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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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Leerlauf? Das Konzert findet in fünf Tagen statt. Sie kennen doch die Berichte über das Gebäude! Das ist ein sicherheitstechnischer Albtraum. Wir
können
nicht warten!”
    “Unser Team ist jetzt schon seit vier Wochen vor Ort, und wir haben sämtliche Eventualitäten …”
    “Und wenn wir hier hundert Leute hundert Tage lang einquartiert hätten! Reichen würde es trotzdem nicht. Im Übrigen ist mir Ihr Team im Augenblick schnuppe.
Ich
will die Räumlichkeiten begutachten.” Seine Stimme nahm an Schärfe deutlich zu. “Das gesamte Sicherheitsgewerbe schaut auf uns … und die Investoren dazu! Für Terroristen ist das Konzert doch ein gefundenes Fressen! Sicherheitsagenturen für Spitzenpolitiker weltweit, Hunderte von Prominenten und Experten, die …”
    “Na, hören Sie mal! Glauben Sie etwa, ich will mit Ihnen durch den Wiener Zoo bummeln?” Die Frau sprach jetzt wie die Mutter eines Zweijährigen, der gerade seine verrückten fünf Minuten bekommt. “Es steht heute einiges auf dem Programm, nur eben noch keine Besichtigung des Konzertsaales. Draußen wartet der Fahrdienst; der bringt uns zum Hotel. Dort treffen wir uns mit dem Sicherheitschef der ISTA, danach kommt das Sicherheitsteam des Konzertgebäudes zu uns, und zum Schluss ist eine Besprechung mit dem Polizeidirektor, der …” Kerri bemerkte, wie Toms Gepäck gerade auf den Förderkreisel purzelte.
    Diesmal kam er ihr zuvor und zog den Koffer vom Band. “Dann mal los!”
    Während die beiden auf die Zollabfertigung zusteuerten, ließ Paxton weiterhin argwöhnisch den Blick wandern. Dabei wusste er sehr wohl: Fürchten musste man nur die Gerissenen. Und die fielen in einer Menschenmenge nie auf.

10. KAPITEL
    S amstag, 26. April – 08:17 Uhr
    Müde und nervös zugleich saß Meer hinten in einem pieksauberen Taxi und ließ sich zu ihrem Hotel fahren. Obwohl der Flug ohne Zwischenfälle verlaufen war, hatte sie doch nicht schlafen können. Trotz ausgesprochen unguter Gefühle war sie spontan nach Wien gereist. Nicht etwa weil sie, wie von Malachai vermutet, daran glaubte, der Anblick der Spieleschatulle werde Vorlebenserinnerungen in ihr auslösen. Nein, sie hoffte vielmehr, das Sehen des Kästchens werde sie an etwas Bestimmtes aus ihrer Gegenwart erinnern. Vielleicht ergab sich ja, wenn sie die Schatulle berührte oder näher betrachtete, ein Hinweis darauf, wann und wo sie sie wirklich gesehen hatte.
    Durch die Seitenscheibe schaute sie hinaus in die vorbeiziehende Landschaft, die allerdings ihre Fantasie nicht sonderlich anregte. Das änderte sich erst, als das Taxi die Innenstadt erreichte, wo sich zur Rechten jahrhundertealte Bauwerke reihten und zur Linken die Donau dahinströmte. Vertraut mit den Klängen, die der Fluss bei ihr hervorrief, fragte Meer sich, ob das dunkle Bräunlich-Grün des Wassers wohl ein Resultat moderner Umweltverschmutzung war oder ob Johann Strauss beim Komponieren seiner “Schönen blauen Donau” sich seinerzeit wohl der künstlerischen Freiheit bedient hatte.
    Am Hotel angelangt, erhielt sie die Information, dass ihr Zimmer erst zur üblichen Bezugszeit, sprich ab ein Uhr, zur Verfügung stehe. Sie ließ ihr Gepäck an der Rezeption zurück, ging wieder nach draußen und bat den Empfangsportier, ihr ein Taxi zu rufen. Sie teilte dem neuen Fahrer die Adresse ihres Vaters mit. Er wohnte nun schon seit zwanzig Jahren in Wien, doch sie hatte ihn noch kein einziges Mal besucht. Stattdessen trafen sie sich ein oder zwei Mal pro Jahr in New York, wenn er geschäftlich in der alten Heimat zu tun hatte. Dann gingen sie essen, und dabei löcherte er sie mit Fragen zu ihrem Befinden. Sie gab ihm oberflächlich Auskunft über ihre Arbeit oder neue Männerbekanntschaften, kriegte ihn aber dann stets dazu, ihr von seiner neuesten Schatzsuche zu berichten. Solchen Geschichten lauschte sie mit Hingabe. Das war schon immer so gewesen. Als kleines Mädchen hätte sie nichts lieber getan, als sich mit ihm auf Abenteuerreise zu begeben – bang und fasziniert zugleich ob der Vorstellung, beschossen oder überfahren, von Wachhunden angefallen oder wegen Schmuggels festgenommen zu werden.
    Nur wenige Minuten nach der Abfahrt vom Hotel Sacher wurde es plötzlich holprig. Verdutzt schaute Meer aus dem Fenster.
    “Kopfsteinpflaster”, erläuterte der Fahrer in passablem Englisch. “Daran erkenne ich die Touristen. Wenn das Geschaukel losgeht, gucken sie immer ganz verdattert. Jetzt geht’s auf den Spittelberg, einen sehr alten

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