Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
eingelassen haben.« Er sah dabei zu dem Kellner hin, der servierte. Sonst hätte er bemerken können, daß die Augen des Dritten sich bei dem Namen »Astenryk« interessiert auf ihn hefteten. »Der gute Forestier …«, fuhr er fort, da ließ ihn ein warnender Blick Helenes verstummen.
    Gleichzeitig wandte sie sich an den Fremden und bat ihn in deutscher Sprache um die Speisekarte, die unter seinem Gedeck lag.
    Der Herr unterdrückte noch im letzten Augenblick eine Bewegung nach der Karte und gab in französischer Sprache seinem Bedauern Ausdruck, nicht zu verstehen.
    »Verzeihung, mein Herr, ich bat Sie um die Speisekarte«, sagte Helene jetzt auf Französisch. »Übrigens«, setzte sie lächelnd hinzu, »wir sind Deutsche.«
    Mit einer Verbeugung reichte ihr Nachbar ihr die Karte und wandte sich wieder seiner Zeitung zu.
    »Wenn Forestier«, nahm Forbin seine unterbrochene Rede wieder auf, »seine verrückte Idee wirklich durchführt, dürfte es einen schönen Krach geben.«
    »Nun erzähle doch endlich, Alfred! Solange wir bei Anne im Abteil saßen, durften wir über die Sachen nicht reden. Was will denn Forestier eigentlich machen? Will er Georg samt seinem Laboratorium nach Frankreich entführen?«
    »Daran denkt er nicht, Helene. Sie werden es geschickter machen. Sie werden ihn einfach in seiner Almhütte überfallen und in der Nacht über die italienische Grenze bringen. Dort wird er an einer passenden Stelle ohne Paß ausgesetzt, während sie zurückfahren. Ein tüchtiger Ätherrausch wird den guten Georg in tiefem Schlaf halten.
    Außerdem haben sie noch ein besonderes Stückchen präpariert. Forestier hat sich ein paar Pläne von oberitalienischen Befestigungen zu verschaffen gewußt. Die werden Georg in die Tasche praktiziert. Na, das Weitere kannst du dir ja denken.«
    Helene sah mit gerunzelten Brauen durchs Fenster.
    »Der Plan an sich«, meinte sie leise, »ist nicht übel. Daß er sich aber gegen Georg Astenryk, unseren zukünftigen Schwager, richtet, gefällt mir gar nicht. Wie gesagt, es war die höchste Zeit, daß du dich aus dieser Sache zurückzogst.
    Hoffentlich treffen wir in Brüssel sofort Mr. Shugun. Es ist selbstverständlich, daß er durch uns mit Baron de Castillac bekannt gemacht wird. Du mußt nur darauf achten, dich von Castillac nicht beiseite drängen zu lassen. Was ich tun konnte, habe ich getan. Jetzt ist es deine Sache, dich bei Shugun und Castillac unentbehrlich zu machen.« —
    Sie hatten gegessen, standen auf und gingen in ihren Wagen zurück. Der einzelne Herr, der neben ihnen gesessen hatte, sah ihnen nach. Nachdenken, Sorge, Abscheu, malten sich in seinem Gesicht. Was war das für ein übles Pärchen? Ob der Astenryk, von dem sie sprachen, wohl mein netter Reisegefährte von damals ist? Dann würde ich ihn gern warnen, wenn ich’s könnte.
    Major Dale beschloß, den weiteren Verlauf der Dinge abzuwarten und bestellte sich eine Tasse Kaffee. Da trat Anne in den Wagen und setzte sich auf den Platz, den Helene bisher innegehabt hatte. Sie aß ein wenig und zog dann einen Brief aus der Tasche, den sie kurz vor der Abreise von Georg bekommen hatte. Den Umschlag legte sie mit der Rückseite nach oben auf den Tisch.
    Immer wieder las sie die lieben Worte Georgs, der mit freudiger Genugtuung von den Fortschritten seiner Arbeiten berichtete. Sie war so vertieft in die Lektüre des Briefes, daß sie nicht bemerkte, wie ihr Gegenüber forschende Blicke über das Zeitungsblatt hinweg auf sie richtete, wie seine Augen voller Interesse auf der Rückseite des Kuverts hafteten und dort die Adresse des Absenders lasen: Georg Astenryk.
    Ah … Georg Astenryk … ob es wirklich derselbe ist?
    Nun einerlei! Ich habe jedenfalls in kurzer Zeit hier allerhand Interessantes gesehen und gehört. Was die da von einem Mr. Shugun, einem Baron de Castillac, erzählten, war recht wertvoll. Diese Herrschaften kenne ich ja zur Genüge. Von Brüssel aus werde ich die nötigen Meldungen machen.
    Jetzt ließ das junge Mädchen den Brief sinken und schaute geradeaus. Da trafen ihre Augen die Dales.
    »Verzeihung, mein gnädiges Fräulein, wenn ich Sie anspreche. Ich las da zufällig die Absenderadresse auf dem Umschlag Ihres Briefes.« Er zog eine Karte aus seiner Brieftasche. »Dieser Herr hier, ist er vielleicht derselbe?«
    Erstaunt nahm Anne die Karte. Ein leichter Freudenruf. »Sie kennen Georg Astenryk?«
    »Gewiß. Vor einigen Wochen fuhren wir zusammen ein Stück in Richtung Paris. Wir unterhielten

Weitere Kostenlose Bücher