Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Schlucht vorgelagerten Anhöhe. Dort bildeten sie einen Kreis und murmelten unablässig jene Formeln, die ihre Kräfte vereinten. Die Elbenmagie war im Laufe der Zeitalter so viel schwächer geworden, dass schon lange kein Einzelner unter ihnen noch in der Lage gewesen wäre, etwas so Mächtiges wie Reboldirs Zauber zu beherrschen.
    Brass Elimbor war allerdings nicht bei ihnen. Er ritt an Arvans Seite. Keiner der anderen Elbenmagier und niemand aus dem Schamanenorden hätte es gewagt, den ältesten aller Elben nach dem Grund dafür zu fragen. Und Brass Elimbor schien es seinerseits nicht für nötig zu halten, die anderen darüber zu unterrichten.
    Jedem anderen Magier oder Schamanen wäre in dieser Situation vorgeworfen worden, nur die eigene Kraft aufsparen und das Risiko einer tödlichen Erschöpfung für sich selbst minimieren zu wollen.
    Bei Brass Elimbor hingegen, der unter den Elben als der Letzte galt, der die glorreiche Zeit von König Elbanador miterlebt und den großen Helden Torandiris noch persönlich gekannt hatte, war man bereit, einfach anzunehmen, dass es edle Gründe für seine Handlungsweise gab.
    Ghools Truppen hatten inzwischen einige der gewaltigen Flammenrohre so in Stellung gebracht, dass sie auf die herannahenden Heere von Elben und Dalanoriern gerichtet waren. Und dahinter stürmten unzählige Trolle, Dämonenkrieger und thuvasische Söldner auf das Heer der Elben, Oger und Dalanorier zu.
    Die Zugechsen brüllten laut auf.
    Aus mehreren Flammenrohren brach sich eine Feuersbrunst Bahn.
    Arvan sah sie auf sich zukommen. Neben ihm ritten Prinz Eandorn und König Péandir– und nicht weit von ihnen entfernt trieb König Harrgyr von Dalanor sein Schlachtross voran. Brass Elimbor hielt sich ebenfalls in Arvans Nähe. Er war weit und breit der einzige Mann ohne Waffe und schien sich vollkommen auf die Kräfte seines Geistes zu verlassen. Arvan hatte ihn darauf angesprochen, Brass Elimbor jedoch nur ein mildes Lächeln und einen leicht amüsierten Gedanken entlockt. Ich habe den Umgang mit Waffen seit Äonen nicht geübt. Es wäre daher sinnlos, mir ein Schwert oder einen Bogen in die Hände zu geben.
    Und als dann ein Armbrustbolzen, der Arvan mit Sicherheit den Brustkorb durchbohrt hätte, auf eine scheinbar völlig den Naturgesetzen widersprechende Weise seine Flugbahn änderte und stattdessen in den Boden schlug, wusste Arvan, dass es gut war, Brass Elimbor in seiner Nähe zu haben.
    Die elbischen Bogenschützen schossen ihre erste Salve ab und unterstützten ihre Treffsicherheit und Durchschlagskraft mit besonderen magischen Formeln. Der Pfeilhagel mähte die ersten Reihe von Ghools Truppen nieder. Sowohl Trolle als auch thuvasische Söldner und kleinere Gruppen von Dämonenkriegern fielen ihnen zum Opfer. Sogar einige der Zugechsen an den großen Flammenrohren wurden getroffen, die nun fürs Erste nicht mehr manövrierfähig waren. Die zweite Salve wurde auf die Gnome gezielt, die die Flammenrohre bedienten. Fast die Hälfte von ihnen wurde getroffen. Nirgends in Athranor gab es Bogenschützen, die so präzise zu treffen vermochten. Aus manchen dieser Pfeile zuckten Blitze hervor, nachdem sie in die Körper der Gnome eingedrungen waren, so sehr waren sie von ihren Schützen mit Magie aufgeladen worden.
    Doch selbst die elbischen Bogenschützen konnten nicht verhindern, dass die in Stellung gebrachten Flammenrohre noch ihre todbringenden Feuerzungen hervorzucken lassen konnten. Beinahe gleichzeitig wurden sie ausgelöst. Ein flammendes Inferno sah Arvan auf sich und das Heer, das ihm folgte, zubrausen. Instinktiv hob er den Beschützer, wohl wissend, dass das kein Schutz gegen dieses Höllenfeuer war. Lautes, entsetztes Aufbrüllen der verbündeten Oger, die längst in Nahkämpfe mit Trollen und thuvasischen Söldnern geraten waren, drang durch den Schlachtenlärm. Doch die Feuersbrunst stieß an eine unsichtbare Grenze. Die vereinigte Kraft der Magier und Schamanen stoppte die Flammen wie eine unsichtbare Brandmauer– und warf sie zurück. Innerhalb von Augenblicken standen die großen Kriegsmaschinen in Flammen. Brennende Gnome sprangen von ihnen herunter. Die von den Bogenschützen getroffenen Körper der Zugechsen entzündeten sich ebenso wie Tausende von Trollen, Dämonenkriegern, Wolfsmenschen und thuvasischen Söldnern, die Arvans Heer entgegengerannt waren.
    In den Bergen südlich des Tablanor begann es daraufhin zu rumoren. Die ersten Gesteinsbrocken lösten sich, schwebten empor und