Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
in Brandenburg an der Tafel des Bischofs recht bissig besprochen worden ist, in seinem Schloß verborgen, ohne Zweifel so lange, bis irgend ein anderes Ereigniß sein eigenes Erlebniß in den Hintergrund gedrängt hat. Eurer jedoch, junger Freund, gedenkt man in Potsdam wie in Brandenburg nur mit der höchsten Achtung. Ich bin wirklich begierig, zu erfahren, was der Markgraf gesagt haben mag, als er von dem Vorgange Kenntniß erhielt, und halte mich überzeugt, daß er Euch dessen, was Ihr für den Prinzen gethan, stets eingedenk bleiben wird.
    Auf unserer Reise bis hierher habe ich nur deshalb vermieden, so ausführlich darüber zu sprechen, weil Ihr selbst den Vorfall nur oberflächlich berührtet und deutlich merken ließet, daß er Euch höchst unangenehm gewesen sei. Hätte ich freilich die eigentliche Ursache Eures Mißmuthes so zu erkennen vermocht, wie ich sie heut erfahren habe, dann würde ich weniger zurückhaltend gewesen sein!«
    Suteminn lächelte leicht, als er jetzt bemerkte:
    »Beruhige Dich, Detlev, Nymand von Löben hat sich zwar einem offenen Feinde gegenüber stets tapfer und muthig gezeigt, gegen unversehene Angriffe immer auf der Hut zu sein, ist aber ihm von jeher eine zu schwere Aufgabe gewesen. Mit dem ›schwarzen Dietrich‹ wird Dich das Schicksal schon noch einmal zusammenführen; dann kannst Du Deinen wahren Gefühlen für ihn ja nach Belieben Ausdruck geben!«
    »Gebe der Himmel, daß die Gelegenheit recht bald sich findet!« stieß Detlev finsterblickend hervor.
    Detlev athmete froh auf, als Suteminn jetzt von diesem Gesprächsgegenstande abging und plötzlich rief:
    »Da sitzen wir nun und plaudern von allem Möglichen und ich habe mich durch Eure hochwichtigen und interessanten Mittheilungen von einer der ersten Pflichten des Wirthes abhalten lassen. Ich finde es von Euch, Freund Bismarck, gar nicht freundschaftlich gehandelt, daß Ihr mich nicht selbst daran erinnert habt, daß derjenige, welcher eine ganze Nacht hindurch zu Pferde gewesen ist, sich wohl nach einem kräftigen Imbiß und einem starken Trunk sehnt!«
    »Wahrhaftig!« rief Herr von Bismarck, »in diesem Augenblick erst erinnere ich mich daran, daß mein Appetit und auch mein Durst erwähnenswerth ist. Das ist mir wohl zum ersten Male vorgekommen, daß ich Essen und Trinken eine Zeit lang wirklich vergessen habe!«
    Bald war das Gewünschte auf dem Tisch und eine halbe Stunde später verließ Herr von Bismarck neugestärkt durch Speise und Trank das gastliche Zauberhaus.
    Die Fremde war noch nicht erwacht und Suteminn hatte nun eine längere Unterredung mit Jobst, welchem die Furcht nicht nur vor den beiden grauenhaften, vierfüßigen Wächtern, sondern in eben so hohem Grade wohl auch die Scheu vor dem weit und breit als Zauberer und als hieb-und stichfest verschrieenen Ritter Suteminn den Mund öffnete, so daß dieser bald über Leben und Treiben der Räuberbande und über die Frau, die in sein Haus gebracht worden, möglichst unterrichtet war. Den »schwarzen Dietrich« indeß und die Schatzkammer in der Wendenburg hatte er nicht verrathen. Ungeachtet aller Angst vor Suteminn vermochte er doch die Besorgniß nicht zu unterdrücken, er könne möglicherweise dem Hauptmann der Bande noch einmal in die Hände fallen, in welchem Falle sein Loos, wenn er hier zum Verräther geworden, ein schreckliches werden würde. Die Schatzkammer aber verschwieg er aus Dankbarkeit gegen seine Retter aus der Todesgefahr, den beiden Junkern Dietz und Cuno von Quitzow, welchen er den Vortheil, in Zeiten der Noth in der Schatzkammer Rettung zu finden, gewahrt wissen wollte.
    Als er seine Mittheilungen beendet, sprach Suteminn:
    »Du bist jetzt ohne Herrn. Falls Du mir treu dienen willst, kannst Du bei mir bleiben. Merke Dir aber, daß bei dem geringsten Beweise Deiner Untreue Dein sofortiger Tod gewiß ist. Die beiden Wächter, welche Du im Hofe gesehen hast, würden Dir dann ein schreckliches Ende bereiten!«
    Jobst, der rauhe Kriegsknecht, welcher dem Tode in seinen verschiedensten Gestalten bereits muthig in’s Auge gesehen hatte, erbebte vor dieser Drohung und gelobte mit zitternder Stimme unverbrüchliche Treue.
    »Dann gehe und laß Dir durch den Junker Deine Stätte und Arbeit zuweisen!« befahl Suteminn schroff, und Jobst entfernte sich eilig aus der Nähe des gefürchteten Herrn.
    Die Thür hatte sich kaum hinter ihm geschlossen, als an die zur Vorderstube führende Thüre geklopft wurde. Er mußte die Einlaß begehrende Person

Weitere Kostenlose Bücher