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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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zurückgekommen, Herr, weil sie mit Mann und Maus untergegangen ist.«
    »Sie ist untergegangen?«, fragte Medes ungläubig. »Bist du dir da ganz sicher?«
    »Es gibt nur einen einzigen Zeugen, aber der scheint glaubwürdig zu sein«, sagte der Bote.
    »Den Kapitän?«
    »Nein, den jungen Mann, den ich auf Euren Befehl aus Medamud entführen ließ und der mir kürzlich in einem kleinen Kaff in der Nähe von Koptos wieder über den Weg gelaufen ist. Ihr erinnert Euch bestimmt an ihn – dieser Junge ohne Familie, der so sehr die Einsamkeit und das Lernen liebte.«
    »Ich weiß, ich weiß! Er eignete sich bestens als Opfergabe, um ein stürmisches Meer zu besänftigen. Der Dorfvorsteher von Medamud hatte uns auf diesen ahnungslosen jungen Kerl aufmerksam gemacht, und er hat es nicht bereut. Aber wie konnte es geschehen, dass er der einzige überlebende Zeuge ist?«
    »Das weiß ich nicht, aber es ist nun mal so. Er erzählte mir, dass eine riesige Welle Gefährte des Windes unter sich begraben hat, dass er wie durch ein Wunder auf einer einsamen Insel gelandet ist und ihn ein Schiff aufgenommen hat, dessen Kapitän ihm kein einziges Wort von seiner Geschichte glaubte. Allerdings hat eben dieser Kapitän zwei Kisten an sich genommen, die von jener Insel stammten, ehe er den an Bord genommenen Schiffbrüchigen an Land setzte.«
    Ob dieser wohl in Punt gelandet war, überlegte Medes.
    »Könnte er diese Insel wieder finden?«
    »Er hat behauptet, die Insel sei im Meer untergegangen und verschwunden, Herr.«
    »Und was war in den Kisten?«, wollte Medes nun wissen.
    »Wohlriechende Substanzen.«
    »Sonst nichts?«
    »Er hat sonst nichts erwähnt.«
    »Und du hast ihn einfach gehen lassen!«
    »Was hätte ich denn machen sollen, Herr? Als Wachmann habe ich so getan, als würde ich seine Aussage aufnehmen. Der Dorfvorsteher fand nichts Besonderes daran, und wir hatten keinen Grund, diesen schwachköpfigen Geschichtenerzähler festzuhalten.«
    »Hast du nicht daran gedacht, er könnte dich belügen?«
    »Ich halte ihn für ehrlich.«
    »Du vielleicht, ich bin skeptisch! Hat er dir denn wenigstens gesagt, wie das Schiff hieß, das ihn aufgenommen hat?«
    »Das weiß er nicht.«
    »Dieser Kerl hat sich über dich lustig gemacht!«, donnerte Medes. »Er hat dich mit Kindergeschichten abgespeist, damit du nicht auf die Wahrheit kommst.«
    »Ich versichere Euch…«, jammerte der falsche Wachmann.
    »Wir müssen ihn finden, und zwar schnell! Er ist bestimmt nach Medamud zurückgegangen. Der Dorfvorsteher wird ihn weggejagt haben, aber vielleicht weiß er ja, welche Richtung der Junge genommen hat. Wenn du ihn hast, bring ihn zum Reden, und beseitige ihn anschließend«, befahl Medes.
    »Ihr wollt doch nicht etwa…«
    »Du hast mich sehr gut verstanden.«
    »Aber, mein Herr!«
    »Dieser Habenichts ohne Familie! Kein Mensch wird sich auch nur den geringsten Gedanken über sein erneutes und endgültiges Verschwinden machen. Verstecke seine Leiche, die Geier und Ratten werden sich schon um ihn kümmern. Und du wirst bestens dafür bezahlt. Brich sofort auf.«
    Der Schatzmeister konnte seine Wut nur schlecht verbergen. Um ein Schiff auszurüsten und eine Bande von Seeräubern zusammenzubringen, die in der Lage waren, Kurs auf Punt zu nehmen, hatte er keine Kosten und Mühen gescheut – und das unter schwierigsten Bedingungen, weil er ja nicht die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten auf sich lenken durfte. Sobald wäre er nicht wieder in der Lage, dieses Abenteuer fortzusetzen.
    Kaum hatte der falsche Wachmann das Haus verlassen, dachte Medes angestrengt darüber nach, ob die Mannschaft von dem Schiff, das den Schiffbrüchigen aufgenommen hatte, wohl den Mund halten konnte. In den Tavernen am Hafen hatte man vielleicht über den Schiffbruch geredet. Außerdem würde der Kapitän sicher versuchen, den Inhalt der beiden Kisten zu verkaufen. Auch wenn es sich dabei wirklich nur um Duftwässer handeln sollte, würde er ein kleines Vermögen dafür bekommen. Und falls die seltsame Fracht noch wertvollere Dinge enthalten sollte, brauchte er einen fähigen und reichen Ansprechpartner, um sie an den Mann zu bringen.
    Wenn es diesen Kapitän also wirklich geben sollte, würde er vermutlich nicht unentdeckt bleiben.
    Und so rief Medes Gergu zu sich, der ihm auf Gedeih und Verderb ergeben war, ein unverbesserlicher Spieler und weithin gefürchteter Steuereintreiber. Er konnte vollkommen gesetzestreu vorgehen und Medes bringen, was ihm allein

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