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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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freier atmen.«
    *
    Gleichmäßig trommelte der Märzregen auf das Kupferdach des Gouvernementsgebäudes in Singapur.
    Im Schutze einer Glasveranda ruhte Lady Evelyne Wegg auf einem Liegestuhl. Sie seufzte.
    »Oh, wie konnte Sir Reginald so töricht sein, diesen Posten anzunehmen! In der Hölle kann es ja nicht schlimmer sein. Ich begreife nicht, Miß Escheloh, wie Sie dieses Klima so gleichmütig ertragen.«
    Sie drehte den Kopf zu Anne hinüber, die in einem leichten weißen Kleid vor einem Tisch mit Zeitungen saß.
    »Sie Glückliche! Sie können sogar noch lesen. Ich fühle mich ständig so matt, daß ich zu nichts Lust habe.«
    »Darf ich Ihnen vielleicht etwas vorlesen, Mylady?«
    »Wenn Sie so liebenswürdig sein wollen, lesen Sie etwas aus der neuesten ›Times‹ vor.«
    Anne begann zu lesen, doch nach einiger Zeit gaben die tiefen, gleichmäßigen Atemzüge der Lady Evelyne ihr zu verstehen, daß diese Lektüre nicht ihren Beifall gefunden hatte, daß sie sanft eingeschlafen war. Anne erhob sich, trat neben die Schlafende und zog das Fliegennetz fest.
    Anne mußte viel Geduld aufbringen, um die unaufhörlichen Klagen der Lady Evelyne mit immer gleicher Gelassenheit anzuhören. Trotz alledem war sie mit ihrem Los zufrieden.
    Den Gouverneur sah Anne außerhalb der Mahlzeiten gar nicht.
    Die Notwendigkeit, sich mit den Verhältnissen seines neuen großen Wirkungskreises schnell vertraut zu machen, nahm den Gouverneur so vollständig in Anspruch, daß er sich um Haus und Familie wenig kümmerte. So war Lady Wegg fast ausschließlich auf die Gesellschaft Annes angewiesen. —
    Anne hatte wieder an dem Tisch Platz genommen und blätterte in den Zeitungen.
    In einem Artikel wurde ausführlich über das neue Pflanzenphysiologische Institut dort berichtet, über dessen Leiter Dr. Musterton – und seinen Assistenten Rochus Arngrim.
    Der Name … Welche häßlichen Erinnerungen waren in ihr wach geworden, als sie ihn gelesen! Sie vermochte den Eindruck erst zu überwinden, als Georg ihr in seinem letzten Brief ausführlich von seinem Wiedersehen mit Arngrim und von dessen Aussöhnung mit Jan Valverde schrieb.
    Sie zog den Brief aus ihrer Handtasche und überflog immer wieder die Zeilen, aus denen herausklang, wie wohl und glücklich Georg sich bei seinem Bruder Jan fühle.
    Mehr als sonst schrieb er diesmal über den günstigen Fortgang seiner Arbeiten. Über seine Hoffnung auf baldigen Erfolg in einer Sache, die sehr fruchtbringend zu werden versprach. Und dann schrieb er:
    »Dann wird es mein erstes sein, zu dir zu kommen und dich hierherzuholen. Die Verhältnisse werden mich zwingen, noch längere Zeit hierzubleiben. Dein Wunsch, in die alte Heimat zurückzukehren, wird leider noch nicht in Erfüllung gehen können.«
    Ein Boy trat ein und brachte die eingegangene Post. Anne, die schon seit langem auf ein Lebenszeichen von Helene wartete, überflog die Adressen der Briefe. Da, zuunterst, lag ihr letzter Brief an Helene, den sie vor einiger Zeit abgesandt hatte, mit dem Vermerk: Adressatin unbekannt verzogen. Und der Vermerk war ganz unverkennbar von der Hand ihres Schwagers Alfred Forbin geschrieben!
    Lange saß sie in starker Verwirrung. Was war mit Helene? Hatte sie sich von ihrem Manne getrennt? Allerlei Befürchtungen gingen ihr durch den Kopf.
    Um der quälenden Unruhe Herr zu werden, trat sie hinaus in den Garten, der jetzt, nach dem Regen, einen erfrischenden Aufenthalt bot. Sie schritt gedankenverloren unter den Bäumen dahin.
    Da erschütterte ein Stoß wie von einem Erdbeben den Boden. Gleichzeitig folgte das donnerähnliche Krachen einer schweren Explosion in nächster Nähe. Anne taumelte, stürzte zu Boden, raffte sich wieder auf und starrte zu dem Hause hin, über dem jetzt eine schwere, gelbbraune Wolke hing. Noch einen kurzen Augenblick, dann schlugen helle Flammen aus dem Dach.
    So schnell ihre Füße sie trugen, stürzte sie dem Hause zu. Die große Glasveranda war durch die Erschütterung und herabfallende Gesteinsbrocken arg verwüstet. Anne eilte zu Lady Evelyne und atmete auf, als sie diese unverletzt fand. Doch war sie augenscheinlich in eine schwere Ohnmacht gefallen.
    Während Anne noch um sie bemüht war, kam der Gouverneur hinzugeeilt. Nachdem er sich schnell überzeugt hatte, daß die Lady unverletzt war, stürmte er in den Garten.
    Dort machte die Feuerwehr eben ihre Löschgeräte bereit.
    Das Feuer im Dachgeschoß war schnell gelöscht. Wie durch ein Wunder war kein Menschenleben zu

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