Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
tiefen Schlot waren einst einige besonders mächtige Dunkelalben in das Innere der Erde gelangt. Tiefer als je ein Zwerg oder ein unterirdischer Feuerdämon vorgedrungen war.
Daher wohnte dem Gestein, aus dem die Säulenhalle errichtet worden war, eine besondere magische Kraft inne. Diejenigen allerdings, die diese schwarzen Steine aus dem Schlot geholt hatten, waren fortan durch ihren Aufenthalt in den extremen Tiefen verändert. Diese Veränderung war so stark, dass es ihnen daraufhin unmöglich war, dauerhaft an die Oberfläche zurückzukehren. Seitdem nannte man sie die Erdalben. Sie wurden zu einem Volk der Tiefe, das sich von den Dunkelalben ebenso getrennt hatte, wie diese zuvor von den Elben.
In den Zeiten der Gefahr suchte man jedoch den Beistand der Erdalben, denn ihre Magie war durch die Kräfte, denen sie ausgesetzt gewesen waren, um einiges stärker als jene der Dunkelalben.
Brogandas stieg die Stufen zur Säulenhalle empor. Dreizehn waren es an der Zahl. Das entsprach den dreizehn Mächtigen, die sich hier regelmäßig einfanden, um ihre Beschlüsse zu fassen.
Eines Tages, so hoffte Brogandas, würde er vielleicht einmal zu ihnen gehören. Dazu war es notwendig, einem der Mächtigen den Platz in diesem Gremium streitig zu machen. Der geistig Stärkere entschied eine solche Auseinandersetzung für sich. Ein Unterlegener erholte sich oft niemals wieder von seiner Niederlage, die weitaus kraftraubender sein konnte als beispielsweise die Benutzung eines magischen Tunnels. Manchmal führte die Erschöpfung eines solchen, mit allen Mitteln der schwarzen Magie geführten Duells zu einer derart vollständigen Entkräftung, dass der Tod des Betreffenden eintrat. Und es war sogar schon vorgekommen, dass beide Kontrahenten den Kampf nicht überlebt hatten.
Brogandas wusste sehr wohl, dass er noch lange nicht so weit war, um einen solchen Schritt wagen zu können. Jahre, wahrscheinlich Jahrzehnte weiterer Vervollkommnung im Umgang mit seinen Kräften lagen vor ihm.
Bevor der Gesandte der Dunkelalben zwischen den ersten Säulen hindurchschritt, hielt er zunächst einmal inne. Er murmelte eine sehr persönliche Formel innerer Stärkung.
Die Runen an seinem Kopf richteten sich in diesem Moment allesamt auf die Augen aus und blieben von nun an vollkommen starr. Die größte Kraft erfordert die Beherrschung des eigenen und nicht eines fremden Geistes, erinnerte er sich an eines der magischen Axiome, die man ihm während seiner Ausbildung in jener an der Küste der Nachtmark gelegenen Schattenfeste beigebracht hatte. Die Zahl der Dunkelalben war gering, aber sie beherrschten ein großes Land, das von den verschiedensten Geschöpfen bevölkert wurde. Umso wichtiger war es, dass die Herrn von Albanoy im Umgang mit ihren Kräften gut genug ausgebildet waren, um ihre Macht zu erhalten.
Wir warten!
Der Gedanke, der ihn in diesem Moment erreichte, war drängender und ungeduldiger, als Brogandas es erwartet hatte. Eine erste Ahnung stieg in ihm auf, dass diese Zusammenkunft vielleicht einen anderen Verlauf nehmen konnte, als er hatte voraussehen können.
Sein Hand umfasste den Griff der langen dunklen Klinge, die er an der Seite trug. Mit festem Schritt ging er zwischen den Säulen hindurch. Auf manchen von ihnen leuchteten jetzt Runen auf. Es waren exakte Abbildungen jener Formen, die derzeit in Brogandas Gesicht gezeichnet waren und die er mithilfe seiner Geisteskraft zumindest für den Moment fixiert hatte. Schließlich wollte er nicht, dass aus der jeweiligen Gestalt dieser Zeichen Rückschlüsse darauf gezogen wurden, was ihn innerlich bewegte. Verschlossenheit ist Stärke, Geheimnisse bedeuten Macht, lautete ein anderes Axiom, das man ihn während seiner Ausbildungszeit in der Schattenfeste gelehrt hatte. Wie passend für diesen Moment.
Der Wald aus dunklen Steinsäulen lichtete sich.
An einer Tafel, die aus einem Steinquader bestand, saßen die dreizehn Mächtigen. Sie trugen dunkle Kutten. Während Brogandas’ Kopf frei und sein Gesicht sichtbar war, hatten die Mächtigen ihre Kapuzen ins Gesicht gezogen, die vollkommen im Schatten lagen.
Keiner der Mächtigen zeigte von dem Augenblick an, da er seinen Rang in dieser Versammlung einnahm, jemals wieder sein Gesicht. Ein Zauber verhinderte, dass es erkennbar war. Die Schatten unter den Kapuzen wären selbst durch grelles Sonnenlicht nicht aufzulösen gewesen. Magie hatte sie erschaffen.
Fackeln flackerten auf eisernen Ständern unruhig in dem leichten Wind,
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