in Form von Schwanenhälsen schleudern dünne Wasserstrahlen. In jedem der Behälter war ein wirres Gewimmel von Krebsen, von wogenden Flächen schwärzlicher Karpfenrücken, von Aalknäueln, die sich unaufhörlich auseinanderschlangen und zusammenringelten. Ein hartnäckiger Hustenanfall packte Herrn Verlaque von neuem. Die Feuchtigkeit war hier fader, ein weichlicher Geruch von Flußwasser, von lauwarmem, über dem Sand eingeschlafenem Wasser.
    An diesem Morgen waren sehr reichlich Krebse in Kisten und Körben aus Deutschland eingetroffen. Auch Weißfische aus Holland und England überschwemmten den Markt. Goldkäferfarbene Rheinkarpfen, die so schön sind mit ihren metallischen rotgelben Flecken und deren Schuppenschilde gebräuntem Zellenschmelz ähneln, wurden ausgeladen, große Hechte, die ihre blutdürstigen Mäuler vorstreckten, eisengraue, rücksichtslose Räuber der Gewässer, und düstere und prachtvolle Schleien, die rotem, mit Grünspan geflecktem Kupfer glichen. Inmitten dieser strengen Vergoldungen nahmen die Körbe mit Gründlingen und Barschen, die Forellenladungen und die Haufen gemeiner Weißbarsche, mit dem Wurfnetz gefangener platter Fische lebhafte weiße Töne an, bläuliche stählerne Wirbelsäulen, die nach und nach in der durchscheinenden Zartheit der Bäuche erweichten; und dicke junge Barben, weiß wie Schnee, waren der grelle Lichtton in diesem kolossalen Stilleben. Vorsichtig wurden in die Fischbecken Säcke mit jungen Karpfen geschüttet; die Karpfen überschlugen sich, blieben einen Augenblick auf der Seite liegen, schwammen dann davon und

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