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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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gefolgt, zur Startbahn. Selbstsicher wies sie auf ihre Maschine.
    »Sie sind im Fliegen nicht ausgebildet, Herr Oberst, sonst würden Sie wohl zugeben, daß dieser schnellen, schnittigen Maschine so leicht nichts anzuhaben ist. Kommt mir wirklich ein Unwetter in den Weg, werde ich mir die große Schnelligkeit meiner Schwalbe zunutze machen und ausweichen.«
    Sie wollte eben in ihr Flugzeug steigen, da fiel ihr Blick auf eine andere Maschine, die gerade aufgesetzt hatte und jetzt ausrollte. Neugierig sah sie hinüber.
    »Polizeiflugzeug«, sagte Macoto. »Anscheinend ein Gefangenentransport – ein Europäer, wie es scheint.«
    Interessiert trat Helene ein paar Schritte vor. Einen Augenblick schien ihre Gestalt zu wanken. Tief erblaßt stand sie da und starrte auf den Gefangenen.
    Macoto war an ihre Seite geeilt. »Meine Gnädigste, ich bitte Sie, was ist Ihnen? Sind Sie krank geworden? Oder ist es … der Gefangene?«
    Bei Macotos Worten schreckte Helene auf und drehte sich um.
    »Aber, wie sehen Sie aus? Weshalb sind Sie so erschüttert? Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Helene senkte den Kopf und strich mit einer schmerzlichen Gebärde über die Augen. »Rochus«, kam es tonlos von ihren Lippen. »Rochus … Hier sehe ich dich wieder …«
    »Oh, wie muß ich Sie bedauern! Der Gefangene ist Ihnen bekannt? Alle Umstände deuten darauf, daß seine Lage sehr ernst ist. Immerhin, ich will versuchen … Doch nein, zuvor möchte ich Sie in das Restaurant zurückführen. Sie bedürfen unbedingt einer Erholung, einer Erfrischung.«
    »Ja, ja, Herr Oberst, gehen wir dorthin! Ich bedarf einer kurzen Ruhe. Doch nein, lassen Sie meinen Arm, ich finde allein den Weg. Fragen Sie bitte, wer der Gefangene ist und wessen man ihn beschuldigt.« —
    Als Oberst Macoto kurze Zeit später zu Helene in das Restaurant kam, fand er sie wieder gefaßt. Sie sagte kein Wort, doch ihre Augen verrieten deutlich, mit welcher Spannung sie auf seine Mitteilung wartete.
    Macotos Gesicht war ernst, als er zu sprechen begann:
    »Eine sehr bedenkliche Angelegenheit, gnädige Frau. Ich kann Ihnen vorläufig nur das sagen, was man mir mitteilte. Es handelt sich um einen der Spionage verdächtigen Ausländer namens Arngrim. Er ist vor einiger Zeit aus einem Gefängnis entflohen und in Hongkong an Bord eines französischen Dampfers gegangen. Bei der Landung in Niutschwang ist er auf telegraphischen Befehl von dem Schiff heruntergeholt und hierhergebracht worden. Was weiter mit ihm geschehen wird, kann ich nicht sagen. Ich hörte nur, daß er vorläufig hier in das neue Gefängnis am Hun Ho gebracht wird.«
    In Helenes Gesicht vollzog sich, während Macoto sprach, eine gewisse Wandlung. Ihre Augen gewannen den alten Glanz wieder. Sie konnte sich sogar zu einem Lächeln zwingen, als sie jetzt zu Macoto sagte: »Ich danke Ihnen für Ihre Teilnahme, Herr Oberst. Sie waren ja so besorgt um mich. Nun will ich Ihnen auch erzählen, warum mich der Anblick des Gefangenen so stark traf.«
    Während sie jetzt sprach, schienen die letzten Spuren der Erschütterung verschwunden zu sein. Doch wer Helene etwa so kannte wie Alfred Forbin, würde sich sagen: Ah, jetzt hat sie einen schlauen Plan ausgeheckt, auf dessen Ziel sie mit aller Geisteskraft und Energie losgeht! Wie wohl eine schöne Frau einem Verehrer aus ihrer Tanzstunden- und Backfischzeit Reminiszenzen serviert, so sprach Helene von fröhlichen Jugendtagen, von frohen Stunden, die sie mit der Neustädter jeunesse dorée … darunter Arngrim … einst verlebt hatte. Dieser Arngrim habe später ihre Heimatstadt verlassen, um auszuwandern. Was er in der Zwischenzeit getrieben, wisse sie nicht. Sein plötzlicher Anblick hier als Gefangener habe sie natürlich sehr ergriffen.
    Helene zog die Uhr. »Ich sehe, Herr Oberst, daß ich dem Gefangenen nicht helfen kann, so leid er mir auch tut. Ich fühle mich wieder vollkommen wohl. Lassen Sie uns zur Startbahn gehen.«
    »Gnädige Frau! Sie wollen doch nicht etwa jetzt den Rückflug antreten?«
    »Aber warum nicht, Herr Oberst?«
    »Habe ich schon vorher dringend abgeraten, so muß ich jetzt darauf bestehen, gnädige Frau, daß Sie bis morgen warten. Mit Nerven, die nicht völlig intakt, dürfen Sie den Flug bei solcher Wetterlage unmöglich wagen.«
    Helene machte ein mißmutiges Gesicht. »Ich habe es Alexei versprochen, und …«
    »Höhere Gewalt, gnädige Frau, geht über alle Versprechungen. Ich werde sofort mit Ihrer Erlaubnis ein Telegramm an General Borodajew

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