Der Befehl aus dem Dunkel
Da standen alle Geheimnisse über die Versenkung der »Brisbane«. Welch neue furchtbare Entdeckung für ihn! Daß man auf gegnerischer Seite durch Verrat von all dem erfahren hatte, war ja ausgeschlossen. Man mußte sie belauscht haben – mit Hilfe des Verstärkers – damals, als die »Ito« die »James Cook« überholte.
Diesen Zauberapparat hatte er den Gegnern entrissen, hatte ihn sicher in den Händen gehabt … Warum hatte er damit nicht sofort Australien verlassen? Warum hatte er ihn nicht gleich nach China gebracht, ihn dort durch Physiker prüfen und in Gang setzen lassen?
Oh, daß er dieser kleinlichen menschlichen Schwäche nachgegeben hatte, daß er sich nicht den Gipfel seines Triumphes versagen konnte – daß er den unterlegenen, in seinem Bann befindlichen Feind aufs tiefste erniedrigen wollte! … Georg Astenryk selbst sollte ihm, dem Sieger, den Apparat in allen Teilen erklären, sollte ihn in der Kunst, ihn zu bedienen, unterweisen…
Für solch kleinliche, unwürdige Tat hatten ihn die Götter gestraft. Wäre es ihm nicht doch gelungen, etwas von Allgermissens Pulver mit in die Gefängniszelle zu nehmen, er wäre noch heute in der Hand des Feindes.
Mit wütender Gebärde ballte er die Zeitung zusammen und warf sie weit von sich.
Verflucht der Name Allgermissens und all das, was er je erdacht! Verflucht der Tag, der mir das Geheimnis seiner Pulver in die Hände spielte, während seine andere große Erfindung dem Deutschen zufiel. Verflucht ich selbst, daß ich mir den Apparat Allgermissens im letzten Augenblick noch entreißen ließ von dem, der schon gefangen in meiner Hand war!
Doch solange ich atme, soll auch der andere seines Besitzes nicht froh werden. Ich will ihn samt seinem Zauberapparat vernichten.
*
Georg, sein Bruder Jan, Major Dale und Clennan saßen in Jans Arbeitszimmer in Paulinenaue und besprachen die Ereignisse der letzten Zeit.
Jan Valverde äußerte immer wieder seine Unzufriedenheit über das Entkommen Turi Chans. Er nannte es eine traurige Blamage. Seine nachträglichen Ratschläge, wie man das hätte vermeiden können, waren ja auch nur allzu richtig.
»Das beste wäre gewesen«, meinte er, »Turi Chan in Clennans Wohnung zu schaffen und dort unter den Bann eines schnell gefertigten Tonbandes zu bringen. Dies hätte ihn besser festgehalten als Gefängnismauern. Dann hättet ihr Zeit und Muße genug gehabt, ihm nach und nach sämtliche Würmer aus der Nase zu ziehen. Später konntet ihr ihn meinetwegen im Gefängnis abliefern, obgleich ich ein einfacheres, besseres Mittel gewußt hätte, ihn unschädlich zu machen. Wenn er mir noch einmal in den Weg laufen sollte, weiß ich jedenfalls, was ich zu tun habe.«
Dabei tat Jan Valverde einen nicht mißzuverstehenden Griff nach seinem Browning. »Ich werde ihm nie vergessen, wie er mich behandelt hat.«
Bei diesen Worten bewegte Jan unwillkürlich die Lippen, als wolle er einen schlechten Geschmack vertreiben. »Die infame Bestie! Hätte er wenigstens mein Taschentuch als Knebel benutzt. So nahm er einen alten schmierigen Lappen, der schon zu Gott weiß welchen Zwecken gedient hatte …«
»›Der Einbrecher wurde jedoch durch die Sicherheitsvorrichtungen verscheucht‹, stand wohl in der ›Australian World‹?« Clennan sah bei diesem Zitat Jan verschmitzt von der Seite an.
»Der Teufel soll den holen, der das reingesetzt hat!« schrie er erbost.
Gesicht und Haltung Jans waren dabei so drollig, daß alle in ein herzhaftes Gelächter ausbrachen.
»Wie gut es war, Herr Dale, das Bild mit dem Bericht zu veröffentlichen …«
»Ah, Sie waren’s, Herr Major!« knurrte Jan.
»… wie gut das war«, fuhr Georg fort, »haben wir ja gesehen. Der Luftpostbrief meiner Verlobten aus Singapur zeigt es zur Genüge. Meine gute Anne drückt sich anscheinend bewußt diplomatisch aus. Aber zwischen den Zeilen ist doch zu lesen, daß man auf diese Veröffentlichung hin rechtzeitig ein schweres Verbrechen verhindern konnte.«
Dale machte ein finsteres Gesicht. »Ich kann Ihnen nichts Näheres über die Vorfälle in Singapur sagen. Die Angelegenheit ist streng geheim. Jedenfalls hat dieser Teufel ein wertvolles Menschenleben mehr auf dem Gewissen.«
Während die anderen weitersprachen, saß Dale in Gedanken versunken … Singapur … Vor Singapur würde der Tanz beginnen, hatte er mehr als einmal im Kreise seiner Kameraden geäußert.
Was ihm jetzt durch andere militärische Stellen über die Vorgänge in Singapur
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