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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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stehen blieb und seine Fußabdrücke hinterließ. Mit dem Schnabel ritzte er die Spitze eines ebenso geformten Dreiecks in den Boden und flog weg.
    »Was hältst du davon?«, fragte Djehuti Iker.
    »Ich habe gelernt, dass man bedenkenlos das Wasser zu sich nehmen kann, das die Ibisse trinken, die uns mit ihren Zeichen das Licht des Ursprungs bringen. Das war einer von ihnen, Herr. Das Dreieck ist das wichtigste Zeichen für die Schöpfungskraft. Es soll sagen, bringt selbst etwas Großes zustande, dann seid Ihr Eure Sorgen los.«
    »Dein Lehrer hat dich gut erzogen. Das könnte tatsächlich die Lösung sein.«
    Djehuti war eben die Idee zu einem unglaublichen Plan gekommen. Sollte er ihm gelingen, wäre selbst Sesostris geblendet.
    »General Sepi hat mir vom Goldenen Kreis von Abydos erzählt«, begann Iker. »Ich würde gern…«
    »General Sepi ist zu einem Vorhaben von unbestimmter Dauer aufgebrochen, und du wirst sehr viel Arbeit haben. Von heute Abend an wohnst du im Palast und bekommst ein eigenes Arbeitszimmer. Du sollst für mich alle Berichte über die Stärken und Schwächen meiner Provinz sammeln und die wichtigsten Punkte herausarbeiten. Ich will ganz genau wissen, wozu wir in der Lage sind, falls es zu einer Auseinandersetzung kommen sollte.«
     
     
    Schiefmaul saß auf einem Weidenhocker und verschlang gerade den Rest einer Gazellenkeule, während Shab der Krumme zusah, wie sich die Papyrusdolden im Wind hin und her wiegten, und sich dabei fast zu Tode langweilte.
    »Jetzt haben wir lang genug gewartet, Shab. Es wird Zeit, dass wir uns auf den Weg machen.«
    Shab fiel nichts ein, was er dagegen sagen könnte. Jetzt war sogar ihm klar, dass der Prophet nicht mehr zurückkommen würde. Ohne ihn musste er wohl wieder ein mittelmäßiger Dieb ohne Zukunftsaussichten werden.
    »Wir sind eine gute Truppe«, meinte Schiefmaul, »keiner kann uns aufhalten. Die reichen Landsitze im Nildelta sind unser! Vergiss die Vergangenheit, mein Freund, auf geht’s ins Glück.«
    Ein schrecklicher Schrei hallte durch die feuchte Sumpfluft.
    »Der Späher… Der Späher ist überfallen worden!«
    Die Krieger, die Schiefmaul ausgebildet hatte, griffen zu ihren Waffen und schwärmten aus, um den Eindringling zu umzingeln.
    Doch der Anblick des Propheten ließ sie vor Schreck erstarren.
    »Welcher meiner Getreuen wagt es, sich an mir zu vergreifen?«
    »Ihr… Ihr seid ihnen entkommen!«, rief Shab begeistert.
    »Das gibt’s doch nicht«, stammelte Schiefmaul, »das gibt’s doch nicht… Habt Ihr die Gefängnismauern einstürzen lassen?«
    »Nein, viel besser: Unsere Feinde glauben jetzt, sie hätten den Propheten getötet. Für die Ägypter gibt es mich nicht mehr. Das ist für uns von großem Vorteil: Wir können im Verborgenen handeln, ohne dass jemand ahnt, woher die Schläge kommen.«
    Shab der Krumme hing förmlich an den Lippen seines Führers. »Müssen wir nicht dafür sorgen, dass der Aufstand in Kanaan weitergeht, Herr?«
    »Pharao Sesostris hat äußerste Härte bewiesen und die ganze Gegend mit seinen Soldaten gepflastert. Und die neue Garnison in Sichern besteht aus echten Soldaten, die jeden Aufstand im Keim ersticken würden. Doch das ist noch nicht einmal das Schlimmste. Auf dem Weg hierher bin ich durch viele kleine Orte und Dörfer gekommen und musste mich von der Trägheit der Leute überzeugen. Es sind dumme Schafe, und sie sind nicht in der Lage, sich gegen die Besatzer zu erheben und ihr Leben für die Herrschaft des wahren Gottes zu geben. Es wäre vermessen, wollte man sich auf sie stützen.«
    »Das wundert mich kein bisschen«, erklärte Schiefmaul. »Diesen Winzlingen habe ich noch nie was zugetraut! Aber wir sind doch keine Angsthasen.«
    »Ihr habt doch bestimmt einen neuen Plan«, fragte Shab unruhig.
    »Ja, die Erfahrung von Sichern war sehr hilfreich«, bestätigte der Prophet.
    »Also, was ist«, unterbrach sie Schiefmaul, »fangen wir mit einem Landgut oder mit einem Bauernhof an?«
    »Du kannst entscheiden.«
    »Dann nehmen wir einen einsam gelegenen Bauernhof mit wenig Leuten. Schließlich müssen wir ein bisschen üben. Was die Beute angeht…«
    »Die kannst du behalten. Shab, fünf Männer und ich – wir gehen nach Memphis.«
    »Nach Memphis… Aber in der Stadt wimmelt es doch nur so von Ordnungskräften!«
    »Wir wollen ja dort nichts Verbotenes tun. Ganz im Gegenteil, wir mischen uns als anständige Kaufleute unter die Bevölkerung, um an so viele Hinweise wie möglich

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