Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
brüllte er.
    »Ich habe sie Euch schon gesagt, mehr weiß ich nicht!«
    »Wie hieß das Schiff, das dich gerettet hat?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Iker bekam ein Dutzend Stockschläge auf die Schultern und schrie vor Schmerz.
    »Wie hieß das Schiff, und wie hieß der Kapitän?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Du bist wirklich sehr unvernünftig, Bursche. Ich will diese Auskünfte, und ich werde sie auch bekommen. Sonst bringe ich dich um.«
    Der falsche Wachmann schlug weiter auf ihn ein, erhielt aber keine andere Antwort.
    Der Junge wusste offensichtlich wirklich nicht mehr als das, was er gesagt hatte, und konnte ihm nichts Neues erzählen.
    Iker war blutüberströmt. Als sich der Schläger erneut über ihn hermachte, wurde Iker bewusstlos.
    Er atmete kaum noch.
    Sein Peiniger schleppte ihn zu einem Papyrus-Dickicht, wo er ihn versteckt am Ufer eines Kanals liegen ließ.
    Iker lag im Sterben und würde sicher bald den Geist aufgeben.
    Da er seinen schweren Verletzungen erliegen musste, wäre der falsche Wachmann so nicht unmittelbar für seinen Tod verantwortlich. In Anbetracht der Tatsache, dass es hier unten und dort oben möglicherweise Richter gab, schien ihm das doch von Vorteil.

 
11
     
     
     
    Zuerst waren die Schmerzen schier unerträglich. Dann wurden sie durch eine ganz besonders angenehme Kühlung gelindert, die Iker noch nie erlebt hatte. Und auf einmal peinigte ihn sein Rücken nicht mehr. Vorsichtig öffnete Iker die Augen um herauszufinden, in welche Welt ihn sein Angreifer geschickt hatte.
    »Er ist aufgewacht!«, rief ein junges Mädchen.
    »Bist du dir da sicher?«, fragte eine raue Männerstimme.
    »Er schaut uns an, Vater!«
    »So wie er zugerichtet war, wäre es ein Wunder, wenn er überleben würde«, meinte der Mann.
    Iker wollte sich aufrichten, aber ein stechender Schmerz fesselte ihn an seine Matte.
    »Du sollst dich nicht bewegen!«, sagte das Mädchen zu ihm. »Du hast großes Glück gehabt, weißt du das? Ich habe dich in einem Papyrus-Dickicht gefunden, das der Göttin Hathor geweiht ist. Sonst bringe ich nur immer eine Opfergabe hin, aber weil dort so viele Vögel über einer bestimmten Stelle herumflogen und aufgeregt zwitscherten, habe ich mich in das Dickicht gewagt. Die Vögel benahmen sich so seltsam, dass ich wissen wollte, was los war. Dann habe ich dich gefunden und meinen Vater geholt. Zwei Bauern haben dich zu uns nach Hause gebracht. Seit drei Tagen pflege ich dich jetzt schon mit dem besten Balsam, den wir haben. Er besteht aus Natron, Glyzerin, Fett von Nilpferd, Krokodil und Meeräsche, Oliban und Honig. Der Obermediziner unserer Provinz hat mir sogar Pastillen aus Myrrhen-Extrakt gegeben, die deine Schmerzen lindern sollen. Ich war die Einzige, die daran geglaubt hat, dass du diese Verletzungen überlebst.«
    Sie hatte braunes Haar, war hübsch und sehr lebhaft. Ihr Vater, ein stämmiger Bauer, machte keinen Hehl aus seiner Feindseligkeit.
    »Was ist dir passiert?«, fragte er Iker.
    »Ein Mann hat mich überfallen und wollte mich ausrauben.«
    »Was hattest du denn so Wertvolles dabei?«
    »Eine Schlafmatte, eine Trinkflasche, Sandalen…«
    »Sonst nichts! Und woher kommst du?«, fragte er weiter.
    »Ich bin Waise und verdinge mich als Schreiberlehrling«, erklärte ihm Iker.
    »Du kostest mich viel Geld, sehr viel Geld sogar, mein Junge.«
    Der Bauer ging weg.
    »Mach dir keine Sorgen«, beruhigte ihn das junge Mädchen. »Mein Vater mag grob und schroff sein, aber er ist ein anständiger Mann. Ich heiße übrigens Kleine Blume. Und du?«
    »Iker.«
    »In diesem Zustand bist du nicht gerade ein schöner Anblick! Aber wenn du wieder gesund wirst, dürftest du recht ordentlich aussehen.«
    »Glaubst du wirklich, dass ich wieder aufstehen kann?«, fragte Iker ängstlich.
    »Es dauert höchstens eine Woche, dann gehen wir zusammen spazieren.«
     
     
    Kleine Blume hatte nicht zu viel versprochen. Dank des wirksamen Balsams, der schmerzstillenden Mittel und zahlreicher Massagen kam Iker wieder auf die Beine. Wie durch ein Wunder waren alle seine Knochen heil geblieben, und die äußeren Spuren der Schläge verschwanden allmählich.
    Trotzdem wurde nichts aus den Spaziergängen, weil der Landwirt andere Pläne mit ihm hatte.
    »Du bist zäher, als ich dachte«, stellte er erstaunt fest. »Außerdem bist du hoch verschuldet, weil deine Behandlung ein Vermögen gekostet hat.«
    »Wie kann ich Euch das denn zurückzahlen?«, fragte Iker ratlos.
    »Auf meinem Hof brauche

Weitere Kostenlose Bücher