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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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er gesagt, er sei verantwortlich für das Wohlergehen der anderen Würdenträger. Natürlich war unser Gespräch belanglos. Aber ich habe gespürt, das könnte auch anders sein.«
    »Hat er irgendetwas gesagt, was diesen Eindruck bestätigt?«
    »Nein, aber…«
    »Deine Vorstellungskraft spielt dir einen Streich, Gergu.
    Abydos ist anders als andere Orte. Du kannst nicht erwarten, dort auf gewöhnliche Menschen zu treffen.«
    »Mein Spürsinn hat mich fast noch nie im Stich gelassen. Ich bin mir ganz sicher!«
    »Diesmal täuschst du dich.«
    »Und wenn ich doch Recht behalten sollte?«
    »Ich sage es noch einmal: Das ist vollkommen unmöglich.«

 
51
     
     
     
    Ganz langsam zog Sehotep die junge Frau aus, die er am Vorabend bei einem Abendessen kennen gelernt hatte. Sie hatten sich ununterbrochen angesehen und nach dem Essen versprochen, dass sie sich allein Wiedersehen wollten. Nachdem der Träger des königlichen Siegels und die hübsche Brünette die gleichen Absichten verfolgten, hatten sie ihre Zeit nicht mit unnötigem Gerede verschwendet.
    Ja, es stimmte schon, dass sie verlobt war, aber wie hätte sie dem Charme dieses rassigen Würdenträgers und seinen vor Klugheit und Lust funkelnden Augen widerstehen sollen? Es gab kein Gesetz und keine Sitte, die ein Mädchen verpflichteten, als Jungfrau zu heiraten, und außerdem konnte es nichts schaden, wenn sie ein wenig Erfahrung hatte, um ihren zukünftigen Ehemann zu befriedigen.
    Und Sehotep hielt es nie länger als ein paar Tage ohne Frau aus. Ohne ihren Zauber, ihren Duft, ihre Sinnlichkeit und die Bewegungen zu leben, die nur Frauen machen konnten, war für ihn unerträglich. Heiraten würde er aber nie, weil es viel zu viele bezaubernde Seelen zu entdecken und viel zu viele wunderbare Körper zu erobern galt. Und trotz aller Ermahnungen, die Sobek der Beschützer, an ihn richtete, blieb er der Liebling aller Frauen.
    Da sich die Stimmung auf Elephantine nach der Aussöhnung des Provinzherrn Sarenput mit Sesostris offenkundig entspannt hatte, konnte der Träger des königlichen Siegels wieder an sein Vergnügen denken – ein Vergnügen, das er gab und nahm. Als oberster Leiter aller Maßnahmen des Pharaos hatte er gerade die Pläne zur Vergrößerung des Chnum-Tempels auf der Insel Elephantine überprüft und würde sich am nächsten Tag über den Gesundheitszustand von Sarenputs Herden unterrichten, der dieser Untersuchung als treuer Untergebener bedenkenlos zugestimmt hatte.
    Sehotep hatte befürchtet, irgendein ungebetener Gast könnte ihm den Abend verderben, aber kein Diener meldete sich. So konnte er sich ebenso zärtlich wie stürmisch der wunderschönen Landschaft widmen, die es zu erforschen galt. Die Mulden, Täler und Hügel seiner jüngsten Eroberung boten auch dem erfahrensten Abenteurer das allergrößte Vergnügen.
    Sein Sekretär besaß so viel Anstand zu warten, bis er ans Ziel seiner Reise gelangt war, ehe er ihn störte. Er übergab ihm einen Brief, der in einer Geheimschrift verfasst war, die nur Sehotep selbst und der Pharao entschlüsseln konnten.
    Der Inhalt des Briefes war Grund genug für ein sofortiges Treffen der engsten Berater.
     
     
    »Zurzeit herrscht völlige Windstille, Majestät«, erklärte Sobek der Beschützer, »aber ich habe keine der Sicherheitsmaßnahmen aufgehoben.«
    »Was noch lange kein Grund für übertriebene Zuversicht ist«, ergänzte General Nesmontu. »Ich muss allerdings zugeben, dass sich Sarenput vollkommen unauffällig verhält. Seine Truppe untersteht inzwischen meinem Befehl, und ich habe bisher keinen Zwischenfall zu beklagen. Diese Versöhnung scheint mir ausschlaggebend zu sein.«
    »Was sie aber leider nicht ist«, hielt Sesostris entgegen. »Die Beschlüsse haben mittlerweile alle Provinzfürsten erreicht, und ihre Antworten liegen uns nun vor.«
    Sehotep ergriff das Wort. »Upuaut, Herr über den vorderen Sykomorengau, hat eine angriffslustige Rede gehalten, mit der er seine Unabhängigkeit bekräftigt. Uakha, der den hinteren Teil dieser Provinz beherrscht, hat es ihm nachgetan. Und Djehuti, der Fürst des Hasengaus, hat eine große Überraschung angekündigt, die Seine Majestät erstaunen wird.«
    »Mit anderen Worten einen Überraschungsangriff«, meinte General Nesmontu.
    »Was Chnum-Hotep angeht, den Herrn über den Gazellengau, so bekräftigt er lautstark den Machtanspruch seiner Familie, die die Geschicke seines unveräußerlichen Gebiets weiter zu bestimmen gedenkt.«
    »Diese vier

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