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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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das sie zwischen die Beine geklemmt hatte. Ihre Bewegungen waren ebenso regelmäßig wie wirkungsvoll.
    »Du siehst müde aus«, sagte sie zu ihm. »Möchtest du einen Schluck kühles Bier?«
    »Ich will dich nicht bei der Arbeit stören.«
    »Ich bin sowieso gerade fertig.«
    Sie trug nur einen kurzen Lendenschurz, und man sah ihre kleinen, runden Brüste. Anmutig stand sie auf, ging in ihre Küche und kam mit einem gut gefüllten Krug Bier zurück.
    »Du bist sehr freundlich.«
    »Ich heiße Bina, und du?«
    »Ich bin Iker, der Schreiber.«
    Sie sah ihn bewundernd an. »Ich kann weder lesen noch schreiben.«
    »Warum lernst du es nicht?«
    »Ich muss für meinen Lebensunterhalt arbeiten. Außerdem würde man mich auch nicht in die Schule lassen, weil ich nicht von hier bin.«
    »Woher kommst du denn?«
    »Aus Asien. Meine Mutter ist dort gestorben, mein Vater hat für eine Karawane gearbeitet. Er starb vergangenes Jahr, nicht weit von dieser Stadt hier. Ich hatte Glück und fand Arbeit als Küchenhilfe. Weil ich weiß, wie man Bier braut und Brot und sogar Kuchen bäckt, hat man mich behalten. Die Arbeit wird ganz gut bezahlt, und ich habe immer genug zu essen.«
    Sie war ungezwungen und fröhlich und sehr charmant.
    »Bestimmt findest du einen guten Mann und gründest eine eigene Familie.«
    »Ach, die Jungen kümmern mich nicht! Die meisten wollen ja doch nur… Aber du bist endlich einer, der mich versteht. Jedenfalls machst du einen sehr ernsthaften Eindruck auf mich.«
    »Auch wenn du nicht heiraten willst, solltest du lesen und schreiben lernen.«
    »Das ist ganz unmöglich für ein Mädchen wie mich.«
    »Überhaupt nicht! Möchtest du es denn?«, fragte Iker.
    »Ja, das würde mir schon sehr gefallen.«
    »Ich rede mit meinem Herrn darüber.«
    »Du bist wirklich sehr nett.«
    Bina küsste Iker auf beide Backen.
    »Entschuldige, bitte«, sagte er zu ihr, »aber mein Arbeitstag ist noch lange nicht zu Ende.«
    »Bis bald«, sagte sie leise und lächelte verführerisch.
     
     
    »Ausgezeichnete Arbeit«, sagte Heremsaf anerkennend. »Die Einwohner von Kahun sind begeistert. Ehrlich gesagt, hätte ich nicht gedacht, dass dir das so schnell gelingen würde.«
    »Dafür müssen wir uns vor allem bei den Katzen bedanken.«
    »Sei nicht so bescheiden! Ohne genaue Untersuchung hättest du keinen Erfolg gehabt.«
    »In diesem Zusammenhang habe ich eine Beobachtung gemacht, die Ihr mir vielleicht näher erklären könnt. Der Bauentwurf von Kahun ist doch acht Ellen groß, eine der heiligen Zahlen Thots, habe ich Recht? Die Stadt selbst ist in Viertel von zehn Ellen unterteilt, und an dem ganzen Stadtplan, wie auch an den einzelnen Häusern, ist nichts dem Zufall überlassen, was die Maße betrifft. (Kahun wurde tatsächlich nach den Regeln der göttlichen Proportion oder der Goldenen Zahl erbaut.) Er ist nämlich ausgerichtet an den Proportionsregeln eines gleichschenkligen Dreiecks, bei dem das Verhältnis von Grundlinie zu Höhe acht geteilt durch fünf ist.«
    Heremsaf sah den jungen Mann neugierig an. »Ja, das ist tatsächlich in etwa so. Wer hat dich darauf gebracht?«
    »Niemand. Ich habe einfach versucht, mir zu erklären, was ich sah.«
    »Dann bist du wirklich ein Sinnsucher. Jetzt ist es genug mit Getreidespeichern, ich vertraue dir eine neue Aufgabe an: Mach ein Verzeichnis von den alten Lagerhäusern. Du listet die Gegenstände auf, die sich dort befinden, dann verteilen wir, was noch brauchbar ist, und richten die Gebäude wieder her.«
    »Soll ich allein arbeiten?«
    »Das entspricht doch deiner Gewohnheit?«
    »Ja, und ich werde so schnell wie möglich sein, aber die Gebäude sind riesig.«
    »Ich brauche jemand, der so gewissenhaft arbeitet wie du und der seine Zeit nicht vergeudet. Nichts darf dabei deiner Wachsamkeit entgehen. Hast du mich verstanden: nichts!«
    »Ich habe verstanden. Darf ich Euch um einen Gefallen bitten?«
    Heremsaf beäugte ihn argwöhnisch. »Womit bist du unzufrieden?«, fragte er.
    »Es geht weder um mich noch um Nordwind. Ich habe eine junge Frau kennen gelernt…«
    Heremsaf verdrehte die Augen. »Nein, bitte nicht! Du bist am Anfang einer steilen Laufbahn, du lernst die verschiedenen Möglichkeiten deines Berufs kennen, und ausgerechnet jetzt willst du heiraten!«
    »Nein, auf keinen Fall.«
    »Jetzt sag bloß nicht… Hast du etwa eine Dummheit gemacht?«
    »Nein, ich habe nur mit einer Dienerin geredet, die gern lesen und schreiben lernen will.«
    Heremsaf runzelte die

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