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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Heiligtum der Stärke, wie die Halle mitunter auch genannt wurde, zu bewachen.
    Zu großen Festen und besonderen Beschwörungen magischer Stärke kam jedoch nahezu die gesamte Dunkelalbenschaft hier zusammen. Und mit ihnen erreichten dann auch viele ihrer dienstbaren Kreaturen diesen Ort, sodass aus einer Geisterstadt mitunter innerhalb von Tagen und Wochen eine wild in die Umgebung hineinwuchernde Wohnstadt wurde. Die vorhandenen Gebäude, die nicht zuletzt mithilfe äußerst mächtiger Zauber in einem guten Zustand gehalten wurden, reichten dann bei Weitem nicht aus, um all jene zu beherbergen, die zu solchen Anlässen nach Khemrand pilgerten.
    Wahre Stärke ist die Fähigkeit, zur richtigen Zeit die richtige Seite zu wählen, erinnerte sich Brogandas an einen der Lehrsätze, die man ihn während seiner Ausbildung auf der Schattenfeste an der Steilküste der Nachtmark gelehrt hatte, während er die dreizehn Stufen zur Säulenhalle emporschritt. Er dachte an Lirandil, Arvan und seine Halblingfreunde– und vor allem an Whuon und Neldo. Wen wird es Kopf und Seelenfrieden kosten, falsch gewählt zu haben?, fragte er sich. Und wer wird beide verlieren, weil er gar nicht wählen konnte – oder auch einfach nur zu lange damit gewartet hat?
    Erinnerungen an seine Zeit in der Schattenfeste stiegen in ihm auf. Sie lag nahe genug an der Grenze zwischen Albanoy und dem Elbenreich, dass man die Gipfel des Elbengebirges vor Augen hatte, wenn man von den Zinnen ihrer Türme bei gutem Wetter nordwärts blickte. Manchmal lag ein grauweißer Dunst über diesen Gipfeln, der sie wie verwaschene Traumgebilde aussehen ließ. Schlechte Trugbilder von schwachen Talenten, wie man sie in der Schattenfeste der Dunkelalben niemals zur Ausbildung ihrer Kräfte empfohlen hätte.
    Brogandas ging nun entschlossenen Schrittes zwischen den Säulen hindurch. Die dreizehn Mächtigen erwarteten ihn. Sie hatten einen Halbkreis gebildet.
    » Ihr seid auf den Herzschlag pünktlich, Brogandas « , stellte der Erste Mächtige fest. Eine traditionelle Formel, mit der Mächtige sich normalerweise nur gegenseitig begrüßen, erkannte Brogandas sofort.
    Er ahnte bereits, was nun unweigerlich folgen würde.
    Es war die Eröffnung einer Opferzeremonie.
    » Wie es erwartet wurde, habe ich es erfüllt « , antwortete Brogandas. Auch das war eine traditionelle Formel.
    » Um die Kraft des Stärkeren zu mehren, muss das Schwächere geopfert werden « , sagte der Erste Mächtige daraufhin. » Und je mehr Kraft das Opfer hatte, desto stärker die Magie, die aus dem Ritual erwächst. «
    » So sei es « , antworteten die anderen Mächtigen im Chor.
    Der Erste Mächtige vollführte eine Handbewegung. Der Halbkreis löste sich auf. Die anderen Mächtigen gaben den Blick auf den Steinquader in der Mitte der Säulenhalle frei.
    Darauf lag ein Dolch mit schwarzer Klinge.
    » Es war von einer besonderen Aufgabe die Rede, die wir für Euch vorgesehen haben, Brogandas. Bist du bereit, sie zu erfüllen? «
    » Ich bin bereit. «
    » Bist du bereit, sie bedingungslos und im Geist des Gehorsams gegenüber der Stärkeren Macht zu erfüllen? «
    » Das bin ich. «
    » Dann tu, was getan werden muss. «
    Brogandas war mit den Abläufen vertraut. Er wusste genau, was nun folgen würde. Während seiner Ausbildung waren die verschiedenen Opferrituale thematisiert worden. Jede Magie konnte durch ein geeignetes Opfer um ein Vielfaches verstärkt werden. Und im Gegensatz zu den Elben waren die Dunkelalben nicht bereit, auf solche Kraftquellen zu verzichten.
    Brogandas ging zu dem Steinquader. Er nahm den schwarzen Opferdolch in die linke Hand. Schwarzlicht strahlte daraufhin von der Klinge. Eine Aufgabe, aber verschiedene Wege, sie zu erfüllen, ging es Brogandas durch den Kopf. Der leichteste Weg wäre, mir den Dolch selbst in den Leib zu stoßen und dabei die Formel des Opferrituals zu sprechen.
    Aber auch wenn er damit seiner Pflicht nachgekommen wäre, so war er überzeugt davon, dass es nicht dieser Weg war, den zu beschreiten man von ihm erwartete.
    Am Ende aller anderen Wege könnte Schlimmeres als der Tod stehen. Ewige seelische Qual und die Verachtung der Dunkelalbenheit für erwiesene Schwäche.
    Brogandas nahm den Griff des Dolchs nun mit beiden Händen und hielt ihn über seinen Kopf. Dann schrie er die Silbenfolge der Opferformel und schleuderte den Dolch durch die Luft.
    Die Klinge hätte den Dreizehnten Mächtigen– das mit Abstand schwächste Mitglied dieses Gremiums–

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