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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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des obersten Schamanen in dieser Frage widersprechen « , gab Brass Elimbor lächelnd zurück. » Und das selbst für die Verhältnisse meines Volks außergewöhnliche Alter, das ich erreicht habe, verschafft mir natürlich zusätzliche Autorität, denn wir schätzen Erfahrung und Wissen. «
    » Und doch reichte diese Wertschätzung bisher nicht aus, um König und Thronrat davon zu überzeugen, dass die Elben sich gegen Ghool wenden müssen, um Athranor zu retten. «
    » Nicht um Athranor zu retten, Arvan!! Wir würden unsere eigene Existenz damit sichern. Vorerst zumindest. « Brass Elimbor seufzte schwer und nahm einen Schluck aus dem Becher, der vor ihm stand. Seine Augen leuchteten daraufhin für einen Moment auf. Zumindest glaubte Arvan das, auch wenn er sich nicht vollkommen sicher war, ob das nicht eine durch das hereinfallende Sonnenlicht hervorgerufene Täuschung war. Arvan bemerkte außerdem, dass der Becher anschließend nicht weniger gefüllt zu sein schien als zuvor. War das Magie, oder hatte Brass Elimbor entgegen dem äußeren Anschein so wenig getrunken, dass der Unterschied zumindest für ein menschliches Auge nicht abschätzbar war.
    Der uralte Schamane lächelte. Die Kraft des Geistes, die Macht der Magie und die Fähigkeit zur Einbildung sind oft nicht zu unterscheiden, Arvan.
    Eandorn traf als Letzter beim Bankett ein, was offensichtlich dem traditionellen Ablauf entsprach, denn schließlich wurde dieses Ereignis zu seinen Ehren veranstaltet. Er würde einst in der Nachfolge des großen Elbanador stehen, wenn die Zeit für seinen Vater, König Péandir gekommen war, nach Eldrana zu gehen. Und so spielte der Thronfolger traditionell eine wichtige Rolle beim Fest des Ersten Elbenkönigs.
    Dass König Péandir und sein Gefolge noch nicht eingetroffen waren, wunderte Arvan zwar etwas. Aber er sagte sich immer wieder, dass er wohl seine menschliche Ungeduld zumindest ein Stück weit ablegen musste. Andererseits hieß das aber auch, dass der Hauptteil der Feier mit der Beschwörung des verklärten Ersten Königs aus Eldrana wohl noch etwas auf sich warten lassen würde. Und das beunruhigte Arvan mehr und mehr. Die Zeit war auf Ghools Seite, so war er überzeugt. Je mehr davon ungenutzt verrann, desto schwieriger würde es am Ende vermutlich, ihn überhaupt noch besiegen zu können.
    Aber vermutlich hatte Brass Elimbor recht, und es blieb keine andere Wahl, als die Zeit bis zum Ritual geduldig abzuwarten. Und selbst wenn dann die Wende zugunsten eines Eingreifens der Elbenheit in den Krieg erfolgte, hieß das nach allem, was Arvan bisher über dieses Volk und sein abgeschottetes Reich erfahren hatte, noch lange nicht, dass dann gleich ein großes Elbenheer aufbrach oder sich vielleicht einige Hundert ihrer Magier und Schamanen zusammentaten, um noch einmal einen Zauber zu wirken, der so mächtig war, dass er selbst Ghool in die Schranken wies.
    Ich muss Brass Elimbor und Prinz Eandorn vertrauen, nahm sich Arvan vor. Sie haben sich diesen Plan ausgedacht, und auch wenn er mir fast wie eine Verzweiflungstat vorkommt, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Teil zu erfüllen, den der Schamane mir darin zuweist!
    Arvan gefiel das überhaupt nicht.
    Lieber wäre er mit dem Beschützer in der Hand dorthin gegangen, wo Ghool vermutet wurde. Lieber wäre er geradewegs zur Stadt der Blitze aufgebrochen, wo sich diese Kreatur vermutlich verkrochen hatte, und hätte Ghool gestellt, wie er es schon einmal getan hatte. Nur wäre er diesmal ohne jede Chance gewesen, wie ihm sehr schmerzlich bewusst war.
    Die anwesenden Elben erhoben sich, als der Thronfolger eintraf. Sie murmelten Begrüßungsformeln. Arvan spürte, dass noch etwas mehr in der Luft lag. Gedanken vermutlich. Aber für ihn war nur vage spürbar, dass da irgendetwas war, was Brass Elimbor vielleicht die Kraft des Geistes genannt hätte. Was genau dort ausgetauscht wurde, konnte Arvan nicht erfassen.
    » Seid willkommen, Prinz Eandorn « , sagte Brass Elimbor feierlich.
    Der Prinz setzte sich auf den für ihn vorgesehenen Platz. Er hob seinen Becher, trank, und im nächsten Augenblick leuchteten seine Augen für einen Moment vollkommen weiß auf. » Möge uns die Klarheit Elbanadors erfüllen « , sagte Eandorn. » Auch wenn er vor langer Zeit zum verklärten Eldran wurde, können sein Rat und seine Weisheit noch immer unseren Blick auf den Weg erhellen, der vor uns liegt. So lasst uns den Trank des klaren Geistes nehmen und verinnerlichen.

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