Der Befehl aus dem Dunkel
Verstärker arbeitet das Gehirn Turi Chans in zweierlei Weise. Es empfängt die Gedankenwellen anderer und sendet eigene Wellen aus. Daß dabei gewisse Toxine, eben jene Allgermissenschen Präparate, die Hauptrolle spielen, wissen wir. Nach all dem, was uns Arngrim berichten konnte, handelt es sich dabei um zwei verschiedene pflanzliche Extrakte. Durch den einen wird die Strahlungsfähigkeit des denkenden Gehirns verstärkt, es arbeitet als ein Gedankensender. Durch den anderen wird die Empfänglichkeit für fremde Gedankenwellen erhöht. Je nachdem Turi Chan also das eine oder das andere Mittel anwendet, ist er imstande, entweder anderen seine Gedanken und seinen Willen aufzuzwingen, oder umgekehrt, die Gedanken anderer mitzuempfinden. Da liegt nun aber doch die Vermutung nahe, daß er auf der ›James Cook‹ mancherlei von unseren Gedankengängen aufgeschnappt hat, und das würde sein unerwünschtes Interesse für uns wohl zwanglos erklären.«
Clennan nickte. »Gewiß, Herr Astenryk. So muß es sein … Übrigens, ein gewisses Beispiel haben wir ja bei Ihrem Marian. Nur daß es bei dem eine natürliche Begabung ist und sich in schwächeren Ausmaßen hält.«
»Ist mir alles ein ganz unverständlicher, verrückter Zauber«, brummte Dale vor sich hin. »Das müssen doch krankhafte Hirne sein, die so abnorm reagieren.«
»Sagen Sie das nicht, Major Dale«, erwiderte Clennan. »Unter den lamaistischen Priestern gibt es zweifellos solche, die durch langjährige Übung die Fähigkeit erworben haben, sich durch Gedankenwellen zu verständigen. Ob das auf kleinere oder größere Entfernungen möglich ist, tut nichts zur Sache.
Und was Turi Chan angeht, so besitzt er eine gewisse Überlegenheit. Er ist mit seinen psychischen Kräften nicht an eine Apparatur und, was noch wichtiger ist, nicht an eine Energiequelle gebunden.«
»Diese letztere Schwierigkeit hoffe ich in absehbarer Zeit beheben zu können«, meinte Georg mit einer Miene, die ganz unbefangen sein sollte. Doch Clennan, der ihn scharf beobachtete, bemerkte, wie dabei über sein Gesicht ein Zug stolzer Befriedigung ging. Er hütete sich aber, eine Frage darüber an Georg zu richten. Ahnte er doch längst, daß hinter diesem geheimnisumwitterten Gesicht noch manches andere verborgen lag, was wohl einst die Welt in Erstaunen setzen würde. So hatte es ihn schon sehr gewundert, daß Georg über den rätselhaften Einbruch im Laboratorium mit wenigen gleichgültigen Worten hinweggegangen war. Er hatte gehofft, daß Dale, der mit Georg stets sehr offen sprach, nähere Fragen stellen würde, doch dieser hatte anscheinend der Sache kein besonderes Gewicht beigelegt. —
»Ich glaube, Herr Dale, daß Paulinenaue auch einst zu den Orten zählen wird, aus denen der Welt Gutes gekommen ist«, sagte Clennan, als er eine Stunde später mit Dale auf dem Heimweg war. —
»Schade, daß die beiden schon fort sind!« sagte Georg zu Jan, der den Radioapparat zum Empfang der Tagesnachrichten eingestellt hatte. »Was da gemeldet wird, klingt ja, als wenn sich heute oder morgen ein Krieg entwickeln wolle. Ich vergaß leider, Dale zu fragen, wie man in Canberra zur Zeit über die politische Lage denkt. Dale weiß doch immer gut Bescheid.«
»Was soll man aber von den Vorgängen in Singapur halten?« fragte Jan. »Die Radionachricht von der Explosion des großen Munitionsdepots – wie die Meldung besagt, ist sie unzweifelhaft auf einen verbrecherischen Anschlag zurückzuführen – muß doch nachdenklich stimmen. Daß der Kreuzer ›Suffolk‹ vor ein paar Tagen bei Penang nur mit knapper Not einer Treibmine entging, ist auch nicht gerade ein beruhigendes Moment.
Vielleicht wird dir Anne in ihrem nächsten Brief etwas Näheres darüber mitteilen können. Noch besser wäre es, sie käme selber. Was sie da zuletzt schrieb, sie sei jetzt nicht abkömmlich, dürfe die kranke Lady Wegg nicht verlassen, ist ja aller Achtung wert. Man sollte aber denken, in einer großen Stadt wie Singapur müsse es auch noch andere Leute geben, welche die kranke Lady pflegen könnten.«
»So ist sie nun einmal, Jan. Immer hilfsbereit, immer bereit, sich für andere aufzuopfern … meine liebe Anne. Ich bin überzeugt, ihre Schwester Helene wird sie stark vermissen. Anne hat sich in ihrer Gutmütigkeit von den Forbins in einer Weise ausnutzen lassen, die nicht gerade schön war.«
»Daß sich dieses ehrenwerte Paar nun doch einmal verkracht hat und auseinandergegangen ist, ist auch nicht übel«,
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