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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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bekanntgeworden, erfüllte ihn mit schwerer Sorge. Wer konnte wissen, ob nicht schon früher ähnliche Fälle von Verrat vorgekommen waren. Diese überaus komplizierten mechanischen Verteidigungsanlagen einer modernen Festung waren ja wie das Nervensystem eines menschlichen Körpers. Durch die Verletzung einer lebenswichtigen Stelle wird doch die Kraft auch des stärksten Mannes gebrochen …
    »Nun dürfte bald Herr Arngrim kommen«, meinte Clennan. »Ich war reichlich erstaunt, Herr Astenryk, als Sie mir vorgestern telefonierten, daß er wieder nach Georgetown zurückgekehrt ist. Als seine Leidensgefährten haben wir doch wohl einiges Interesse, zu hören, wie es ihm ergangen und wie er den Klauen dieses Teufels entronnen ist.«
    »Turi Chan, Turi Chan! Du hast dir mit der Zeit ein schönes Süppchen eingebrockt«, tönte Jans Baßstimme.
    »Turi Chan? Wer spricht hier von Turi Chan?«
    Wie aus Geistermunde gekommen, hallten die Worte durch den Raum. Aller Köpfe wandten sich erschreckt zur Tür.
    Da stand Arngrim mit bleichem, finsterem Gesicht. Eine Weile herrschte tiefe Stille. Georg eilte auf ihn zu und ergriff freudig dessen Hand. Auch die anderen umdrängten ihn, bestürmten ihn mit Fragen. Nur allmählich kehrte die Ruhe wieder, kam Ordnung in ihr Gespräch.
    Arngrim hatte am Tisch Platz genommen und erzählte. Es war eine lange Geschichte, die in dem deutschen Neustadt anfing, nach Gartok … nach Georgetown führte … Seine Begegnung mit Turi Chan … seine geistige Knebelung … seelische Martern … nach Hongkong verschleppt… Flucht aus dem Gefängnis auf ein Schiff … in Niutschwang erneut verhaftet, nach Mukden ins Gefängnis gebracht… und von dort…
    Jeder der Zuhörer merkte, wie Arngrim hier in seiner Erzählung etwas ins Stocken geriet, wie er nach Worten suchte, um seine Flucht aus dem Gefängnis zu erklären. Offensichtlich war er bemüht, die näheren Umstände zu verschleiern.
    In Seemannskleidung war er von Mukden nach Niutschwang gekommen und hatte einen Dampfer gefunden, der ihn nach Schanghai brachte. Von dort war er im Flugzeug nach Australien zurückgekehrt. —
    Zum Schluß seiner Erzählung waren die Züge Arngrims immer ruhiger, freier geworden. Als er mit seinem Eintreffen bei Musterton in Georgetown schloß, lag es wie heller Sonnenschein auf seinem Gesicht. Seine Gedanken kehrten zu der Stunde zurück, da er in Mustertons Haus trat und Musterton ihn in die Arme schloß. Nach einer Weile war dieser hinausgegangen, hatte die Tür hinter sich geschlossen … Wenige Minuten später … in der geöffneten Tür stand Lydia Allgermissen. Ein Aufschrei aus ihrem Munde, als sie ihn sah … dann lag sie in seinen Armen. —
    Lange noch saßen sie zusammen, sprachen von Turi Chan und vor allem von Allgermissen. Georg teilte Arngrim das Geheimnis Allgermissens Verstärker mit. Arngrim wußte, wenn nicht alles, so doch Wichtiges über die Pulver Allgermissens, denen Turi Chan seine Macht verdankte, zu berichten. —
    Die Nacht war fast herum, als Arngrim sich verabschiedete.
    In ihm war eine glückliche Wandlung vorgegangen. Jetzt, da man ihm alles berichtet hatte, was man von Turi Chans Taten und Worten wußte, atmete er erleichtert auf; was ihm so lange als Versäumnis auf der Seele gebrannt – nicht längst das, was er von Turi Chan und seinen Plänen wußte, jemandem mitgeteilt zu haben –, war kein Versäumnis mehr. Sie wußten das ja schon alles und noch mehr. Sein langer Brief an Major Dale, in dem er ihm alle seine Wahrnehmungen mitteilte, konnte ruhig in Turi Chans Händen bleiben. —
    Immer wieder gingen seine Gedanken zu seiner Flucht aus Mukden zurück. Sicherlich hatten die anderen wohl gemerkt, daß er die näheren Umstände seiner Flucht absichtlich unvollständig und unrichtig wiedergab … Zu ärgerlich, daß ich mir die Sache nicht vorher in anderer Weise klarlegte! Oder … Warum habe ich eigentlich nicht alles so erzählt, wie es in Wirklichkeit war?
    Wären die Gäste aus Canberra nicht dagewesen, hätte ich keinen Grund gehabt, etwas zu verschweigen. Ist doch Helene Forbin für Jan und für mich tot … für mich? … Wo sie mich erst vor kurzem aus der Gefangenschaft befreit hat? … Ihr verdanke ich mein Leben. Ihr, an die ich stets nur mit Haß und Verachtung zurückgedacht habe. Sie, die mich beinahe zum Mörder machte … Sie, die mein ganzes Leben zerstörte … Sie – so wollte es das Schicksal – mußte mich aus Todesnot erretten!
    … Daß sie diese Tat

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