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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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einem Polizeiauto nach, das mit dem Gefangenen der Stadt zueilte.
    »Hoffentlich kommt der andere Wagen auch bald«, sagte Clennan. »Ich will froh sein, wenn wir Ihren kostbaren Verstärker in meiner Wohnung haben. Sie müssen sich wohl oder übel darauf einrichten, mit dem Apparat noch einige Tage hierzubleiben. Ich überlege es mir schon im stillen, wie ich es bei einer hohen Behörde erreiche, mit Ihnen und dem Verstärker in das Gefängnis zu gelangen, um Turi Chan alle Geheimnisse abzuzwingen. Wahrscheinlich muß ich dabei Dales Hilfe in Anspruch nehmen. Es muß auf jeden Fall vermieden werden, daß irgend jemand etwas von dem Verstärker hört oder sieht und Ihre Erfindung bekannt wird.«
    »Da kommt ein Wagen«, unterbrach ihn Georg. »Das wird Dale sein. Kommen Sie mit! Wir tragen den Apparat herunter und dann fort damit zu Ihrer Wohnung!« —
    Drei Tage waren vergangen, seitdem Turi Chan in das Gefängnis gebracht worden war. Georg Astenryk saß bei Clennan in dessen Wohnung. Der Verstärker stand zum Transport bereit. Sie warteten auf Major Dale, um mit ihm ins Gefängnis zu fahren. Mit größter Spannung sahen sie der nächsten Stunde entgegen.
    In der Gefängniszelle wollten sie mit Hilfe des Verstärkers Turi Chan zwingen, auch seine letzten Geheimnisse zu enthüllen. In mühevoller Arbeit hatten sie eine lange Reihe von Fragen aufgeschrieben, die an den Gefangenen gerichtet werden sollten.
    Das Telefon rasselte. »Es wird Dale sein«, sagte Georg, während Clennan zu dem Apparat eilte und den Hörer ergriff. Im nächsten Augenblick schien es, als entfiele der Hörer seiner Hand. Röte und Blässe wechselten in seinem Gesicht, in tiefem Erschrecken richtete er die Augen auf Georg.
    »Was ist los, Clennan?«
    Da ließ Clennan den Hörer kraftlos auf die Gabel zurückfallen: »Turi Chan ist entflohen.« —
    Eine halbe Stunde später kam Dale. Er war gefaßter, als die beiden erwarteten.
    »Unsere Schuld, meine Herren! Anders kann ich’s nicht nennen. Trotz schärfster Maßnahmen ist es Turi Chan gelungen, etwas von seinem Pulver mit in die Zelle zu schmuggeln. So war er imstande, zwei Leute des Gefängnispersonals in seinen Bann zu bekommen, die dann willenlos alles taten, was er wollte.«
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    »Das ist sehr schlimm«, begann Georg mit leiser Stimme. »Ich meine damit nicht allein, daß wir persönlich uns in Zukunft aufs äußerste vorsehen müssen. Das schlimmste ist, daß er nun wieder sein unheilvolles Wesen treiben kann und dem Bereich unserer Macht entrückt ist. Trotzdem darf uns diese Schlappe nicht kleinmütig machen. Ich will die Macht Turi Chans nicht unterschätzen. Aber, wenn wir unser Bestes tun, werden wir doch Sieger bleiben.«
    »Wahrscheinlich wird aber bis dahin eine Menge Blutes vergossen werden«, brummte Dale vor sich hin. »Doch halt! Daß ich’s nicht vergesse! Ich rate Ihnen dringend, Herr Astenryk, sich mit Ihrem Apparat sofort wieder nach Paulinenaue zu begeben. Jetzt habe ich sogar Oberst Trenchham gegen mich.
    Sie müssen sich darauf gefaßt machen, daß man Sie – ob Sie wollen oder nicht – irgendwo interniert, um Ihren Verstärker vor solchen unangenehmen Fällen sicherzustellen. Die Wut von Trenchham können Sie sich wohl denken. Was Sie alles aus Turi Chan herauspressen wollten, ist nichts gegen dessen Programm. Sind Sie einmal mit Ihrem Apparat wieder in Paulinenaue, sind Sie ja gegen jeden Vergewaltigungsversuch von Scott oder Trenchham unangreifbar – und ich glaube nicht, daß es die beiden auf eine gewaltsame Entführung ankommen lassen würden, schon weil dann von einer Geheimhaltung keine Rede mehr sein könnte.«
    Georg stand auf. »Gut, daß Sie mir das sagen, Herr Dale! In zehn Minuten werden sie ein leeres Nest finden.«
    *
    Anne Escheloh war in der Stadt, um einige Besorgungen zu machen. Auf dem Rückweg benutzte sie die Straßenbahn. Ihr gegenüber auf der Plattform stand ein Herr, der eifrig in einer Zeitung las. So hatte sie Gelegenheit, Gestalt und Gesicht des Mannes unauffällig zu betrachten. Irgendwie kam er ihr bekannt vor, doch vergeblich suchte sie in ihrem Gedächtnis, wo sie ihn wohl schon gesehen haben könnte.
    Als sie nach Hause kam und in ihrem Zimmer stand, fiel ihr Auge auf die letzte Nummer der »Australian World«. Unwillkürlich fuhr sie zusammen, als sie das Bild eines entsprungenen politischen Gefangenen aus Canberra sah. Jetzt wußte sie, warum ihr der Mensch in der Straßenbahn so bekannt

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